Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Noch mehr Brei zufüttern?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Noch mehr Brei zufüttern?

schmaeus

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Hallo! Mein Sohn ist 5 1/2 Monate alt. ich habe voll gestillt nach Bedarf, ca. alle 4Std., manchmal auch mit längeren Pausen. Er hat gut getrunken. Vor 3 Wochen hat er plötzlich beim Abendessen großes Interesse am Essen seiner Schwester (7jahre) gezeigt und war kaum noch zu beruhigen. Habe dann mit Getreidebrei begonnen. (Getreideflocken+Muttermilch+etwas Obstgläsle). Seitdem bekommt er nachmittags diesen Brei, abends ca. 18:30 still ich und er schläft die ganze Nacht, morgens dann ca. zwischen 6 und 7 Uhr nächstes Stillen, dann so gegen 11 oder 12 Uhr Stillen. Das ist der grobe Ablauf. Manchmal kommt morgens oder mittags noch eine Stillmahlzeit hinzu. Letzte Woche habe ich ihn plötzlich nicht mehr satt bekommen. Er war unruhig, hat dann die Nacht auch schlecht geschlafen und an allem gesaugt. Zähne sind es nicht. Problem war aber, dass sich meine Milchmenge schon reduziert hat und ich nun eigentlich nicht wieder ankurbeln wollte. So habe ich den Getreidebrei am Nachmittag durch einen Grießbrei mit Folgemilch+Obst und bisl Wasser aus der Flasche dazu ersetzt. Seit 3 Nächten wacht er wieder um 4 oder 5 Uhr auf und will trinken. Soll ich abends zum Stillen noch Brei geben? oder ein Gute-Nacht-Fläschle? oder einen Mittagsbrei? aber er hat ja nachts Hunger..... Ohje! Viele Grüße und schonmal danke fürs Antworten! Schmäus


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Liebe Schmäus, Sie sind wie so viele Menschen zwei Gerüchten aufgesessen: 1. mit zunehmendem Alter schläft ein Kind immer länger und das bleibt so, dass mit sechs Monaten spätestens alle Kinder durchschlafen und 2. ein Baby brauche nur die entsprechende Menge einer bestimmten Nahrung und dann würde es durchschlafen. Beides ist schlicht falsch. Studien haben belegt, dass die frühe Einführung von fester Kost KEINEN positiven Einfluss auf das Schlafverhalten des Kindes hat und es ist entwicklungsbedingt so, dass Kinder ab vier bis sechs Monaten (wieder) vermehrt nachts aufwachen. Gäbe es die „Wundernahrung", die ruhige Nächte garantiert, wäre sie außerdem längst (mit großem Werbeaufwand bekannt gemacht) im Supermarkt oder der Apotheke zu kaufen und es würde sich jemand eine goldene Nase damit verdienen. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. In unzähligen Ratgebern und Broschüren steht, dass ein Baby mit etwa zwei bis drei Monaten nachts längere Schlafphasen haben wird und mit etwa einem halben Jahr damit zu rechnen sei, dass es „durchschlafe". Und genau diese Erwartung, die allerdings absolut unrealistisch ist, haben dann auch die Eltern. Gleichzeitig ist der Markt überschwemmt von Büchern, in denen verschiedene Strategien propagiert werden, wie ein Baby oder Kleinkind das Schlafen „lernen" könne. Würde die Mehrzahl aller Kinder tatsächlich dem immer wieder verkündeten Schema gemäß schlafen, dann bräuchte kaum jemand alle diese Schlafratgeber und dann würde es sie auch nicht in jedem Buchladen geben, denn es würde sie ja keiner kaufen. Buchhändler und Verlage sind aber nicht darauf aus, Bücher zu produzieren, die im Regal verstauben. Es ist also einfach so, dass eine unrealistische Erwartungshaltung auf das reale Verhalten des Babys trifft und damit machen wir Eltern uns und unseren Kindern das Leben schwer. Vermehrtes nächtliches Aufwachen ist ab etwa vier bis sechs Monaten ein normales Verhalten bei Babys und zwar nicht, weil das Kind nicht mehr satt würde, sondern entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen „Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn dein Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen (die dem Kind das nächtliche Stillen „abgewöhnen"), die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden und selbst die Verfechter sprechen sich gegen eine Anwendung in diesem Alter aus, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Spannen Sie auch Ihren Partner (wenn Sie einen haben) ein. Väter können sehr wohl auch einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Es kommen auch wieder einfachere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter


schmaeus

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Danke für die schnelle Antwort!!!! Mein Sohn schläft zum Glück in der Wiege direkt neben mir. Generell find ich es gar nicht so schlimm, dass er wieder aufwacht. ich hatte nur bedenken, dass er nicht mehr satt wird. Und dass die Milch vielleicht nicht reicht, wenn er wieder öfters aufwacht.... und ich hatte es echt als Rückschritt angesehen. Besten Dank für die - wirklich einleuchtende und eigentlich logische Erklärung, wenn man mal draufangestupst wird! Wie so oft vermutlich reine Kopfsache......Dann kann ich ja beruhigt so weitermachen. Viele Grüße!


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