Liebe Frau Welter!
Hannah ist jetzt etwas über 4 Monate alt und wacht nachts noch mehrmals auf (bis zu drei bis vier mal) und wird bisher dabei jedesmal von mir gestillt.
Unser Kinderarzt hat gesagt, dass jetzt die Zeit anfängt, wo die Kleinen schlecht träumen und deshalb aufwachen. Dass man aber nicht den Fehler machen soll und stillt, um sie zu beruhigen. Dann würde man ihnen zu der frühen Nacht-Zeit Hunger antrainieren.
Mann solle lieber Tee oder Wasser geben, wenns sein muß oder sonst irgendwie versuchen zu beruhigen.
Ist da was dran? Soll ich nachts nicht mehr so oft stillen, wenn Hannah wach wird? Von meiner Intuition her habe ich sie immer gestillt, aber manchmal ist es schon seltsam, dass sie oft nach recht kurzer Zeit (manchmal nur eine halbe Stunde) wieder aufwacht, gestillt wird und dann meistens auch zufrieden ist.
Was meinen Sie?
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
Annie
Mitglied inaktiv - 30.09.2005, 18:46
Antwort auf:
nächtliches Stillen
Liebe Annie,
in der Frage, ob ein Baby ab einem gewissen Alter nachts noch etwas zu essen (oder zu trinken) braucht, scheiden sich die Geister ganz gewaltig. Aber auch ältere Kinder haben nachts Hunger.
Und eines sollte nicht vergessen werden: Stillen ist ja nicht nur Nahrung für den Körper, es ist viel mehr und gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen.
Die WHO empfiehlt, dass das Kind während der ganzen Stillzeit (für die keine Begrenzung nach oben angegeben wird) nach Bedarf gestillt werden soll.
In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: "Babys are Human Beeings"') habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden "Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem "modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga, jeder LLL Stillberaterin und im Stillshop auf dieser Seite bekommen können.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 30.09.2005
Antwort auf:
nächtliches Stillen
Ich habe Biggi vor ein paar wochen auch deswegen gefragt, mein Sohn ist jetzt 5 monate und ich stille auch noch nachts, genau deshalb was auch
Biggi sagt. Du bist bei einem männlichen Kiderarzt? Ein Mann weiß es ja genau... Hör auf deine Mutterinstinkt. Es macht mich immer so sauer wenn man das stillen immer nur mit essen und trinken verbindet.
alles gute für euch.
Gruß sabine
Mitglied inaktiv - 30.09.2005, 20:30
Antwort auf:
nächtliches Stillen
Mein Sohn wird morgen 13 Monate alt, und auch ich habe mich früher oft gefragt, ob es richtig ist, ihn vor allem nachts zur Beruhigung zu stillen. Heute weiß ich, dass die Aussage von so manchen Kinderärzten völlig falsch ist und ich es richtig gemacht habe. Mein Sohn hat wochenlang 3 Mal nachts getrunken, dann lange Zeit 2x, dann eher kurze Zeit 1x und seit 1 Woche schläft er durch!
Mitglied inaktiv - 03.10.2005, 14:31