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Fragen zum Tandemstillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Fragen zum Tandemstillen

AnniLi42

Liebe Biggi, nachdem mein bald 2jähriger trotz zwischenzeitlich versiegter Milch in der Mitte meiner Schwangerschaft unbeirrt weiter nuckeln wollte (ich dachte eigentlich, er stillt sich dann ab...), war er sehr erfreut, als irgendwann im 8. Monat plötzlich wieder Milch kam (von der Farbe her eher Kolostrum als reife Milch, kann das sein?) und will seine 1-2 Mal Stillen am Tag erst recht nicht aufgeben. Wir haben heute ET, also wird es wohl auf Tandemstillen hinaus laufen. Dazu habe ich ein paar Fragen: 1. Ich plane, nur kurz im Krankenhaus zu bleiben und direkt nach der U2 nach Hause zu gehen. In der Zeit wird mein "großer" ja nicht gestillt. Aber ist das für das Baby schon ausreichend lang, um genügend Kolostrum zu trinken, oder sollte ich daheim lieber auch noch ein paar Tage vom Stillen meines großen Sohns verzichten? Bzw. wie schlimm ist es, wenn er dem Baby Kolostrum "klaut"? 2. Wie sollte ich in den ersten Wochen, solange das Baby noch nicht die ersten Impfungen bekommen hat, mit Infekten meines älteren Kindes umgehen, da er den Kleinen ja mit sonst was anstecken könnte? Jedem Kind eine Seite zum trinken zuweisen? Irgendwelche sonstigen Hygienemaßnahmen einhalten? 3. Letztes Mal hatte ich einen sehr starken Milchspendereflex, mit dem mein Sohn gar nicht gut klar kam. Spricht etwas dagegen - sofern er das mitmachen will versteht sich - einfach meinen Großen erstmal kurz an die Brust zu lassen und dann erst das Baby anzulegen? Oder ist das irgendwie problematisch für das Baby, weil die Mahlzeit dann nicht mehr ausgewogen genug ist? Liebe Grüße :-)


Biggi Welter

Biggi Welter

Liebe AnniLi42, die Zusammensetzung der Muttermilch richtet sich immer nach dem jüngsten Kind, das heißt bis zur Geburt wird wieder Kolostrum gebildet. Der Milcheinschuss und die Umwandlung des Kolostrums in reife Muttermilch werden genauso verlaufen wie nach jeder Geburt. Wenn das ältere Kind nur gelegentlich stillt, muss die Mutter nicht darauf achten, dass das Neugeborene genug Kolostrum bekommt. Sollte das ältere Kind öfter stillen, möchte die Mutter vielleicht sicher sein, dass das Neugeborene auch Vorrecht an der Brust hat. Wenn die Mutter während der ersten Wochen extra Hilfe zuhause hat, kann diese Hilfe oder der Vater vielleicht dem größeren Kind mehr Aufmerksamkeit widmen, so dass es für die Mutter einfacher ist, sich dem Baby zu widmen. Ein stillendes neues Geschwister kann beim größeren Kind zeitweise den Wunsch vergrößern, auch öfter zu stillen. Für das größere Kind ist es auch mehr als Ernährung; es ist Gemütlichkeit und Nähe. Wenn es besorgt ist und sich vom neuen Familienzuwachs bedroht fühlt, mag es sich vermehrt dem Stillen zuwenden, um sich rückzuversichern, dass es immer noch geliebt wird und seinen Platz an Mutters Brust hat. Besonders wenn es die tiefer werdende Zuneigung seiner Mutter zum Baby spürt, könnte das größere Kind einen Drang verspüren, seine eigene Bindung durch häufiges Stillen andere Bedürfnisse zu restabilisieren. Das ältere Kind könnte während der ersten Wochen öfter lockerere Stühle haben, das hängt mit der laxativen Wirkung des Kolostrums zusammen. Es wird sich aber mit dem Wandel zur reifen Muttermilch ändern. Auch wenn das größere Kind während der Schwangerschaft gestillt hat, kann es nach der Geburt zu Milchstaus kommen, besonders wenn das Neugeborene während der ersten Tage noch nicht so häufig trinkt. Wenn es möchte, kann das ältere Kind beim Vermeiden oder erträglich Machen von Staus tatsächlich sehr hilfreich sein, wenn bei der Mutter sich nach dem dritten bis vierten Tag die Milch ändert. Manche älteren Geschwister verweigern die Brust bis sie sich wieder weicher und gewohnter anfühlt, andere sind ganz begeistert von der neuen Fülle. Du wirst sehen, wie dein größeres Kind dann reagiert. Normale Hygiene ist ausreichend beim Tandemstillen. Regelmäßiges Baden oder Duschen, saubere Kleidung und normale Sauberkeit sind gut genug. Die Drüsen rund um die Brustwarze sondern eine antibakterielle Flüssigkeit ab und Babys sind mit einer Immunität gegen die meisten Haushalts (und Geschwister ) Keime geboren. Muttermilch enthält ebenfalls diese Immunglobuline. Wenn ein Geschwister krank ist, ist es nicht nötig, dass die Mutter jeweils beiden Kindern nur eine bestimmte Seite anbietet, weil die Krankheitserreger, die Erkältungen und andere Infektionen hervorrufen, schon ausgetauscht wurden, bevor die ersten Symptome zu sehen waren. Bis dahin hatten die Kinder denn auch schon einige Tage Gelegenheit, an der Brust die Keime auszutauschen. Ausnahme bei dieser Regel ist Soor, eine Pilzinfektion, die zwischen Mutter und Baby vorkommt, wie auch jede ernst oder extrem ansteckende Krankheit. In diesen Zeiten möchte die Mutter vielleicht jedes Kind auf "seine" Seite begrenzen. Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen, solltest du noch Fragen haben, bin ich jederzeit und gerne für dich da. Lieben Gruß Biggi


AnniLi42

Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort dann bin ich jetzt mal gespannt, wie es laufen wird


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