Hallo,
meine mittlerweile 12 Wochen alte Tochter nimmt nicht mehr richtig zu. Laut Kinderarzt sind die 130/140g Zunahme die Woche nicht ausreichend und sie sagt mir, dass ich zufüttern soll. Dann aber mindestens 2 Mahlzeiten, weil es sonst nichts bringt (kalorientechnisch).
Ich sträube mich noch etwas dagegen, weil mir meine Maus einen kerngesunden Eindruck macht. Sie ist bereits 10cm gewachsen (von 54 auf 64cm), der KU ist um 4cm (36-->40cm) gewachsen, sie hat regelmäßig nasse Windeln, sie bewegt sich viel, brabbelt, hat aktive Wachphasen, schläft auch gut, hat rosige Haut etc.
Zum Stillverhalten lässt sich sagen, dass sie 6mal am Tag trinkt. 8h, 12h, 15h, 17.30h, 20h und 22h (plus minus eine halbe stunde). Ich habe sie auch schon eine Zeit gewogen vor und nach dem Stillen um zu schauen, was sie trinkt. In der Regel sind es 150ml pro Mahlzeit. Eine am Tag ist ca 230ml. Sie trinkt immer aus einer Brust in ca. 10-15 Minuten.
Die Kleine kam per Kaiserschnitt (Vollnarkose) zur Welt und wog 3980g. Sie hatte dann die Gelbsucht und hat stark abgenommen. Geburtsgewicht hatte sie nach 13 Tagen. Jetzt aktuell hat sie ein Gewicht von ca. 5660g - also +1680 in 12 Wochen.
Meine Kinderärztin sagt nun, dass ich zwar ausreichend Milch habe (eher sogar zu viel, weswegen ich auch sehr oft Milchstau habe) aber diese nicht nahrhaft genug sei. Die Trinkmenge wäre in Ordnung aber die Milch wäre nicht kalorienreich genug und ich müsse deshalb zufüttern, damit sie für die Gehirnentwicklung etc. auch die benötigte Energie bekommt.
Deshalb meine Frage - kann Muttermilch dem Baby nicht ausreichen in dem Alter?
Sollte ich zufüttern und wenn ja, was? direkt brei oder Milchnahrung?
Kann es auch an der Verwertung liegen? Sie hat wirklich jeden Tag Stuhlgang und manchmal auch mehrmals am Tag und dann auch mengenmäßig sehr viel. Habe manchmal das Gefühl die Muttermilch wird umgebremst durchgeschleust. Kann das auch sein?
Vielen Dank für eine Antwort!!
von
blümsche
am 25.05.2012, 16:30
Antwort auf:
schleppende Zunahme mit 12 Wochen - zufüttern?
Liebe blümsche,
"zu dünne Muttermilch" ist ein Ammenmärchen.
Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch.
Hier gibt es nur zwei Ausnahmen, dass die Milch nicht alles enthält, was das Baby braucht: bei extremen Ernährungsformen ohne jegliche tierische Produkte (vegane Ernährung) kann der Gehalt an Vitamin B12 in der Muttermilch nicht ausreichen und bei einer sehr seltenen Stoffwechselkrankheit.Ich gehe jedoch davon aus, dass Sie weder kurz vor dem Hungertod stehen, noch sich streng vegan ernähren oder gar an Hyperlipoproteinämie leiden.
Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass ein Problem im Stillmanagement und durch die Stillhütchen besteht.
In Absprache mit dem Kinderarzt und in Zusammenarbeit mit einer Stillberaterin vor Ort, wäre es der erste Schritt, festzustellen, wodurch die geringe Gewichtszunahme verursacht wurde und ob es notwendig ist sofort zusätzliche Nahrung zu geben und dabei gleichzeitig daran zu arbeiten die Milchmenge der Mutter zu erhöhen oder ob zunächst noch abgewartet werden kann mit der zusätzlichen Nahrung und die Mutter mit geeigneten Maßnahmen ihre Milchproduktion ankurbeln kann.
