Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und Beikost

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen und Beikost

Mitglied inaktiv

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Hallo ihr beiden! Ich brauche gerade einen Rat. Vor zwei Wochen waren wir bei meiner familie für paar Tage zu Besuch und ich habe meine neun Monate alte Tochter aus praktischen Gründen überwiegend nur gestillt. Sie isst Brei, allerdings nur den Abendbrei mit Begeisterung. Nachts möchte sie auch eher zum kuscheln an die Brust. Mittlerweile schläft sie auch manchmal ohne einschlafstillen ein. Mein Mann ist jetzt der Meinung, dass ich das mit dem stillen einschränken soll, damit sie mehr isst und möglichst bald normal mitessen kann.Aber ich sträube mich dagegen, weil ich der Meinung bin, dass zwei bis dreimal am tag nicht zu viel ist und sie die Nähe wünscht. Außerdem würde sie doch zeigen, dass sie nicht mehr möchte, oder? Ich biete ihr immer essen, auch fingerfood, an, aber sie spielt damit mehr und ich möchte sie dann auch nicht dazu zwingen. Verhalte ich mich richtig? Vielen Dank nochmal! Viele grüße


Biggi Welter

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Liebe ally86, der beste Weg, ein Kind zu einem „schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet „Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickeln und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit „Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wenn es dies gerne tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Sicher ist auch für dich das Buch „Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. LLLiebe Grüße Biggi Welter


luze

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Hallo, das erinnert mich an uns. Mein Kleiner wollte überhaupt nicht essen und alle Leute hatten immer ganz tolle Ratschläge. Meistens auch in die Richtung "still weniger, dann isst er mehr". Letztendlich habe ich 11 Monate voll gestillt (abgesehen von ein paar kleinen Häppchen, Obst, Gemüse, Brot... zwischendurch) und abgesehen von ein paar Momenten, in denen mich das gestresst hat, war es vollkommen ok. Als er Ein Jahr alt war habe ich noch immer drei/vier/fünf mal am Tag und nachts alle zwei Stunden gestillt und er ging in die Kita. Dort hat er dann immer mehr gegessen (Herdentrieb ;-) ). Und es ging von alleine immer weiter. Wir haben übrigens irgendwann aufgehört ihm den Löffel hinzuhalten. Wenn wir gegessen haben, hat er mit am Tisch gesessen und die Komponenten unseres Essens einzeln bekommen (am Anfang ungewürzt, später hat er einfach unser essen bekommen), damit er ausprobieren kann, wie das alles so schmeckt, wie es sich anfühlt und so weiter. Ich finde Deine Einstellung richtig und solange Du Dich damit wohl fühlst, ist es gut das Kind weiter zu stillen. Ganz egal was andere (inklusive Deinem Mann) sagen. Dein Kind weiß ganz genau was es braucht und wird es sich holen. Und auch wenn ich der Meinung bin, dass Väter in ALLE Bereiche der Erziehung gleichberechtigt eingebunden werden sollen, gibt es eben die eine Sache (abgesehen von Schwangerschaft und Geburt), die sie einfach nur von Außen kennen. Das ist das Stillen. Und hier müssen sie probieren nicht nur die Nahrungsfunktion zu sehen, sondern in erster Linie die Beziehung, die dahinter steht und dadurch gefestigt wird. Mein Kleiner (jetzt 20 Monate) isst übrigens so gut wie alles, am allerliebsten natürlich Nudeln ;-), und Obst. Er ist ein echter Obstfanatiker und über Weintrauben und Melone geht nichts. Also mach Dir keinen Kopf. Macht einfach weiter. LG


Mitglied inaktiv

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Genau das möchte ich vermeiden, dass das Essen zum Zwang wird. Ich fühle mich in dem was ich tue nochmals bestärkt. Vielen Dank für hierfür!


Mitglied inaktiv

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Kann Dich auch bestärken. Unser Kind hat anfangs richtig viel gegessen (Fingerfood/BLW), ab ca. 10-11 Monate hat sie dann fast komplett wieder damit aufgehört, und die ganze Zeit hat sie wie immer sehr viel gestillt, mit Essen oder ohne, das war komplett egal. Heute ist sie 2,5 Jahre alt, isst bei Wachstumsschüben alles, was ihr in den Weg kommt, den ganzen Tag und große Mengen, ansonsten isst sie, was sie möchte und hat ein bewundernswertes Gefühl dafür, wann es genug ist, übrigens sogar mit Süßigkeiten, die es bei uns selten gibt. Lange Zeit war auch das Stillen um die Mahlzeiten herum sehr wichtig. Ich vermute, das ist dann wohl eine Hilfe für den Darm, mit den ungewohnten Speisen nach der MuMilch zurechtzukommen. Das war auch noch sehr lange so, genauso lange, wie man noch am Stuhl sehen konnte, was das Kind gegessen hatte, da vieles nahezu unverändert wieder rauskam. Für Deinen Mann ist Gonzalz' Buch sicher auch hilfreich. Kann es sehr empfehlen! Ein dickes Fell gegenüber der puckligen Verwandtschaft braucht man allerdings. In unserem Land ist man es einfach nicht gewohnt, die Kinder selbstbestimmt essen (und stillen) zu lassen. ;-) LG Sileick


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