Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Muss fast taeglich zufuettern

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Muss fast taeglich zufuettern

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Hallo Biggi, meine Tochter Alexandra ist heute 1 Monat alt. Ich hatte bereits vor der Entlasssung aus dem Krankenhaus Probleme mit der Milchmenge und dort bereits H.A.-Nahrung zugefuettert. In den vergangenen 4 Wochen hatte ich leider immer wieder 1-2 Tage die Woche an denen ich nicht mehr genug Milch fuer meine Tochter hatte und wieder zugefuettert habe (sie trinkt tagsueber in 2-, nachts in 3-Stunden-Abstaenden). Da ich sie gerne weiterstillen moechte, bin ich besorgt ob sich das 1. negativ auf die Milchmenge auswirkt und 2.wie ich es anders regulieren koennte? (Sie entwickelt sich gewichtsmaessig normal, auch habe ich keinen besonderen Stress). Abpumpen ist schwierig, da ich dann nicht mehr genug Milch fuer die naechste Stillmahlzeit habe. Etwas ratlos in Heidelberg Liebe Gruesse Biljana


Biggi Welter

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Liebe Biljana, wie oft wird dein Baby denn zugefüttert und wie viel Milch trinkt es dann? Du schreibst, dass Du nicht genug Milch hast, wenn Du vor dem Stillen abpumpst. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt (oder abgepumpt) werden, um die Milchmenge zu steigern. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe Dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft Dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, die dich sicher bei deinem Problem im direkten Kontakt unterstützen wird. Ich hoffe, der Text war dir jetzt nicht zu lang. LLLiebe Grüße Biggi


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sieh es doch mal so .... obwohl du von anfang an zugefüttert hast stillst fast voll bis heute! Was sagt dir das? Das dein Kind trotz Flasche weiterhin gut saugt und die vorhandene Menge problemlos trinkt. Du stillst zwei bis dreistündlich - ist doch klasse! lass dich ja nicht verrückt machen und genieße das stillen , dass dein Kind gesund ist wächst und gedeiht und vor allem zufrieden ist. Alles Gute


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Liebe Biggi, vielen Dank fuer deine ausfuehrliche Antwort. Im Prinzip habe ich in den ersten drei Wochen lediglich 1-2mal die Woche hinzugefuttert. Alexandra trank dann zwischen 30-50 ml. Seit knapp einer Woche aber muss ich die vorletzte Mahlzeit des Tages (ca. 19-20 Uhr) fast komplett hinzufuettern. Ich bereite 150 ml H.A. Nahrung vor, die sie dann auch fast ganz wegtrinkt. Ich lege sie natuerlich zuerst vorher an, aber jedesmal passiert folgendes: sie trinkt fuer ca. 3-5 min und spuckt dann wuetend die Brust aus; ich lege sie an die andere Seite, wo sich das ganze wiederholt. Ein "Druecktest" meinerseits zeigt das noch Milch da ist; sie saugt dann zwar immer wieder an, wird aber zunehmend unruhiger und wuetender. Dann gebe ich ihr die Flasche und das Problem loest sich von alleine. Der Versuch, das naechste Stillen hinauszuzoegern, wurde mit minutenlangen Schreiattacken quittiert. Ansonsten waechst sie optimal: hatte vor einem Monat 3040gr. Geburtsgewicht, verlor dann 250 gr., die sie innerhalb einer Woche wieder erreichte. Mittlerweile hat sie 4 Kilo, also ordentlich die letzten drei Wochen zugelegt. Ich wohne in 69207 Sandhausen, ausserhalb von Heidelberg. Vielleicht kannst Du mir eine Kontaktadresse fuer eine LL-Beraterin geben? Danke vielmals Biljana & Alexandra


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Liebe Biljana, deine Tochter ist saugverwirrt, etwas was leider nicht selten bei so kleinen Babys vorkommt, wenn sie eine Flasche bekommen. Sie muss erst lernen, wie sie an der Brust trinken muss, denn die Techniken an Brust und Flasche unterscheiden sich ganz grundlegend (es ist an der Flasche nicht leichter, sondern anders). Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennen gelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Du deine Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringst. Versuche, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Du Alexandra anlegst. Warte nicht, bis sie sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Es hilft dagegen nur ein konsequentes Weglassen aller künstlichen Schnuller, was in Deinem Fall sicher nicht ganz einfach werden wird. Als Hilfsmittel zur Flaschen-Nahrungsaufnahme eignen sich Saugpipette, "Soft Cup" oder evtl. Brusternährungs-Set. Die Zunahme deiner Tochter ist sehr gut, so dass es im Prinzip kein Problem werden dürfte, wieder zurück zum Voll-Stillen zu kommen. Ein gesundes, voll ausgetragenes und gut gedeihendes Baby kann auf die folgende Art wieder an die Brust zurückgeführt werden: 1. Tag: Keine Flaschen, keine Brust An diesem Tag erhält das Baby seine Nahrung über eine alternative Fütterungsmethode (z.B. Pipette, Löffel, Becher, bei Hohlwarzen KEINE Fingerfütterung). Wenn eine Pipette oder ein Becher benutzt werden, sollte das Baby aufrecht auf dem Schoß gehalten werden, um ein Verschlucken und Einsaugen von Flüssigkeit in die Lunge zu vermeiden. 2. Tag: Keine Flaschen, die Brust wird nur zum Trösten angeboten Jetzt ist das Baby möglicherweise bereit, dicht an der nackten Brust der Mutter gehalten zu werden, während die Nahrung verabreicht wird. Die Mutter kann dem Baby die Brust nach jedem Füttern zum Trost anbieten, ebenso, wenn sie merkt, dass das Baby saugen möchte. Dreht es sich von der Brust weg, kann es „gebündelt" (mit rundem Rücken in eine Decke gewickelt) und beruhigt werden, bevor ihm die Brust wieder angeboten wird. Das Baby braucht möglicherweise noch einen weiteren Tag, bevor es bereit ist, auf die Brust überzugehen. Es sollte nicht gezwungen werden. Übergang zur Brust: Akzeptiert das Baby die Brust zur Beruhigung, kann die Mutter versuchen, es zu stillen und zwar eine halbe Stunde bevor es wahrscheinlich richtig hungrig ist. Zu diesem Zeitpunkt akzeptiert das Baby im allgemeinen das Stillen. Dieser „Plan" ist meist erfolgreich, doch es wäre auch hier gut, wenn Du auf die Unterstützung einer Stillberaterin vor Ort zurückgreifen könntest. Die nächsten Tage werden sicher nicht einfach für euch beide werden. Du wirst einiges an Geduld und Beharrlichkeit brauchen. Es wäre gut, wenn Du jemanden finden könntest, der dich in der Alltagsarbeit unterstützt. Eine Relaktation ist eine Aufgabe, die die ganze Frau fordert. Bitte wende dich an Frau VOGT, Laura, Tel.: 06221-390641, sie kann dir sicherlich helfen und dir zur Seite stehen. Ich wünsche dir, dass deine Tochter bald wieder problemlos an der Brust trinkt . LLLiebe Grüße Biggi


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