Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen während der Schwangerschaft

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen während der Schwangerschaft

Nalana

Hallo Frau Welter, meine Tochter ist nun 13 Monate alt. Ich bin zum 2. mal schwanger und befinde mich in der 11. SSW. Ich stille meine Tochter noch immer, doch seit einigen Tagen macht es mich teilweise extrem aggressiv, so dass ich ihr permanent die Brust aus dem Mund ziehen möchte, weil es kaum auszuhalten ist. Vorallem wenn sie trinkt und dabei schläft, weil sie dann nicht so richtig saugt sondern eher nuckelt. Ich frage mich ob das an der Schwangerschaft liegt, weil die Brüste eventuell empfindlicher sind. Am liebsten würde ich abstillen, aber gleichzeitig macht es mich so traurig, weil ich sie eigentlich immer so gerne gestillt habe. Ich wüsste auch nicht wie das gehen soll, weil meine Tochter aktuell die Brust mehr denn je sucht, auch nachts. Ich hoffe sie können mir weiterhelfen. LG


Biggi Welter

Biggi Welter

Liebe Nalana, Stillen in der Schwangerschaft kann sehr unangenehm werden, weil bei manchen Frauen (und da aber seltsamerweise auch nicht in jeder Schwangerschaft) die Brustwarzen extrem empfindlich, ja in einigen Fällen sogar wund werden. Gegen diese Empfindlichkeit und auch gegen dieses schwangerschaftsbedingte Wundsein gibt es leider kein „Gegenmittel" außer vielleicht bewussten Entspannungsübungen beim Stillen oder auch dem Einschränken des Stillens auf kürzere Stillzeiten, was aber eher bei einem älteren Stillkind schon auch realistisch ist. In vielen Fällen verringert sich die Empfindlichkeit nach den ersten Monaten wieder, in manchen Fällen hält sie fast bis zum Ende der Schwangerschaft an. Wie es bei dir sein wird, kann ich dir nicht sagen. Du kannst jetzt entweder Regeln einführen und weniger stillen oder aber du stillst ab, was dein Kind in diesem Alter verkraften kann und wird. Ich möchte dir nun ein paar nicht so drastische Methoden ein Kind abzustillen beschreiben. Vielleicht findest du etwas, was dir zusagt. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat, heißt „biete nicht an, lehne nicht ab“. Das bedeutet, dass du deinem Kind die Brust nicht von dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn du zum Beispiel sitzen bleibst, anstatt dich hinzulegen, wenn du dein Kind zum Einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeitausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst deinen Sohn eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, euer Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt, oft hilfreich. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. Liebe Grüße Biggi


Nalana

Danke liebe Biggi für deine ausführliche Antwort. Mal sehen welche Methode es bei uns werden wird... 🫶🏼


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