Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zuviel Milch?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zuviel Milch?

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Hallo Frau Welter, habe gerade im Forum von Dr. Posth eine Antwort bekommen, die mich echt verunsichert hat. Also hier als Bsp. die Trinkmenge/Abstände von heute: 02.30 = 140 ml 07.15 = 160 ml 10.55 = 180 ml 14.45 = 180 ml 17.45 = 180 ml 21.00 = 160 ml Macht genau 1 Liter. Mein Sohn ist jetzt 10 Wochen alt, 63 cm groß und etwas über 6 kg schwer. Gerade wurde mir geraten, die Trinkmenge bei 720 - 800 ml zu stoppen und Tee anzubieten. In der Stillberatung im Krankenhaus sagte man mir aber, mit Pre kann man nicht "überfüttern", ich solle nach Bedarf geben und Tee nur, wenn "medizinisch" notwendig, z.B. Fencheltee gegen Blähungen, da Säuglinge ihren Flüssigkeitsbedarf ausschließlich über Milch stillen sollten. Es ging darum, daß er an manchen Tagen wesentlich mehr schreit, und zwar an den Tagen, an denen er über die 1-Liter-Marke kommt. Die durchschnittliche Trinkmenge liegt bei 850 bis 950 ml. Er schreit aber bereits morgens mehr, nicht erst, nachdem die 1-Liter-Marke durchbrochen ist. Was ist denn nun richtig? Ich bin ziemlich verunsichert. Liebe Grüße ... Marion


Biggi Welter

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? Liebe Marion, wird Ihr Kind (teilweise) gestillt oder ausschließlich mit Pre-Nahrung gefüttert? Bei einem gestillten Kind gibt es weder eine Obergrenze für die Muttermilch (wie sollte das auch üblicherweise kontrolliert werden, denn die Brust hat je keine Maßskala) und auch nicht für die Häufigkeit der Stillzeiten. Bei mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährten Babys wird allerdings tatsächlich angeraten, dass das Kind nicht mehr als ein Liter täglich zu sich nimmt (was entsprechend der Faustregel 1/6 des Körpergewichtes bei Ihrem Sohn dann auch etwa passt). Kurzfristig kann bei Wachstumsschüben diese Menge auch mal überschritten werden. Mindestabstände sind bei Stillkindern ebenfalls keine einzuhalten, das ist ein Ammenmärchen zu dem ich Ihnen einen Text anhänge. Wesentlich ist sicher das Gedeihen und das Wohlbefinden Ihres Kindes und das sollten Sie mit Ihrer Kinderärztin/arzt besprechen. LLLiebe Grüße Biggi Welter Woher kommt der Mythos vom `MindestabstandA ? Von Denise Both, IBCLC `Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen.A `Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind BauchschmerzenA `Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werdenA Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten `damit sich mehr Milch ansammeltA, denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das `HinhaltenA des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die `Frische Milch auf halbverdaute Milch-TheorieA, die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 B 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung `Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des MagensA und seinem 1922 veröffentlichten Buch `Der Arzt als Erzieher des KindesA geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde B wie so oft B einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.


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Ach ja ... in der Antwort hieß es "Zuviel unverdaute oder nur halb verdaute Nahrung gelangt in die unteren Darmabschnitte, wo sich eine Unzahl von Bakterien daran gütlich tut. Diese Mikroorganismen produzieren dabei aber große Gasmengen, die die Darmwand erheblich dehnen und bei empfindlichen Säuglingen Koliken hervorrufen. Da der Darm aber gesund ist und resorbiert, wachsen diese Säuglingen und werden rapide schwerer." Ist das wirklich so? Dann würde ich ja selbst so eine Art "Teufelskreis" provozieren!


Mitglied inaktiv

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Was man nicht im Kopf hat ... noch etwas: mein Sohn hat meines Erachtens übrigens keine Koliken. Er hat keine Probleme, Blähungen loszuwerden - ein kleiner "Blähboy" ;-), der Bauch ist eigentlich immer weich und der Stuhlgang normal. In den meisten Fällen bäuert er auch wie ein Weltmeister und er spuckt auch recht wenig. Ich hatte halt den Verdacht, daß das Schreien an den Vielfraß-Tagen ein "Wachstumsschub" sein könnte o.ä., immerhin ist er seit seiner Geburt 11 cm! gewachsen und hat rund 2,2 kg zugelegt.


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Liebe Frau Welter, vielen Dank für die rasche Antwort und den angehangenen Text. Und nein, mein Sohn wird nicht gestillt. Das war leider aus medizinischen Gründen nicht möglich (Brust-OP). Aber wie ich das jetzt herausgelesen habe, ist die Trinkmenge also nicht bedenklich? Und in der Regel sind ja auch 3 bis 4 Stunden dazwischen. Liebe Grüße Marion


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