Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zufüttern

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zufüttern

85kathali

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Liebes La-Leche-Team, meine Tochter wurde vor knapp einem Monat geboren. Seitdem nimmt sie nur schleppend zu, nach Messung der Hebamme mal 60 oder 80g in 5 bis 6 Tagen. Das ist natürlich nicht viel, auch wenn es für die Hebamme zwar grenzwertig aber noch okay ist. Gestern hatten wir die U3 und der Kinderarzt war mit dem Gewicht der Kleinen alles andere als zufrieden und meinte, wenn sie nicht ganz schnell die empohlnenen 150 bis 200g pro Woche zunimmt, müsse zugefüttert werden. Wir haben in den ersten Tagen nach der Geburt im Krankenhaus und am ersten Tag zu Hause ein kleines bisschen zugefüttert, weil meine Tochter teilweise zwei Stunden an meiner Brust hing und immer noch nciht satt schien. Nach einem kleinen bisschen zusätzlicher Milch (im Krankenhaus ohne Eiweiße, danach Pre-Ha-Milch) war sie zufrieden, mal 20ml mal 30ml. Nach dem Milcheinschuss war das zunächst alles kein Problem mehr und seitdem stille ich ausschließlich. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass meine Tochter seit ein oder zwei Wochen nicht immer satt wird, da sie häufiger weint und sucht. Ich weiß aber nicht, ob sie vielleicht auch einfach nur Nähe und nuckeln verbinden möchte (in solchen Situationen hilft auch kein Finger oder Schnuller, den sie eh nicht oft nimmt). Da meine Tochter aber nun seit ihrer Geburt wirklich wenig zugenommen hat und ich ja auch nicht möchte, dass sie Hunger hat, steht nun die Überlegung im Raum, zuzufüttern. ISt das zu empfehlen? Gibt es anderes, was ich vorher ausprobieren kann? Ich versuche mich schon an Stilltees, alkoholfreiem Weizen und Mandeln. Ich möchte auf keinen Fall durch mögliches Zufüttern die Milchmenge der Muttermilch reduzieren und natürlich am liebsten voll stillen. Momentan ist das aber alles ein bisschen stressig, ich entwickle schon leichte Schuldgefühle dem Kind gegenüber. Wir haben einmal versucht ihr nach dem Stillen noch eine Falsche zu geben. Sie hat wenig getrunken und viel davon wieder ausgespuckt. Heute erfolgte der zweite Versuch, nachdem sie den ganzen Vormittag nur mit sehr kleinen Pausen getrunken hat und die Brüste schon ganz leer schienen. Sie hat (nach nochmaligem Anlegen für 10min an eine Brust) dann 60ml getrunken, zweimal einen Schwall ausgespuckt, war dann immer noch nicht zufrieden. Ich hab sie dann einfach nochmal an die Brust gelegt (Milchmenge müsste ja durch die Flasche gereicht haben, hätte sie sonst gespuckt?) und da hat sie dann noch ein bisschen genuckelt und dann ist sie eingeschlafen. Vielleicht sollte ich auch noch erwähnen, dass ich momentan (noch) teilweise mit Stillhütchen stille (momentan noch mehr als ohne). Ich hatte nach der ersten Woche ziemlich schmerzende und auch blutende Brustwarzen, sodass ich zu den Stillhütchen übergegangen bin und nun, da alles verheilt zu sein scheint, langsam wieder ohne anfange. Kann es sein, dass ich meine Tochter vielleicht nicht richtig anlege, die Brüste falsch entleert werden? Vielen Dank für Ihre Hilfe,


Biggi Welter

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Liebe 85kathali, in Absprache mit dem Kinderarzt und in Zusammenarbeit mit einer Stillberaterin vor Ort, wäre es der erste Schritt, festzustellen, wodurch die geringe Gewichtszunahme verursacht wurde und ob es notwendig ist sofort zusätzliche Nahrung zu geben und dabei gleichzeitig daran zu arbeiten die Milchmenge der Mutter zu erhöhen oder ob zunächst noch abgewartet werden kann mit der zusätzlichen Nahrung und die Mutter mit geeigneten Maßnahmen ihre Milchproduktion ankurbeln kann. Aus der Distanz kann ich dir jetzt keines Falls sagen, was in deinem Fall erfolgen sollte. Am besten setzt Du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung und sprichst nochmals mit dem Kinderarzt (oder holst die Meinung eines zweiten Kinderarztes ein), ob es möglich ist, zunächst zu versuchen, das Kind durch ausschließliches Stillen weiter zu ernähren oder ob sofort Handlungsbedarf also die zusätzliche Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung besteht. Ist es notwendig zusätzliche Säuglingsnahrung zu geben, dann sollte diese Nahrung möglichst nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode nach dem Anlegen gegeben werden (z.B. Becher). Gleichzeitig sollte durch die im folgenden beschriebenen Maßnahmen versucht werden, die Milchmenge der Mutter zu erhöhen und das Kind zu häufigerem Trinken an der Brust anzuregen. Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, ihr eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird er ganz sicher einen Schub machen, und womöglich bessert sich dann auch ihr Appetit!! Probier es mal aus! LLLiebe Grüße, Biggi


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