Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

zu wenig milch

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: zu wenig milch

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Hallo, meine kleine tochter ist 3 monate alt. Sie wiegt derzeit 4,5 kg - ich muss jedoch anmerken, dass ihr Geburtsgewicht bei 2 kg lag. bis jetzt habe ich gestillt. Nun geht mir die Milch aus: Stilleinlagen sind trocken und sie hat die letzte Woche kein Gewicht zugelegt. Der einzige Rat der mir zuteil wurde, war öfters anzulegen. Das ist auch nicht ganz einfach, da sie derzeit Anämie hat und sehr viel schläft. Am Abend schläft sie um ca. 23h ein und ist bis morgens 4 Uhr kaum zu wecken. Danach schläft sie bis ca. 7 Uhr weiter. Also wirklich große Pausen. Ich mache mir wirklich Sorgen. Industriemilch spuckt sie aus. Können Sie mir weiterhelfen? Was soll ich tun? Grüsse Daniela


Biggi Welter

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Liebe Daniela, wenn die Stilleinlagen trocken bleiben, bedeutet das keinesfalls, dass Sie zu wenig Milch haben! Es ist kein Zeichen von zu wenig Milch, wenn ihre Brüste wieder weich und vielleicht sogar wieder kleiner werden. Im Gegenteil, es ist vollkommen normal, dass die anfängliche Fülle und das pralle Gespanntsein und das Auslaufen der Brust nachlässt, dies ist ein Zeichen, dass sich die Stillbeziehung gut eingespielt hat. Die Gewichtszunahme eines Babys verläuft fast nie gleichmäßig, sondern in Schüben. Daher sollte zunächst einmal immer die Gewichtszunahme über einen längeren Zeitraum beobachtet werden und nicht nur von ein paar Tagen oder einer Woche. In Absprache mit dem Kinderarzt und in Zusammenarbeit mit einer Stillberaterin vor Ort, wäre es der erste Schritt, festzustellen, wodurch der Gewichtsstillstand verursacht wurde und ob es notwendig ist sofort zusätzliche Nahrung zu geben und dabei gleichzeitig daran zu arbeiten die Milchmenge der Mutter zu erhöhen oder ob zunächst noch abgewartet werden kann mit der zusätzlichen Nahrung und die Mutter mit geeigneten Maßnahmen Ihre Milchproduktion ankurbeln kann. Aus der Distanz kann ich ihnen jetzt keines Falls sagen, was in ihrem Fall erfolgen sollte. Am besten setzen Sie sich mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe in Verbindung und sprechen mit dem Kinderarzt, ob es möglich ist, zunächst zu versuchen, das Kind durch ausschließliches Stillen weiter zu ernähren oder ob sofort Handlungsbedarf - also die zusätzliche Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung - besteht. Ist es notwendig zusätzliche Säuglingsnahrung zu geben, dann sollte diese Nahrung möglichst nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode nach dem Anlegen gegeben werden (z.B. Becher). Gleichzeitig sollte durch die im folgenden beschriebenen Maßnahmen versucht werden, die Milchmenge der Mutter zu erhöhen und das Kind zu häufigerem Trinken an der Brust anzuregen. Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse ihres Babys an der Brust wach zu halten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (Tipp: auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst müssen Sie das Zubehör selbst zahlen). Richten Sie sich mit Ihrer eigenen Flüssigkeitszufuhr nach Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinken Sie zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte ebenfalls verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achten Sie darauf, dass SIE ausreichend und möglichst ausgewogen essen. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhen Sie sich oft aus und entspannen Sie sich. Arbeiten Sie für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft Ihnen nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht können Sie ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Sie legen sich mit ihrem Baby ins Bett und kümmern sich ausschließlich um ihr Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte ihr Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass ihr Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem sollten Sie wie bereits erwähnt Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die Sie und Ihr Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Sie korrekt anlegen und dass Ihr Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass ihr Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich jedoch von hier aus nicht beurteilen, da ich Sie beim Stillen nicht beobachten kann. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, die Ihnen sicher bei Ihrem Problem im direkten Kontakt unterstützen wird. Hier noch ein paar Tipps, wie Sie Ihr müdes Baby zum Trinken bewegen können. Um ein schläfriges Babys aufzuwecken, haben sich die folgenden Techniken bewährt: Aufwecktechniken • Versuchen Sie das Baby aufzuwecken, wenn es sich in einem leichten Schlafstadium befindet. Achten Sie auf rasche Augenbewegungen unter den geschlossenen Lidern, Bewegungen von Armen und Beinen, Saugbewegungen der Lippen und Veränderungen im Gesichtsausdruck Ihres Babys. • Dämpfen Sie das Licht. Grelles Licht veranlasst das Baby, seine Augen zu schließen. • Lockern Sie die Bettdecke oder nehmen Sie die Decke weg. • Bei warmen Raumtemperaturen ziehen Sie das Baby aus bis auf die Windel. Bei Temperaturen über 27° C nimmt die Saugaktivität ab. • Sprechen Sie mit dem Baby und versuchen Sie, Blickkontakt herzustellen. • Halten Sie das Baby aufrecht. • Bewegen Sie das Baby sanft auf und ab, während Sie es auf Ihrem Schoß halten. Dabei heben Sie seinen Kopf, seine Schultern und seinen Körper an und beugen es in der Hüfte. Versuchen Sie niemals, das Baby in der Taille zu beugen, dadurch können innere Verletzungen hervorgerufen werden. Steigerung der Stimulation • Reiben oder klopfen Sie den Rücken des Babys oder lassen Ihre Finger an seiner Wirbelsäule entlang spazieren. • Wechseln Sie die Windeln. • Massieren Sie sanft Hände und Füße des Babys. • Verstärken Sie den Hautkontakt mit Ihrem Baby. Massiere Sie das Baby oder baden es. • Bewegen Sie die Arme und Beine des Babys wie bei „backe, backe Kuchen." • Reiben Sie die Stirn und die Wangen des Babys mit einem kühlen, feuchten Waschlappen ab. • Lassen Sie Ihre Fingerspitzen um die Lippen des Babys kreisen. • Tropfe Sie etwas ausgestrichene oder abgepumpte Muttermilch auf die Lippen des Babys. Das Interesse des Baby aufrecht erhalten • Die Hand, die die Brust abstützt, muss das Gewicht der Brust vom Kinn des Babys nehmen. • Wechseln Sie die Seite, sobald das Baby das Interesse am Saugen verliert. Das heißt, Sie nehmen es von der Brust ab, sobald es langsamer saugt und aufhört zu schlucken und legen es an der anderen Seite an. Diese Technik heißt Wechselstillen. • Wenn Sie die Brustseite wechseln, lass Sie das Baby dazwischen aufstoßen oder wickeln es, um sein Interesse wach zu halten. • Versuchen Sie das Baby in der Unter-dem-Arm-Haltung statt der Wiegenhaltung zu stillen. • Massieren Sie den Oberkopf des Babys beim Stillen in kreisenden Bewegungen. Selbstverständlich müssen Sie nicht alle diese Dinge durchführen, suchen Sie sich einfach aus, was Sie für erfolgversprechend halten. LLLiebe Grüße Biggi


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