Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Tandemstillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Tandemstillen

Pagena

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Hallo Frau Welter ich bräuchte ihren Rat zu folgender Situation  meine Tochter (05/2022) hat immer sehr gerne und sehr ausgiebig an der Brust getrunken. Dies nicht nur um satt zu werden sondern auch als Trost und einschlafhilfe sowie zum kuscheln.  während meiner zweiten Schwangerschaft hat der Milchfluss aufgehört (ca 09/2023) sie hat dann noch ein paar Monate (bis 12/2023) weiter genuckelt ohne das Milch kam und dann aufgehört.  03/2024 kam unser Sohn auf die Welt.  sie hat natürlich gesehen wie ich ihn stille und da ich vorher übers tandemstillen gelesen hatte und ich nicht wollte das sie eifersüchtig wird habe ich ihr auch erlaubt nochmal an die Brust zu kommen. Aus heutiger Sicht der größte aller Fehler...  meine Tochter schlief längst durch wird nun wieder ab ca 4-5 Uhr häufig wach und schreit nach Milch wodurch dann auch das Baby wach wird. (Dazu muss man sagen das ich abends immer am PC arbeite sobald die Kinder schlafen - mich also nicht mit hinlegen kann was dass aufwachen beider Kinder noch anstrengender für mich macht) Auch über Tag (vor allem wie jetzt in den Morgenstunden) schreit sie durchgehend "Mama Milch" und das auch durch aus eine stunde am Stück außerdem versucht sie irgendwie mit Händen und Füßen an die Brust zu gelangen.  Ich kann sie allerdings nicht andauernd stillen. Sie trinkt dann nicht wie der kleine 10 Minuten sondern eine ganze Stunde. Dafür bleibt mit dem Säugling nicht die Zeit und ich fürchte auch nicht genug Milch...  aelbst wenn ich ihr sage du kannst 5 Minuten trinken bleibt das Theater im Anschluss das gleiche...  Ich habe eh das Gefühl weniger Milch als beim ersten Kind zu haben.  der kleine nimmt zwar gut zu aber meine Brüste fühlen sich immer leer an und manuell was auszustreichen bzw. abpumpen klappt ganz schlecht.  dazu muss man dass ich den ganzen Tag mit den beiden alleine bin (außer die Abendstunden) und nachts mit ihnen alleine im Schlafzimmer schlafe (der Vater schläft im Wohnzimmer da er raucht) die große schläft bei mir im Bett der kleine im Babybett   Ich weiß nicht das ich machen soll. Ich kann ihr Bedürfnis verstehen aber ich kann ihm mit zwei kleinen nicht gerecht werden.  Problematisch finde ich vor allem ihre schlimmen Wein und schreiattacken und dass sie so nachts wenn das Baby endlich schläft dieses oft wieder wach macht.  ihren Bruder liebt sie ansonsten sehr  was kann ich machen?  es immer wieder mit erklären probieren und sie einfach durch ihre Attacken versuchen zu begleiten? Oder radikal abstillen? Oder haben sie einen anderen Tipp? vorab vielen Dank 