Aus der Distanz kann ich dir jetzt keines Falls sagen, was in deinem Fall erfolgen sollte. Am besten setzt Du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung und sprichst nochmals mit dem Kinderarzt (oder holst die Meinung eines zweiten Kinderarztes ein), ob es möglich ist, zunächst zu versuchen, das Kind durch ausschließliches Stillen weiter zu ernähren oder ob sofort Handlungsbedarf also die zusätzliche Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung besteht.
Ist es notwendig zusätzliche Säuglingsnahrung zu geben, dann sollte diese Nahrung möglichst nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode nach dem Anlegen gegeben werden (z.B. Becher). Gleichzeitig sollte durch die im folgenden beschriebenen Maßnahmen versucht werden, die Milchmenge der Mutter zu erhöhen und das Kind zu häufigerem Trinken an der Brust anzuregen.
Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist.
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen.
Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden
Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss "mit Zubehör" stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen).
Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys.
Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung.
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden.
Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 25.05.2012
Antwort auf:
schleppende Zunahme mit 12 Wochen - zufüttern?
Liebe Biggi,
vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Ich denke es wird das Beste sein, eine Stillberaterin vor Ort zu Rate zu ziehen, damit diese uns beim Stillen beobachten und "analysieren" kann..
Sie schreiben sehr viel zur Milchmenge.. Milch habe ich genug, mehr als genug! Ich laufe nur so aus und der Milchspendereflex ist auch sehr stark. Sobald meine Tochter "angesaugt" hat schiesst es nur so heraus und sie hat des Öfteren Probleme alles zu schlucken (Verschluckt sich, es läuft aus den Mundwinkeln). Aus diesem Grund sind wir schon zum Stillen im Liegen über gegangen, weil es da für sie einfacher ist, die brust zu fassen und "ordenltich" aus ihr zu trinken..
Ich bin froh, dass sich meine Milchmenge mittlerweile den Bedürfnissen meiner Tochter angepasst hat. Anfangs bin ich nachts aufgewacht, weil meine Brüste zu voll waren, tagsüber habe ich abgepumpt um mir Erleichterung zu schaffen. War ich hier zu spät, bekam ich direkt einen Milchstau. Hiervon hatte ich in ca. 6 Wochen 10 Stück. Deshalb Milch ist genügend da :) Gerade warte ich auch darauf, dass meine Tochter wieder trinken mag, da meine Brust sonst gleich platzt ;)
Nur scheint meine Tochter diese Milch nicht so gut zu verwerten. Oder sie verbraucht mehr Kalorien als sie nach ihrem Hungergefühl aufnimmt.. (wenn so etwas überhaut geht) Ausgehend vom letzten Wiegen vor 14 Tagen haben wir nun eine Gesamtzunahme von 310g - heisst 155g/Woche.. Das liegt zwar weiterhin an der unteren Grenze aber ich denke, dass es okay ist oder?
Ich habe nun auch gelesen, dass in den ersten zwei Monaten die durchschnittliche Gesamtzunahme an dem niedrigsten Gewicht gemessen wird. Stimmt das? Geburtsgewicht war zwar 3980g, allerdings hat sie bis auf 3640g abgenommen.. heisst diese 340g "darf" ich zur Durchschnittsberechnung dazu zählen?
Stillhütchen und der Gleichen nutze ich überhaupt nicht.. Einen Schnuller bekommt sie ebenfalls nicht. Wir haben es mal versucht aber sie will ihn nicht..
Letzten Freitag haben wir versucht ihr eine Abendmahlzeit PRE-Nahrung zu geben.. 90ml hat sie davon getrunken (schon recht wenig) und hat zwei Stunden später alles wieder ausgespuckt.. Allerdings hatte es da die Konsistenz von Grießbrei und sie wäre uns daran beinahe erstickt.. wir hatten wirklich alle Hände voll zu tun, diese Masse aus ihr herauszubekommen und ihr das Spucken zu erleichtern.. Gerade auch wegen diesem Erlebnis möchte ich um künstliche Babynahrung einen großen Bogen machen (auch wenn dies vlt ein Einzelfall war).
Nochmals vielen Dank für Ihre Antwort!
von
blümsche
am 29.05.2012, 15:40