Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Vollgestilltes Kind und zweite Schwangerschaft

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Vollgestilltes Kind und zweite Schwangerschaft

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Liebe Biggi! Mein Kind ist jetzt 9 Monate alt. Ich habe sie 7 Monate voll gestillt und stille sie noch immer voll. Sie will garnichts anderes zu sich nehmen. Am Anfang (also mit 7 Monaten) habe ich nach Lehrbuch versucht, ihr den ersten Brei anzubieten. Den ersten Monat probierte sie den einen oder anderen Brei (sie nahm ein oder zwei Löffelspitzen zu sich). Danach wollte sie nichts mehr und das hat sich bis heute nicht verändert. Ich persönlich sehe darin kein Problem und mein Mann auch nicht. Ich bin Kroatin und in meiner Heimat habe ich viele Frauen(besonders die ältere Generation) kennengelernt, die ihre Kinder bis zu einem Jahr und sogar länger ausschließlich gestillt haben. Das ist also nicht das Problem. Sondern wie folgt: 1. Wir wollten jetzt eigentlich unser zweites Kind "produzieren“ :), aber da unsere Kleine wie oben beschrieben ausschließlich Muttermilch zu sich nimmt, weiß ich nicht wie sich das auf sie und mich auswirken wird. Was ist wenn sich meine Milch während der Schwangerschaft verändert und sie diese dann ablehnt? Sie nimmt ja sonst nichts anderes zu sich? Und wie werde ich das körperlich verkraften? Und 2. Ich möchte die 10 Kilo, die ich während der Schwangerschaft zugenommen habe wieder abnehmen. Immer wieder lese ich, dass es einfacher sein soll für Frauen die stillen. Aber mittlerweile bezweifle ich das. Ich bin ein sehr sportlicher Typ und habe auch noch NIE eine Diät gemacht. Hatte ich auch bis jetzt nicht nötig. Mit guter Ernährung und Sport ist alles machbar. Auch esse ich sehr gerne, hatte aber bisher noch nie solche Schwierigkeiten wie jetzt. Denn ich könnte zur Zeit ständig und alles essen. Und da hilft auch der beste Sport nichts mehr. Ich nehme gutes und gesundes Essen zu mir. Aber anstatt 1 Scheibe Vollkornbrot esse ich 3 und anstatt 1 Apfel esse ich 2. Ich hatte bisher nie solche Probleme mit dem "richtigen Maß". Anders gesagt, ich mußte mich noch nie wirklich selbst extrem disziplinieren was das Essen angeht. Es lief immer sehr natürlich und genußvoll ab. Jetzt aber läuft alles ganz anders und das macht mich ehrlich gesagt fertig. Denn offenbar "saugt" mich meine Kleine so sehr aus, dass ich dadurch diesen riesigen Hunger kriege. Meine Frage ist, ob ich da ein Einzelfall bin und sich das nach der Stillzeit wieder regulieren wird, oder ob das der Normalfall ist und Frauen die so lange und so häufig stillen wie ich und dabei abnehmen eher die Ausnahme sind. Ich möchte noch dazu sagen, dass mir meine Großmutter (als ich diesen Sommer in Kroatien war) dazu gesagt hat, dass es absolut normal ist dass ich soviel esse und dass es sehr schwer und eigentlich auch „unnatürlich“ wäre jetzt abnehmen zu wollen. Die Pfunde würden „wie von alleine purzeln“, sobald ich sie nicht mehr stille. Aber ich wollte eigentlich nicht solange warten bis zur zweiten Schwangerschaft! Also was tun? (Ich entschuldige mich für die sehr lange Fragestellung und danke Dir für die Zeit und die Geduld.) Anna


