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Tandemstillen - Probleme mit Milcheinschuss und Kleinkind

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Tandemstillen - Probleme mit Milcheinschuss und Kleinkind

Alex745

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Hallo liebe Expertinnen und Experten, als ich noch schwanger mit Kind zwei war, stellte ich mir das Tandemstillen als wunderbare Möglichkeit vor, beiden Kindern in gleichem Maß Liebe und Aufmerksamkeit zu widmen. Leider hat sich alles zum negativen entwickelt. Ich hatte bereits am zweiten Tag nach der Geburt den Milcheinschuss. Für mein Neugeborenes war das zu viel. Es hat in den ersten Tagen viel gespuckt und oft erbrochen. War unruhig an der Brust oder wollte oftmals nicht trinken. Dann waren wir aus dem Krankenhaus zuhause. Das ältere Kind (3 Jahre) wollte schon von Anfang an sehr oft an die Brust. Die ersten Tage ließ ich mir das noch gefallen (obwohl es mir nicht gefallen hat, aber ich dachte, Kind 1 braucht einfach eine weile, um sich an die neue Situation zu gewöhnen). Mittlerweile, 7 Wochen nach Geburt von Kind 2, ist die Situation nur noch belastend. Kind 1 trinkt mehr und häufiger als Kind 2. In der Nacht schlafe ich in einem separaten Schlafzimmer mit dem Baby, damit wir alle etwas mehr Ruhe haben. Die ersten beiden Wochen waren wir im Familienbett und es war schlimm. Immer, wenn Baby aufwachte, wollte Kind 1 auch an die Brust. Natürlich sind meine Brüste nachts nun so voll, dass der Milchfluss viel zu stark für das Baby ist. Es verschluckt sich, schluckt sehr viel Luft (klickt), hustet, spuckt viel und hat oft Bauchweh, obwohl es gut angelegt ist. Tagsüber, wenn Kind 1 auch trinkt, hat das Baby weniger Probleme, da schlummert das Baby auch oft an der Brust ein, weil es nuckeln kann, ohne, dass (zu) viel Milch kommt. Dabei achte ich immer darauf, dass Baby korrekt angelegt ist. Das weitere Problem ist, dass Kind 1 permanent gestillt werden möchte. Es trinkt kaum noch Wasser, fragt immerzu nach der Brust. Kind 1 stillt untertags bestimmt 10 mal, wenn ich es zulasse. Mittlerweile sage ich oft nein. Wenn ein Nein kommt, oder ich Kind 1 früher als es selbst möchte von der Brust trenne, weil ich das Dauernuckeln hasse, gibt es einen Wutanfall. Gemäß der Entwicklung des Kleinkindes schreit, haut, wütet er. Und danach bleibt die Trauer zurück. Seit der Geburt hat Kind 1 regelmäßig Albträume, wacht nachts auf und weint. Die Schlafqualität von Kind 1 leidet. Es dissoziiert untertags und ist einfach ständig müde und traurig. Kind 1 interessiert sich nicht für das Baby, will nichts mit Baby zu tun haben und möchte nicht bei der Pflege helfen. Stattdessen sagt es "Das Baby soll zurück in Mamas Bauch", "Das Baby schreit den ganzen Tag", "Ich liebe nicht das Baby, nur Mama und Papa" Noch kurz zu den Lebensumständen: Mein Mann und ich sind beide in Elternzeit. Vorwiegend kümmert sich mein Mann um unser Kleinkind, aber ich verbringe mindestens 1.5 Stunden täglich ohne das Baby ungeteilte Zeit mit meinem Älteren. Wir sind die meiste Zeit alle zusammen. Ich spiele sehr oft mit dem älteren Kind. Wenn nur das Baby stillt, was quasi nie vorkommt, spiele ich mit dem älteren Kind oder wir lesen. Wir geben vor dem Baby mit dem älteren Kind an und sagen zum Beispiel "Schau mal, Baby, was dein Bruder schon alles kann / macht (nennen konkrete Situationen)". Wir sind einfühlsam und begleiten die Gefühle des großen Kindes. Wir erklären immer alles; wie das große Kind als Baby war, wieso ein Baby so viel Aufmerksamkeit braucht, wieso ein Baby nur weinen kann, wann ein Baby was lernen wird etc. Wenn das große Kind etwas braucht, ist sofort mein Mann oder ich zur Stelle, wir lassen es nie warten. Wir schieben Sachen nicht auf das Baby (wir sagen zum Beispiel nicht "Mama kann jetzt nicht, weil sie dem Baby hilft einzuschlafen", sondern wir sagen "Papa kommt" oder "Ich habe große Lust mit dir Lego zu spielen, aber lass uns als erstes ein Buch lesen" etc., was halt im Moment angemessen ist). Ich würde sagen, wir machen alles richtig, aber unser Kleinkind leidet trotzdem sehr. Am schlimmsten ist es, wenn unser Baby weint, was wirklich selten vorkommt, aber dann rastet Kind 1 komplett aus. Es schreit und kreischt lauter als das Baby, es kickt um sich, versucht die Hunde zu hauen, ist wirklich komplett außer sich. Immer, wenn Kind 1 jemandem vom Baby erzählt, sagt es "Das Baby schreit den ganzen Tag", damit ist das Baby wirklich ein Anfägnerbaby.   kurzum: Es brennt an allen Enden und wir wissen uns nicht mehr zu helfen. Wir tun wirklich alles für unser älteres Kind und oftmals fällt das Baby auch hinten runter, weil wir uns so sehr bemühen, dem älteren Kind gerecht zu werden und es zu sehen. Aber insbesondere das Stillen belastet mich so sehr, dass ich mich meistens im Schlafzimmer verstecke, wenn das Baby untertags gestillt werden muss, weil ich es nicht ertrage, mein Kind 1 gleichzeitig zu stillen.    Ich würde mich sehr über einen Rat freuen. Vielen Dank und herzliche Grüße 


