Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen bei stark ausgeprägtem Reflux

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen bei stark ausgeprägtem Reflux

Patchwork

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Liebe Biggi, mein Sohn (5 Wochen) spuckt nach fast jeder Stillmahlzeit meist schwallartig sehr viel Milch wieder aus. Teilweise kommt es durch die Nase. Dabei weint er und macht sich vor dem Spucken steif. Ich war heute bei der U3, mein Kind hat trotz allem sehr viel zugenommen (Geburtsgewicht war 3180 bei 48 cm , heute wog er 4850g bei 55,5 cm). Der Arzt machte deswegen einen Ultraschall und stellte einen sehr starken Reflux fest. Er meinte man müsse dies beobachten, bei Flaschenmilch hätte ich die Nahrung andicken sollen, da ich aber ausschließlich stille, ist dies nicht möglich. Er riet zu vielen kleinen, kurzen Stillperioden und anschließender Hochlagerung des Kindes. Sollte es nicht besser werden , müsse man ein Medikament verabreichen. Nun weiß ich gar nicht was ich machen soll. Auf dein Anraten war ich bei einer Stillberaterin, die mir zeigte wie ich mein Kind besser anlege, wegen dem zu hohen Milchspenderreflex und wie ich die Bäuerchen besser heraus bekomme. Dies klappt nun auch super. Aber wie soll ich kurze Stillabstände schaffen??? Also Orlando trinkt meist schon alle 2 h an meiner Brust und abends wird es zum Clusterfeeding. Das heißt, die Abstände sind ja schon mini....und wenn ich jetzt versuche ihn nach wenigen Schlucken von der Brust zu nehmen, dann schreit er. Irgendwie ist er ein kleiner Nimmersatt. Die Stillberaterin vor Ort sagte ich solle dem Schreien zuhören oder einen Nuckel geben...da habe ich aber Panik wegen einer Saugverwirrung. Hast du möglicherweise einen Tipp, wie ich den kleinen Stillen kann...also wie lang sollten die Abstände dazwischen liegen und nach welcher Zeit solle ich ihn von der Brust nehmen, damit er nicht zu viel trinkt. Habe auch Angst ihn zu überfüttern, weil er so schwer ist. Danke für deinen Rat!


Biggi Welter

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Liebe Patchwork, eine Ursache für das häufige Spucken kann ein gastroösophagaler Reflux, das Zurückfließen des Mageninhaltes in die Speiseröhre, sein. Als Ursache für das Zurückfließen der Nahrung, wird eine Schwäche des unteren Speiseröhrenschließmuskels angenommen. Milde Formen von Reflux sind in den ersten fünf Monaten sehr häufig und werden fast als normal betrachtet. Ein klinisch bedeutsamer, behandlungsbedürftiger Reflux kommt bei einem von 500 Babys vor (NMAA Talkabout Nov. 1996, Lesley Taylor). Die bei Babys mit Verdacht auf Reflux immer wieder vorgeschlagene Umstellung von Muttermilch auf künstliche Säuglingsnahrung kann die Situation eher verschlimmern als verbessern. Studien ergaben, dass gestillte Babys weniger zu Reflux neigen als Babys, die künstliche Säuglingsnahrung erhalten (Heacock 1992). Es wird angenommen, dass ein Grund für Reflux eine verzögerte Entleerung des Magens ist und da Muttermilch den Magen doppelt so schnell verlässt wie künstliche Säuglingsnahrung ist das Stillen gerade günstig, da der Magen schneller geleert wird. Ich zitiere dir zum Thema "Andicken der Nahrung" aus dem "Breastfeeding AnswerBook" Ausgabe 1997: "Die Einführung von fester Kost, um die Nahrung "anzudicken" und so das Spucken zu verhüten, beeinträchtigt das Stillen bei einem Baby, das jünger als sechs Monate ist, da die Muttermilch im Speiseplan des Babys ersetzt wird und die Milchmenge der Mutter abnimmt. Eine zu frühe Einführung von fester Kost gefährdet das Baby auch deshalb, weil erbrochene, feste Nahrung, die das Körpergewebe reizt, möglicherweise in die kindlichen Lungen eingeatmet (aspiriert) wird." Haben Babys Spuckprobleme, wird nicht das Abstillen empfohlen, sondern sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit anzulegen. Außerdem ist es auch hier ganz wichtig, auf absolut korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen zu achten, damit das Baby beim Trinken so wenig Luft wie möglich geschluckt wird. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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