Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

weniger stillen-wie angehen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: weniger stillen-wie angehen?

ClauPhil84

Beitrag melden

Guten Tag Frau Welter,   Unser Sohn ist jetzt knapp 17 Monate und wird noch nach Bedarf gestillt. Allerdings ist sein Bedarf mittlerweile wesentlich höher als meiner. Er möchte ca. alle 2 Stunden an die Brust, tags wie nachts und egal, ob wir zu Hause oder unterwegs sind, wo es noch häufiger der Fall ist. Dabei zappelt er auch oft rum,was sehr unangenehm für mich ist. Er isst und trinkt gut, braucht also die Milch nicht mehr zum satt werden. Da er sehr willensstatk ist und der Alltag mit dem großen Geschwister auch irgendwie laufen muss, fällt es mir bisher sehr schwer, den Abstillprozess bzw.das weniger Stillen einzuläuten. Der Große hat sich mit 1 Jahr tagsüber selbst abgestillt, da hatten wir "nur" die Nacht, die wir aktiv angehen mussten (mit ca.18 Monaten). Bei ihm ist es anders und ich habe keine Idee,wie ich anfangen soll. Tagsüber? Nachts? Schnuller oder Flasche nimmt er nicht. Ich habe jetzt angefangen, ihm beim Stillen ein Kuscheltier mit dazu zu geben, das er später dann als "Ersatz" benutzen kann, führe ein Schlaflied ein,das wir beibehalten, aber mir fehlen einfach der Start und ein kleiner Leitfaden, wie ich am besten vorgehe,dass wir alle da einigermaßen sanft und ruhig durchkommen. Über Tips wäre ich Ihnen sehr dankbar, da ich es auch körperlich mittlerweile sehr anstrengend finde und gar nicht so viel Energie tanken kann, wie mich die Häufigkeit des Stillens kostet. Grüße ClauPhil84


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

  da hilft leider nur absolute Konsequenz! Höre mal ganz genau ich dich hinein, was empfindest DU? Ist es für DICH eher schon ein Machtkampf? Fühlst DU DICH wohl? Wenn du dich nicht mehr wohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht etwas zu ändern. Stillen ist eine ZWEIERbeziehung und du musst dich nicht zwingen. Sicherlich ist es für dein Kind ein liebgewonnenes Ritual und es wird die Brust schmerzlich vermissen, aber wenn es dich nur noch nervt, dann spürt dein Kind das auch. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Das Wichtigste ist jetzt, dass du Klarheit für dich bekommst. Möchtest du sofort komplett abstillen, oder wäre ein "wir stillen nur noch abends zum Einschlafen und morgens vor dem Aufstehen" auch ok für einige Zeit? Je klarer für dich ist, was dein Ziel ist, desto besser lässt es sich erreichen. Denn unsere Kinder spüren jeden Zweifel in uns und dann fällt es ihnen schwerer, uns zu folgen (im wahrsten Sinne des Wortes). Deine Tochter spürt jetzt deinen Zwiespalt und da sie sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert sie auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Sie hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Wenigerstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Dein Kind wird Regeln lernen und das kann es auch in diesem Alter! Auch DEINE Gefühle sind wichtig und wenn du dich unwohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht, etwas zu ändern! Wenn du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Weniger- oder Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung. Gib deinem Kind ganz viel Liebe und tröste es, zeige ihm, dass du seinen Schmerz verstehst. Deine Kleine wird das verkraften, denn du bist ihr Leuchtturm und sie wird sich an dir orientieren. Hab Geduld, mit liebevoller Konsequenz schaffst du das!   Lieben Gruß Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.