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Saugbedürfniss nach Stillstreik?

Biggi Welter

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Frage: Saugbedürfniss nach Stillstreik?

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Liebe Biggi, mein fast 8 Monate alter Sohn hat letzte Woche seine zwei ersten Zähnchen bekommen. Nachdem er mich damit beim Stillen gebissen hat und ich zusammen zuckte und ihn abgedockt habe, trat er in einen Stillstreik. Alles was hier geraten wurde, habe ich versucht, doch es half zwei Tage lang nichts. Dann fing er endlich wieder zu trinken an und mir ist ein riesen Stein vom Herzen gefallen. Habe auf Grund des Streiks seinen geliebten Schnuller komplett gestrichen. Meine Frage ist nun: Er trinkt sich an der Brust satt und lässt dann los, weil eben nichts mehr rein geht. Aber haben die Babies nicht darüber hinaus ein Saugbedürfniss, das gestillt werden sollte unter anderem für die Gehirnentwicklung? Habe ihm vor dem Streik, wenn er beim Stillen nicht eingeschlafen ist, seinen Schnuller gegeben und er ist sehlig eingeschlafen. Jetzt trag ich ihn ewig rum damit er einschläft, aber er quält sich ganz schön und weint viel. Nochmal anlegen, um sich müde zu saugen lehnt er ab. Ist das ok so, oder bleibt sein Saugbedürfniss jetzt zu sehr auf der Strecke? Habe Angst, daß er durch Schnuller wieder in Stillstreik tritt. Brauch deinen Rat:-( PS: konnte den Stillstreik beenden, in dem ich mir Banane auf die Brust geschmiert habe.


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Liebe Mona Lisa, im Moment würde ich dringend von einem Schnuller abraten, da dein Kind wirklich schnell wieder streiken kann. Ganz generell ist es so, dass gestillte Kinder ohne Schnuller länger gestillt werden als Kinder, die einen Schnuller erhalten. Auch hier ist es so, dass der Schnuller das Non Nutritive Saugen an der Brust verhindert oder zumindest beeinträchtigt. So wird das Stillen des älteren Babys gestört und das Kind mit Schnuller deutlich früher abgestillt (Bei Kindern die keinen Schnuller hatten lag die Stillrate im Alter von vier Monaten bei 91 %, bei denen, die einen hatten, bei 44 %, Righard, L. et al. "Breastfeeding and the use of pacifiers") Auch aus logopädischer und kieferorthopädischer Sicht spricht einiges gegen den Schnuller. Das Sauegn an der Brust fördert den richtigen Gebrauch der Muskulatur von Mund und Gesicht. Der Schnuller fördert unphysiologische Bewegungsmuster, stört das Wachstum von Zähnen und Kiefer und kann so zu falschen Lautbildungen beim Sprechen führen. Wenn das Baby oder Kind einen Schnuller im Mund hat, so wird verhindert, dass es seine Umgebung oder Dinge mit dem Mund erforscht. Der Schnuller behindert das Kind beim Üben der vorsprachlichen Fähigkeiten (Stimme und Laute). Er stört die Kommunikation des Kindes mit anderen (mit dem Schnuller im Mund wird es nicht oder schlecht verstanden). Der Schnuller kann Infekte und Mittelohrentzündungen fördern. Erstens ist es ein Fremdkörper, der Keime in den Mund und in den Hals Nasen Rachen Bereich bringt und zweitens verändert sich die Kieferstellung beim Saugen am Schnuller so, dass das Mittelohr schlechter belüftet wird. Das erhöht das Risiko für Atemwegsinfekte, Mittelohrentzündungen und chronische Mundatmung. Hier noch ein Zitat aus einer zahnärztlichen Studie: "Unter den Kindern, die über sechs Monate gestillt wurden, saugten die wenigsten an Daumen oder Fingern sowie Schnullern bzw. Gummisaugern und sie hatten das geringste Risiko für Zahnfehlstellungen, wobei sich das Saugen am Gummisauger als am schädlichsten herausstellte. (Farsi, N.M.A. eta al. "Sucking habits in Saudi children: prevalence, contributing factors and effects on the primary dentition" Ped Dentistry 1997; 19(1): 28 33)" Ich denke insgesamt ist all dies Grund genug, den Schnuller wirklich nur überlegt und wohl dosiert einzusetzen. Es ist nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Von der Natur ist der Schnuller nicht vorgesehen und das Kind verlangt auch nicht nach dem Schnuller, sondern nach dem Original und das ist die Brust. Der Schnuller ist nichts anderes als eine Brustattrappe. Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. Du (bzw. dein Mann) kannst dein Kind tragen. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hast Du mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. Ihr könnt ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Sicher ist es nicht immer der leichteste Weg, wenn die üblichen "ausgetretenen" Pfade verlassen werden, aber ich denke, es lohnt sich, andere Alternativen zu versuchen. LLLiebe Grüße Biggi


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