Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie besseres Stillverhalten lernen?

Frage: Wie besseres Stillverhalten lernen?

lionalil

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Hallo! Mein Sohn ist nun drei Wochen alt und hat von Anfang an gut an der Brust getrunken. Ich denke auch, dass ich genug Milch habe. Er nimmt gut zu (von anfangs 3100g auf nun etwa 4000g), sieht gesund aus, hat jede Menge volle Windeln und entwickelt sich auch sonst gut. Ich stille ihn etwa alle 2 Stunden je nach Bedarf. Zwischen zwei Mahlzeiten liegen aber nie mehr als 3 Stunden und er trinkt auch immer lange an der Brust, manchmal auch an beiden während einer Mahlzeit. Soweit so gut. Das Problem ist, dass er - obwohl er eigentlich gut versorgt ist - sich meistens verhält, als ob er seit drei Tagen nichts mehr bekommen hätte: sobald er an die Brust soll boxt er, tritt und kratzt mich, schlägt mit dem Kopf umher und gegen die Brust, beißt in die Brustwarze, jammert und beschwert sich und klingt wie ein hungriger kleiner Wolf. Er ist dann sehr schwer zu halten (ich muss ihn dann immer im Liegen stillen, sonst kann ich ihn nicht halten) und sehr schwer soweit zu beruhigen, dass ich die Brust in seinen Mund kriege. Sobald das geschafft ist, ist er schlagartig ruhig. Aber keine 30 Sekunden später lässt er die Brust wieder los und das Ganze geht nochmal von vorne an. Oder er saugt an, dann kommt die Milch und er lässt los und alles schießt sonstwohin, bloß nicht in seinen Mund. Ich muss ihn dann immer ein bisschen zwingen, weiterzutrinken und dann geht es. Eine andere Szene ist: er trinkt ein paar Minuten, lässt los und tut so als ob er satt ist (Mund fest zu, verweigert Brust, will einschlafen oder schläft schon, dreht Kopf weg). Aber keine 5 Minuten später fängt er an zu weinen oder quengeln weil er Hunger hat. So dauern seine Mahlzeiten schon mal eine Stunde mit mehreren Unterbrechungen. Warum trinkt er nicht gleich weiter? Oder er trinkt, lässt los, ich lasse ihn aufstoßen und will ihn danach wieder hinlegen. Dann hat er aber wieder Hunger, weil ja die Luft raus ist. Also geb ich ihm mehr, dann muss er wieder aufstoßen, ich leg ihn wieder hin, er will wieder an die Brust, und so geht das eine ganze Weile, manchmal auch mit zwischendrin Windeln wechseln. Er will halt gerne entspannt nach dem Essen einschlafen, geht aber nicht, weil er Luft im Bauch hat oder eine Windel braucht, dann wird er wieder wach, will wieder an der Brust einschlafen, usw... Und irgendwann ist er total quengelig, weil er so müde ist, kann aber dann erst recht nicht einschlafen sondern schreit. Ich hab ihn deshalb schon manchmal einfach ohne Bäuerchen schlafen lassen, sonst kriegen wir beide ja überhaupt keinen Schlaf ab. Haben Sie Tipps für mich, wie ich das alles in den Griff kriegen kann? Viele Grüße und vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort!


Biggi Welter

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Liebe lionalil, ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Es gibt zwei Hauptursachen für ein solches Verhalten: Saugverwirrung und übermäßig starker Milchspendereflex. Falls Ihr Kind einen Schnuller oder auch (gelegentlich) Flasche bekommt, sollten Sie diese künstlichen Sauger für eine Weile weglassen und schauen, ob sich das Verhalten bessert. Wenn die Saugverwirrung noch nicht zu stark ausgeprägt ist, kann das schon ausreichen, dass das Baby wieder lernt die Brust gut anzunehmen. Beobachten Sie in den nächsten Tagen die Stillzeiten einmal ganz genau. Können Sie sehen, wie Ihre Milch in einem kräftigen Strahl aus Ihrer Brust herauskommt? Verschluckt sich Ihr Baby? Läuft Milch aus seinem Mundwinkel? Möglicherweise haben Sie einen sehr starken Milchspendereflex, mit dem Ihr Baby nicht zurecht kommt und er protestiert deshalb so. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten bei einem starken Milchspendereflex sind: erhöhen Sie die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößern, verschlimmert sich das Problem noch weiter. bieten Sie nur eine Brust pro Mahlzeit an. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite wechseln Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie gerade soviel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohlfühlen, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stillen Sie Ihr Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuchen Sie verschiedene Stillpositionen (auch das Berg auf Stillen, dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen im Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eventuell kann Ihr Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf Ihrem Bauch liegt. So könnten Sie im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Ihrem Bauch einschlafen lassen.) lassen Sie das Baby oft aufstoßen. vermeiden sie den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Falls Ihr Baby eine Flasche oder einen Schnuller bekommt, kann es auch sein, dass es mit dem Wechsel zwischen den beiden Saugtechniken nicht zurecht kommt und nun deshalb an der Brust frustriert reagiert. In jedem Fall ist es empfehlenswert, dass Sie sich mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe in Verbindung setzen und sich beim Stillen zuschauen lassen. Aus dem, was die Kollegin sieht, kann sie Rückschlüsse ziehen und Ihnen dann gezielte Tipps geben. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi


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