Liebe Frau Welter,
erstmal großes Lob für Ihre Ratschläge, die mir schon bei meinen 1. Kind oft geholfen haben, schwierige Phasen zu überstehen. Diesmal geht es um meinen Sohn (5 Monate, ca. 6600g/Geburtsgewicht 4000g), der seit ca. 2 Wochen jede Nacht im 1-2 Stunden-Rhythmus wach wird und nur an der Brust zu beruhigen ist. Er trinkt jedoch nur ein paar Schluck und schläft dann wieder ein oder biegt sich durch und schreit. Auch tagsüber dauern die Stillphasen nie länger als ca. 5 Minuten pro Brust und er ist auch nicht dazu zu bewegen, länger zu trinken. Ihre Tipps bei zu starkem Milchspendereflex habe ich schon probiert, aber es hat nichts geholfen. Seine Windeln sind 4-5 Mal am Tag naß. Gibt es irgentwelche Tricks, wie man die Stillabstände etwas verlängern kann? Er schläft in meinen Bett, aber ich kann beim Stillen nicht schlafen. Er ist auch schon ca. 6 Wochen lang mit nur 3 Mahlzeiten pro Nacht ausgekommen. Im voraus schon mal vielen Dank für Ihre Antwort!
Ihre etwas müde Hilde
Mitglied inaktiv - 20.02.2002, 09:29
Antwort auf:
Schlafen
?
Liebe Hilde,
vermutlich können sich mindestens 80 Prozent der Leserinnen in diesem Forum sofort in Sie hinein versetzen, denn die überwiegende Zahl aller Babys durchlebt solche Phasen und damit
kennen die Frauen diese schlafarmen Nächte nur zu gut.
es ist geradezu klassisch, dass ein Baby in diesem Alter anfängt nachts (wieder) häufiger aufzuwachen und auch wieder häufiger nach der Brust zu verlangen. Das liegt jedoch nicht daran, dass die Milch nicht mehr ausreicht (was sich ja auch an der guten Gewichtszunahme zeigt), sondern ist entwicklungsbedingt.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.
Selbst wenn Sie jetzt am Abend eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung geben oder vollständig abstillen, dann ist das keine Garantie für ruhigere Nächte. So anstrengend es auch sein kann: es ist nicht unnormal, dass ein so kleines Baby nachts mehrfach - auch im Zweistundenrhythmus - aufwacht und Studien belegen, dass bei einem vier Monate alten Kind eine Nahrungsumstellung keine positiven Einfluss auf das Schlafverhalten hat.
Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können.
Ich habe kein Patentrezept, wie Sie Ihren Sohn dazu bringen können, länger zu schlafen, nur den Tipp, sich jetzt Tage und Nächte so angenehm wie möglich zu machen. Gönnen Sie sich selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lassen Sie den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Machen Sie den Tragetest. Bügeln Sie etwas und tragen Sie es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügeln Sie es nicht und tragen es für zehn Minuten. Dann vergleichen Sie ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist.
Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Du kannst dann eine Hälfte einfrieren und hast damit schnelle eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war.
Kurz: beschränken Sie viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Sie auf diese Weise mehr Zeit für sich bekommen. Diese „gewonnene" Zeit können Sie dann dazu nutzen, sich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken.
Vergessen Sie sich selbst nicht: Gönnen SIE SICH etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 20.02.2002