Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nächste Mahlzeit ersetzen ja oder nein?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Nächste Mahlzeit ersetzen ja oder nein?

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Biggi! Bin irgendwie verzweifelt. Ich habe vor drei Wochen begonnen, nachdem ich Lennart 7,5 Monate voll gestillt habe, beizufüttern. Anfangs klappte es auch ganz gut, doch seit über einer Woche schmeißt er sich nach ein paar Löffelchen Gemüsebrei nach hinten, macht sich steif und schreit. Dann will er an die Brust. Hab nun auch schon andere Gemüsesorten ausprobiert, gleiches Spiel, er bevorzugt lieber die Milch... Nun bin ich am Überlegen, ob ich die nächste Mahlzeit schon anfangen kann zu ersetzen bzw. beizufüttern. Kann ich das denn, oder sollte ich erst dann ne neue Mahlzeit einführen, wenn er den Mittagsbrei ißt??? Immerhin ist er ja jetzt schon über 8 Monate alt und so langsam nerven mich auch die Kommentare von der Verwandtschaft, von wegen, gib dem Kind mal nen Abendbrei, dann kommt er auch nachts nicht dreimal.... Welche Mahlzeit würdest du empfehlen als nächstes zu ersetzen? Abends oder nachmittags? Man hört immer wieder unterschiedliche Meinungen. Auf Banane z.B. fährt er voll ab, wenn ich eine ess, ist er immer gleich zur Stelle. Vielen Dank schon mal für deinen Rat und liebe Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Tanja25, ich würde erst einmal eine Pause machen. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickelt und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit "Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit soviel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wie es dies ja offensichtlich gerne tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Sicher ist auch für dich das erhältliche Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Lennart ist gerade erst sieben Monate alt und damit noch am Beginn der "Beikostkarriere" und in dieser Zeit sollte der Begriff "BEI Kost" wörtlich verstanden werden. Beikost ist etwas, was die Muttermilch ergänzt und nicht ersetzt. Es ist deshalb normal und richtig in Verbindung mit der Beikost zu stillen, nicht zuletzt deshalb, weil auf diese Weise bestimmte Bestandteile der Beikost vom Kind besser verwertet werden können. Sicher ist es richtig und gut, einem sieben Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit "ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch "Babyernährung gesund & richtig - B(r)eikost und Fingerfood" von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo Biggi, mein Sohn ist jetzt 7 Monate alt. Wir haben die Nahrungsumstellung schon soweit ganz gut überstanden. Morgens stille ich noch. Nun meine Frage: Was gebe ich, wenn ich mal nicht mehr morgens stillen kann? Ich muß bald wieder tageweise arbeiten, wo mein Mann dann die Betreuung übernimmt. Ich müßte dann aber vor dem Aufwachen zur Arbei ...

Liebe Biggi! Meine Tochter ist 4 Monate und wird voll gestillt. Ich möchte aber gerne unter tags damit beginnen, ihr 1x ein Fläschchen zu geben (nicht abstillen, aber eben eine Mahlzeit zufüttern). Wird sich die Brust da umstellen können? Muss ich das immer ungefähr zur gleichen Zeit machen oder stellt sich die Brust ohnehin automatisch um? muss ...

Hallo Kristina! Meine Tochter ist jetzt etwas über 10 Monate alt, 6,5 Monate haben wir voll gestillt und dann langsam Beikost eingeführt. Das funktioniert auch prima! Jetzt stillen wir noch morgens und abends (vorm Schlafengehen), seit einiger Zeit aber auch meist wieder nach der Mittagsmahlzeit. Ich bin mir unsicher, ob meine Kleine nun n ...

Hallo! Habe folgendes Problem.Mein Sohn ist 17 Wochen und zur Zeit stille ich voll.Er wiegt 8010g und ist 68,5cm groß.Jedoch möchte ich gerne wieder abends für 3std. arbeiten.Seit zwei Tagen versuche ich Milch abzupumpen,was bei meinem ersten Sohn keine Probleme gemacht hat. Jedoch habe ich bis jetzt nur eine Trinkmenge von 20ml. Da ich am Wochene ...

Hallo! Ich würde gerne nach dreimonatigem Stillen die Mittagsmahlzeit durch eine andere Mahlzeit ersetzen um für mehrere Stunden etwas unabhängiger zu sein. Ich möchte aber nicht Muttermilch abpumpen. Welche Nahrung würden sie empfehlen? Brei oder Fläschchen? Kann ich auch einen Monat lang jeden Tag nur eine Stillmahlzeit ersetzen und ab dem zweite ...

Hallo! Meine Tochter Mia (6,5 Monate) wurde bis 6 Monate voll gestillt. Wir hatten einen sehr schwierigen Stillstart, ich hatte ganz schlimme rissige, wunde, regelrecht kaputte Brustwarzen, aber dank Stillberatung und eisernem Willen haben wir es bis hier geschafft und kein einziges Mal zugefüttert oder ähnliches, darauf bin ich richtig stolz :- ...

Hallo liebe Stillberaterinnen! Meine Tochter ist nun 7,5 Monate alt. Ich habe vor 2,5 Wochen wieder angefangen zu arbeiten (30 Stunden die Woche). Mein Mann hat Elternzeit genommen und ist zu Hause. Ich stille meine Tochter am Morgen. Vormittags und mittags isst sie Brei, was super klappt. Wenn ich nach Hause komme am Nachmittag, stille ich sie ...

Juhu ... mein Sohn ist jetzt 5 Monate alt und wird wie folgt ernährt: 6 Uhr - stillen 9 Uhr - stillen 12 Uhr - Gemüsebrei (seit dem 4. Monat immer 1 Woche lang eine Sorte um Verträglichkeit zu testen) 15 Uhr - stillen 18 Uhr - 150ml Flasche HA-Pre (als "gute-Nacht-Flasche gedacht, weil Maximilian zwischenzeitlich Gewichtsprobleme ...

Hallo Frau Welter, mein Sohn ist nun 23 1/2 Wochen alt und isst mal mehr Brei mal weniger. Ich habe mit beikost begonnen als er 4 Monate alt wurde. Nun hat er zB. heute Mittag einen Kartoffel pastinake Brei gegessen und nachmittags eine Äpfel Birnen Brei. Beide Male habe ich ihn danach noch gestillt. Ich biete ihm auch etwas zu trinken aus e ...

Halli hallo, ich habe einen Sohn der in ein paar Tagen 8 Monate alt wird. Wir haben Mitte März mit der Beikost gestartet ( Gemüse Brei ). Mittlerweile isst der kleine 3 Mahlzeiten pro Tag und ich stille ihn die übrigen Mahlzeiten. Es sieht folgender maßen aus : Frühstück : stillen beide Brüste Vormittag : pures Obstbrei ca 80 gr.( Frücht ...