Biggi Welter

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Liebe Alex745, vielleicht ist es gerade so, dass du zu sehr auf die Eifersucht eingehst und dein großes Kind deine Unsicherheit spürt und darauf reagiert – denn es bekommt ja so sehr viel Aufmerksamkeit. Sicher macht ihr alles richtig und gut, trotzdem muss dein Kind lernen, dass das Baby bleibt und dass es Regeln gibt, die es einhalten muss. Zunächst würde ich feste Zeiten einführen, in denen das große Kind an die Brust darf. Erkläre ihm ganz klar, dass das Baby nur Muttermilch trinken kann, er aber sehr viel mehr. Dein kleiner und doch schon so großer Sohn braucht im Moment viel Rückversicherung und das Gefühl, dass er genau so wichtig ist wie das Baby. Du könntest versuchen, deinem Kind zu sagen, dass Du jetzt keine Lust zum Stillen hast, dafür aber gerne ein Bilderbuch mit ihm ansiehst oder mit ihm kuschelst. Versuche Zeiten zu finden, die deinem großen Sohn ganz alleine gehören, gehe mit ihm alleine spazieren oder lese ihm abends eine Geschichte vor, zeige ihm einfach, dass er immer genau so wichtig ist. Ich habe meinem Sohn damals erzählt, dass die Maus ja nur Mamamilch trinken kann und er doch schon mal ein Brot oder Wasser (oder manchmal auch Gummibärchen) bekommt. Er fand das sehr lustig und hat Anna immer sehr bedauert ;-). Außerdem habe ich die Stillzeit immer dazu genutzt und habe meinem großen Sohn viele viele Geschichten erzählt, wie es so war, als er noch ganz klein war. Ich erzählte ihm, dass ich zu nichts anderem gekommen bin damals und dass er die ganze Zeit nur an der Brust hing und immer immer an die Brust wollte. Dann sagte ich ihm, dass es ja so viel viel einfach für mich ist, weil er mir jetzt ja helfen kann und mal eine Windel oder ein Glas Wasser holen kann und weil es so schön ist mit ihm zu reden. Dein Kind muss spüren, dass DU ÜBERZEUGT bist! Wenn diese Maßnahmen nicht helfen, solltest du dich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich weiß nicht, ob es bei euch in der Umgebung zum Beispiel eine Erziehungsberatungsstelle gibt. Das Wort "Erziehungsberatungsstelle" klingt jetzt möglicherweise erschreckend, muss es aber nicht. Dort arbeiten Fachleute der unterschiedlichsten Disziplinen, die mit euch Eltern zusammen nach einem Weg suchen können, wie ihr ganz individuell auf euer Kind eingehen könnt und wie ihr euer Zusammenleben möglichst gut gestalten könnt. Es tut mir leid, dass ich nicht mehr helfen kann. Lieben Gruß Biggi


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