Biggi Welter

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Liebe Anna, statistisch gesehen erreichen stillende Frauen ihr Vorschwangerschaftsgewicht schneller wieder als nicht stillende Frauen und statistisch gesehen braucht eine stillende Frauen zwischen 300 und 600 kcal pro Tag mehr als eine nicht stillenden Frau. Doch die Statistik ist eben nur eine Durchschnittsangabe und es gibt immer Ausnahmen. Es gibt in der Tat Frauen, die in der Stillzeit sogar zunehmen. Aber ehe Du jetzt deine hartnäckigen Pfunde auf das Stillen schiebst, solltet Du vielleicht einmal deine Schilddrüse untersuchen lassen., denn es kommt vor, dass die Schilddrüse nach einer Schwangerschaft aus dem Gleis geraten ist. Selbstverständlich kann eine stillende Mutter auch Gewicht abnehmen und etwas für ihre Figur tun. Blitz und Modediäten sowie ein schneller Gewichtsverlust sind bei stillenden Müttern nicht unproblematisch. Echte Fastenkuren und Fastentage sind in der Stillzeit in jedem Fall nicht sinnvoll. Zwar gibt es inzwischen neuere Untersuchungen, die keinen Zusammenhang mehr zwischen dem Abbau der Fettdepots und dem Schadstoffgehalt der Muttermilch finden konnten. Dennoch ist es besser langsam abzunehmen und so auch dem JoJo Effekt auszuweichen. Auch Trennkost ist nicht empfehlenswert (u.a. da bei dieser Ernährungsform Blutzuckerschwankungen auftreten können). Es spricht jedoch nichts gegen eine moderate Diät. Eine stillende Frau sollte jedoch ihre tägliche Kalorienmenge nicht unter 1800 Kalorien sinken lassen und nicht mehr als 500 g pro Woche (2 kg im Monat) abnehmen. Nun zur geplanten Schwangerschaft. Eine erneute Schwangerschaft ist kein Abstillgrund. Es ist möglich während der gesamten Schwangerschaft weiter zu stillen und sogar nach der Geburt des nächsten Babys beide Kinder zu stillen (das wird Tandemstillen genannt). Viele Kinder stillen sich allerdings im Laufe der erneuten Schwangerschaft ab, unter anderem deshalb, weil sich der Geschmack der Milch verändert. Bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf schadet das Stillen nicht. Die Mutter sollte jedoch auf eine gute und ausgewogene Ernährung achten, um Mangelerscheinungen bei sich selbst zu vermeiden. In der Regel kann eine gut ernährte Mutter, sowohl das ungeborene Baby als auch das gestillte Kind, wenn es älter als ein Jahr ist, ausreichend zu versorgen. Ist das Stillkind noch jünger als ein Jahr, sollte auf seine Entwicklung und seinen Gewichtsverlauf geachtet werden. Die Mutter sollte darauf achten, dass Sie angemessen zunimmt, gesund und nahrhaft isst und genügend Zeit zum Ausruhen hat. Manche Frauen brauchen deutlich mehr zusätzliche Kalorien, wenn sie schwanger sind und gleichzeitig stillen. In der Schwangerschaft kann die Milchproduktion nachlassen und es ist nicht immer möglich sie mit den üblichen Methoden zur Steigerung der Milchmenge wieder zu erhöhen. Deshalb sollte die Gewichtskurve des gestillten Kindes im Auge behalten werden. Einige Frauen haben Probleme mit sehr empfindlichen oder sogar wunden Brustwarzen, die auf die Hormonumstellung durch die Schwangerschaft zurückzuführen sind. Wie lange diese Empfindlichkeit und das Wundsein anhalten, lässt sich nicht vorhersagen. Leider helfen, die meisten Empfehlungen für wunde Brustwarzen in dieser Situation nicht. Es gibt keine bewiesenen Risiken für Mutter oder ungeborenes Kind, wenn die Mutter während der gesund verlaufenden Schwangerschaft stillt. Gebärmutterkontraktionen, die beim Stillen auftreten können, sind ein normaler Teil der Schwangerschaft. (Die Stimulation der Brustwarzen verursacht die Ausschüttung geringer Mengen des Hormons Oxytozin, das wiederum Kontraktionen der Gebärmutter und der Milchbläschen in der Brust verursacht). Auch während des Geschlechtsverkehrs, den die meisten Paare auch während der Schwangerschaft weiterhin haben, kann es zu Gebärmutterkontraktionen kommen. Selbst wenn einige stillende Mütter stärkere und häufigere Kontraktionen während der Spätschwangerschaft spüren, scheinen diese keine Gefahr für das ungeborene Baby im Verlauf einer normalen Schwangerschaft darzustellen. Eine Studie ergab, dass Stillen keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft zu haben scheint (Moscone und Moore, 1993). Außer dem Wunsch der Mutter abzustillen, gibt es nur wenige Gründe, während einer Schwangerschaft nicht weiterzustillen. Dazu gehören: o Schmerzen in der Gebärmutter oder Blutungen; o vorangegangene Frühgeburten; o ununterbrochener Gewichtsverlust der Mutter im Verlauf der Schwangerschaft. Dies kommt jedoch nur sehr selten vor. Stillen verursacht auch keine Blutungen. Es gibt auch keine Beweise dafür, dass eine vorangegangene Fehlgeburt ein Grund zum Abstillen sei. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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