Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie kann ich die Milchmenge steigern?

Frage: Wie kann ich die Milchmenge steigern?

Leoflonad

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Hallo, mein Sohn wurde am 02.10.2016 spontan in einem stillfreundlichen Krankenhaus geboren. Leider fingen schon dort die Stillprobleme an, da ich auch am dritten Tag keinerlei Milcheinschuss hatte. Er hat von Anfang an sehr gut und kräftig gesaugt, dies wurde von allen Stillberaterinnen auf der Station bestätigt. Zu Hause wurde es leider nicht besser. An Tag 7 hatte ich zwar endlich etwas Milch, ein spürbarer Milcheinschuss blieb aber aus. Ich habe angefangen Pre zu zufüttern, weil er nicht satt geworden ist und im Krankenhaus 8 % Körpergewicht verloren hatte. Von Beginn an war es mir wichtig, ihn voll stillen zu können, weshalb ich zur Zufütterung auf ein Brusternährungsset zurückgegriffen habe. Zur Milchsteigerung nehme ich Bockshornkleekapseln, Stilltee, Malzbier, Humana piulatte plus Pulver, trinke ausreichend aber nicht über den Durst, ernähre mich kohlenhydratreich. Da meine Mutter seit der Entbindung für mich kocht und mein Mann größtenteils den Haushalt schmeißt, habe ich auch keinen besonderen Stress und konnte mich von der Geburt gut erholen. Mittlerweile ist mein Sohn 11 Wochen alt, ich konnte die Milchbildung zumindest so weit steigern, dass ich tagsüber und nachts voll stillen konnte, nur am Abend war ein Zufüttern von 90 ml Pre erforderlich. Nur nach 4-5 Stunden Nachtruhe ohne Stillen habe ich überhaupt das Gefühl, dass die Brust richtig voll ist, dann klappt das nächtliche stillen auch super. Mit dieser Situation konnte ich eigentlich auch ganz gut leben, auch wenn ich oft neidisch wurde, wenn mir andere Mütter erzählen sie haben so viel Milch, dass sich das Baby sogar verschluckt. Mein Sohn geht gerne an die Brust, eine Saugverwirrung schließe ich aufgrund der Verwendung des Brusternährungssets aus. Seit 3 Tagen allerdings reicht die Zufütterung nicht mehr aus. Bereits am Nachmittag schreit er nach dem Stillen noch vor Hunger und schläft erst wieder zufrieden ein, wenn er zusätzlich noch Pre bekommen hat. Insgesamt erhält er in 24 h ca. 200 ml Pre. Nach wie vor füttere ich dies mit dem Brusternährungsset zu. Zusätzlich pumpe ich mit einer Medela Doppelpumpe zeitgleich zum Zufüttern die andere Brust ab, bekomme aber nach dem Stillen hier lediglich noch 10-20 ml Milch raus. Selbst wenn ich durch Ausstreichen der Brust versuche Milch zu gewinnen, gelingt mir dies nicht. Eine Milchsteigerung stellt sich nicht ein und ich verstehe eigentlich nicht warum. Ich bin mittlerweile ziemlich verzweifelt und habe das Gefühl er braucht immer mehr Pre – ich sehe mich ehrlich gesagt schon beim langsamen Abstillen, obwohl ich genau das durch das Brusternährungsset verhindern möchte. Ich lege ihn tagsüber alle zwei Stunden an. Können Sie mir noch einen Tipp geben oder ist es bei manchen Frauen einfach nicht möglich, die Milchbildung über ein gewisses Maß hinaus zu steigern? Eine Stillberatung vor Ort kann ich leider aufgrund der Entfernung nicht in Anspruch nehmen, da wir sehr ländlich wohnen. Vielen Dank!


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Leoflonad, auch wenn Du weit fahren musst, hole dir bitte Hilfe vor Ort! Ich kenne dein Baby nicht, ich sehe nicht, wie es trinkt und wie es aussieht, deshalb könnte ich leider niemals sagen, wie Du weiter vorgehen kannst. Eben so wenig wie ein Arzt, dem Du am Telefon sagen „mir tut mein Rücken weh" eine Ferndiagnose stellen kann, kann eine Stillberaterin bei Saugproblemen aus der Ferne sagen „genau das ist es". Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Ja, es wäre sogar fahrlässig, wenn ich behaupten würde, die Stillberatung über Internet kann alle Probleme lösen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich gebe dir nun ein paar allgemeine Tipps, aber die Saugtechnik sollte dringend überprüft werden. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Mit Wechselstillen könntest du deinem Kleinen vielleicht etwas länger zum Trinken bringen... Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Und du kannst auch etwas tun, damit mehr Milch fließt beim stillen: Erstens helfen warme Auflagen auf der Brust (z.B. Kirschkernsäckchen), und du kannst beim Stillen die Brustkompression anwenden (s.u.). Lieben Gruß, Biggi Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt. Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)


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