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Liebe Pagena,   da hilft leider nur absolute Konsequenz! Höre mal ganz genau ich dich hinein, was empfindest DU? Ist es für DICH eher schon ein Machtkampf? Fühlst DU DICH wohl? Wenn du dich nicht mehr wohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht etwas zu ändern. Stillen ist eine ZWEIERbeziehung und du musst dich nicht zwingen. Sicherlich ist es für dein Kind ein liebgewonnenes Ritual und es wird die Brust schmerzlich vermissen, aber wenn es dich nur noch nervt, dann spürt dein Kind das auch. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Das Wichtigste ist jetzt, dass du Klarheit für dich bekommst. Möchtest du sofort komplett abstillen, oder wäre ein "wir stillen nur noch abends zum Einschlafen und morgens vor dem Aufstehen" auch ok für einige Zeit? Je klarer für dich ist, was dein Ziel ist, desto besser lässt es sich erreichen. Denn unsere Kinder spüren jeden Zweifel in uns und dann fällt es ihnen schwerer, uns zu folgen (im wahrsten Sinne des Wortes). Deine Tochter spürt jetzt deinen Zwiespalt und da sie sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert sie auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Sie hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Wenigerstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Dein Kind wird Regeln lernen und das kann es auch in diesem Alter! Auch DEINE Gefühle sind wichtig und wenn du dich unwohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht, etwas zu ändern! Wenn du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Weniger- oder Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Gib deinem Kind ganz viel Liebe und tröste es, zeige ihm, dass du seinen Schmerz verstehst. Deine Kleine wird das verkraften, denn du bist ihr Leuchtturm und sie wird sich an dir orientieren. Zwei kleine Kinder sind eine ungeheuere Herausforderung. Gibt es jemanden in deinem Umfeld, der sich intensiver um das „große Kind" kümmern kann? Eine Oma, Tante, deine beste Freundin oder der Papa? So, dass du dich in der Zeit mit dem Baby ins Bett zurückziehen kannst und schlafen oder ausruhen? Sprich auch mal mit deinem Hausarzt. Wenn du gesetzlich versichert bist, kann er dir eine Haushaltshilfe auf Rezept verschreiben (du musst erklären, dass weder Mann noch Oma den ganzen - oder halben - Tag frei nehmen können um dir zuhause zur Seite zu stehen, das lässt sich meist schaffen!). Solch eine Hilfe kannst du nach Absprache auch nur stundenweise, dafür aber über längere Zeit hinweg, einsetzen, und allein schon die Tatsache, dass du nicht waschen, putzen, bügeln, kochen musst ist eine riesige Erleichterung. Sehr ans Herz legen mag ich euch ein Tragetuch. Denn getragene Säuglinge sind meist pflegeleichtere Säugling, weil sie durch den intensiven Körperkontakt eines ihrer Grundbedürfnisse auf wunderbare Weise befriedigen können. Ein weiterer Vorteil: Auch der Papa kann sich das Baby an den Körper binden und mit ihm schöne lange Spaziergänge machen, während denen das Kleine an seinen Körper gekuschelt schlafen wird. Dies stärkt auch die Bindung zwischen Vater und Kind auf besondere Weise! Wie so ein Tuch optimal gebunden wird können dir die meisten Stillberaterinnen zeigen, darum macht es allein deshalb schon Sinn, mal zu schauen, ob es jemanden in Eurer Nähe gibt! Ihr alle braucht Ruhe und Zeit, um Euch an das neue Menschlein zu gewöhnen. Wie wäre es, wenn du während dem Stillen ein Buch vorliest? Mir persönlich gefällt das Buch "Ich will auch Geschwister haben" von Astrid Lindgren für diesen Zweck sehr gut. Ein Buch, das sich vor allem auch mit dem Thema Stillen beschäftigt und mit liebevoll gezeichneten Bilder aus der Sicht des größeren Bruders vom Auf die Welt kommen, dem Stillen und Tragen erzählt ist "Busi sagte Henriette" von Edith Seitz. "Busi sagt Henriette bekommst du im Buchhandel (Edition buntehunde, ISBN 3 934941 03 6). Weitere Tipps für die Zeit nach der Geburt: o dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). Entscheidend ist, dass deine Maus sich wichtig fühlt und weniger zurückgesetzt durch das Baby. o dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch "Du bist jetzt schon so groß" führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn "groß sein" bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden). o ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen. Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.Ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern. Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine "Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Nur Mut, auch der (Still)Alltag mit zwei kleinen Kindern ist meisterbar, Ihr braucht nur Zeit dazu! Und es wird auch längere Abstände geben, versprochen!   Hab Geduld, mit liebevoller Konsequenz schaffst du das!   Lieben Gruß Biggi


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