Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillhütchen / Einschlafstillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillhütchen / Einschlafstillen

Seeli

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Hallo, ich melde mich mit zwei verschiedenen "Baustellen", die mir schon eine Weile Kopfschmerzen bereiten. Meine Tochter ist jetzt 3 Monate alt. Sie kam etwas untergewichtig zur Welt und konnte im Krankenhaus die Brustwarze nicht greifen (obwohl ich laut Hebamme die perfekten Still-Brustwarzen habe), also wurde direkt zum Stillhütchen gegriffen. Meine Tochter hat also das Trinken an der Brust nur mit den Teilen gelernt. Bis heute habe ich es nicht geschafft, sie abzugewöhnen: sobald ich ihr meine Brustwarze anbiete (entweder gleich Beginn oder auch ein schneller Wechsel nach kurzem Antrinken), guckt sie angewidert, dreht den Kopf weg und/oder leckt kurz daran rum und wird dann sauer. Hin und wieder (alle paar Wochen) schaffe ich es mal, sie anzudocken und sie trinkt für kurze Zeit. Für mich immer kleine Highlights! Aber wenn sie nach kurzer Zeit ablässt, weiß sie schon wieder nicht mehr, wie es funktioniert, und das Stillhütchen muss wieder drauf. Gibt es nach 3 Monaten fast ausschließlichem Stillhütchen-Trinken noch die Chance, diese komplett loszuwerden? Zweites Thema: Einschlafstillen. Sie schläft tatsächlich ausschließlich beim Stillen ein. Pezziball ging, als sie noch kleiner war, aber seit sie ihren Kopf selbst halten kann, hat sie keine Lust mehr, im Arm zu liegen und/oder geschuckelt zu werden. Federwiege bringt bei ihr absolut nichts und seit einigen Tagen schreit sie sogar in der Trage wie am Spieß (vorher unsere letzte Instanz, sie länger als 30 Minuten zum Schlafen zu kriegen). Es bleibt nun also ausschließlich die Brust übrig. Sie scheint ein sehr hohes Nuckelbedürfnis zu haben und scheint Schlaf ausschließlich mit Nuckeln zu verbinden. Aber alle Schnuller, die wir ihr bislang angeboten haben, nimmt sie nicht - das wäre sonst vielleicht noch eine Möglichkeit gewesen, sie auf andere Art beim Einschlafen zu unterstützen. Gibt es hier vielleicht irgendwelche Tipps, was wir noch versuchen können, damit sie tagsüber ausreichend Schlaf bekommt? Denn an der Brust schläft sie meist höchstens 30min ... Das nächtliche Einschlafstillen stört mich überhaupt nicht. Ich würde mich total über mögliche Ratschläge freuen!! :) Liebe Grüße Karo


Biggi Welter

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Liebe Karo, du brauchst viel Geduld, aber es kann klappen! Versuche einmal, die Stillhütchen vor dem Stillen umzustülpen und schneide einen dünnen Streifen aus der Mitte heraus. Das machst du so lange, bis nichts mehr übrig ist, allerdings nur, wenn die Hütchen NICHT aus Silikon sind (weil da scharfe Kanten beim Schneiden entstehen!). Verwende eine scharfe Hautschere oder eine Rasierklinge. Du kannst das Stillhütchen auch schnell wegziehen, während das Baby an der Brust trinkt. Das Baby trinkt zu Beginn mit dem Stillhütchen. Nachdem der Milchspendereflex eingesetzt hat, wird das Stillhütchen schnell weggezogen und das Baby direkt an die Brust angelegt. Einige Frauen stopfen die Stillhütchen mit Stoff aus. Manche Mütter haben ihren Babys die Stillhütchen abgewöhnt, indem sie diese mit etwas sauberem Stoff ausgestopft und das Stillhütchen zu Beginn der Stillmahlzeit wie gewohnt angelegt haben. Das Baby wird merken, dass es die Milch nur direkt von der Brust bekommt und allmählich die Brust dem Stillhütchen vorziehen. Hab Geduld, es kann einige Zeit dauern, bis es klappt! Es gibt keinen Grund, dass Du etwas daran ändern musst, dass Du Dein Baby nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Wie ist es denn, wenn Du Dein Baby ins Tragetuch nimmst? Die Tage sind einfacher, wenn das Baby am Alltag teilnehmen kann. Dazu ist ein Tragetuch das optimale Hilfsmittel. Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel denn dein Baby kann deine Nähe spüren, es wird sich an deinem Körper beruhigen, Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und du hast mindestens eine Hand frei (und auch deinen Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuche es einmal. Ich hoffe, Du bist nicht enttäuscht von meiner Antwort. Lieben Gruß Biggi


Seeli

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Liebe Biggi, danke für deine ausführliche Antwort! Ich werde am Stillhütchen Thema dranbleiben. Vielleicht klappt es ja auf einem der Wege Und wenn nicht, klappt es zum Glück ja mit Hütchen auch gut! Zum Thema Tragetuch: ich nutze eine Trage (MamaMotion), die bislang im Alltag der Retter war, um zumindest bei Spaziergängen einen langen Schlaf zu ermöglichen. Aber seit sie ihren Kopf selbst halten kann, möchte sie partout nicht mehr in die Trage. Sie fängt an zu brüllen (aber wie!), streckt sich durch und drückt sich vom Körper weg. Sie schläft zwar manchmal nach einigem Protest ein, es fühlt sich für mich aber falsch an, sie auf diese Weise in den Schlaf zu zwingen. Aus dem Grund bleibt tatsächlich nur noch die Brust als Einschlafhilfe, und das funktioniert wie gesagt meist nur für ca. 30 Minuten vielleicht ist es ja einfach eine Phase und die Trage funktioniert bald wieder... und wie du sagst, vielleicht klappt es mit zunehmender Reife ja, dass die Kleine auch fernab der Brust einschlafen kann.


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