Hallo,
meine Tochter 4 Monate braucht obwohl sie doch sehr müde scheint am Abend 2 Stunden bis sie wirklich tief und fest schläft. Sie schläft dann beim stillen ein (was an sich kein Problem ist, da ich froh bin das es mit den Stillen klappt, sie hat die ersten 4 Wochen nur die Flasche bekommen). Ich lege mich mit ihr zusammen in unser großes Bett da sie bei uns schläft, ihr Kinderbett ist als Babybalkon an meine Seite des Bettes gestellt und stille sie bis sie einschläft. Dazu muss ich auch erwähnen das ich sie immer noch pucke, da ich das Gefühl habe sie mag und braucht das noch sehr. Doch nachdem sie eingschlafen ist wacht sie immer wieder auf und sucht nach meiner Brust. Ich habe schon versucht ihr ruhig die Hand auf den Bauch zu legen...wenn ich ihr nicht die Brust gebe beginnt sie sich aufzuregen und fängt an zu weinen...ich habe all die anderen Antworten zu ähnlichen Fragen gelesen...ich bin auch sehr froh nach den vielen vielen Schwierigkeiten in der Anfangszeit das ich stille...ich weiß das Babys nicht alleine schlafen können,wollen,sollen...ich habe das Buch "In Liebe wachsen gelesen" (sehr zu empfehlen) Ich trage meine Tochter anstatt sie in den Kinderwagen zu legen, da sie da immer geweint hat...Ich habe ihr Nuckel angeboten und jede Sorte zu hause..sie möchte keinen..okay dann um so besser...ich liebe meine Tochter von ganzem Herzen und ich weiß sie ist noch ganz klein...und es geht ja auch nur ums einschlafen nachts schläft sie sehr gut...aber aber aber ...es wäre auch mal schön wenn der Papa sie ins Bett bringen könnte damit ich das was ich am Tage nicht schaffe vielleicht dann erledigen kann...denn am Tage macht meine Tochter nur so 30 min Schlafsequenzen wenn ich sie trage oder wenn ich mich mit ihr hingelegt habe und sie an der Brust eingeschlafen ist. Ich möchte mich nicht beschweren vielleicht muss ich auch nur hören das, dies alles ganz normal ist (habe in meinem Umfeld irgendwie keine vergleichbaren Beispiele die Kinder scheinen alle super zu schlafen....oder mir wird gesagt ich muss sie schreien lassen damit sie es lernt...NIEMALS..ich halte von solchen Methoden nichts die Babys hören nur auf zu schreien weil sie merken es kommt ja eh keiner wenn ich weine..wie grausam. ) Ich müsste halt nur auch mal wieder etwas Kraft tanken(da ich schon im Wochenbett gleich wieder voll losgelegt habe, da leider keiner da war um mich etwas zu unterstützen der Papa musste arbeiten)...und warum wacht sie immer wieder so oft auf ?? Ist sie dann doch nicht müde genug??
Vielen Dank für Ihre Zeit und entschuldigen sie den langen Text.
Mitglied inaktiv - 12.07.2011, 22:25
Antwort auf:
Meine Tochter braucht 2 Stunden zum einschlafen und dann nur an der Brust
Liebe Mum1303,
Ihr Baby ist VÖLLIG normal!
Das Nervensystem eines Babys ist ständigen Reizen ausgesetzt und während des Tages sind das viel mehr Reize als in der Nacht. So ist es nicht erstaunlich, dass sich bis zum späten Nachmittag oder frühen Abend einiges aufgestaut hat und das Kind dann "über" reizt ist und sich wieder abreagieren und beruhigen muss. Dazu kommt, dass auch die Mutter nach einem langen Tag ebenfalls mehr oder weniger stark belastet und gestresst ist und sich die Gefühle und Stimmung der Mutter auf das Kind übertragen.
Ihr Kind braucht Ihre Nähe und wahrscheinlich auch das geborgene Gefühl an der Brust. Das ist sicher nicht immer einfach für die Mutter, die auch mal gerne was anderes tun würde, aber letztlich kostet es nicht mehr Nerven und Zeit, als sich ständig neue Methoden auszudenken und das Baby weinen zu lassen. Sobald das Kind die nötige Reife hat, wird es von selbst alleine (ein)schlafen.
Haben Sie noch Geduld, Sie geben Ihrem Baby so viel Vertrauen und Liebe mit auf den Weg, einen besseren Start kann Ihr Baby nicht bekommen!
Ich hänge Ihnen noch einen Text von Dr. Paky an, der mich immer wieder fasziniert.
LLLiebe Grüße
Biggi
Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen
Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling
Schlafen, Alleinsein, Finsternis
Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.).
Schlafen Loslassen
Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach?
Zwei Arten von guten Schläfern die echten und die resignativen
Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen.
Die Entwicklung des Babys und das
Schlafproblem
Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen?
Das Schlafparadoxon
Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern.
Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen.
Individueller Schlafbedarf
Jedes Kind braucht wie übrigens erwachsene Menschen auch eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27).
Behinderung der Selbstregulation
Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit.
In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können.
Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen
Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen.
Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten.
Jedes Kind kann schlafen lernen
Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit.
Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan.
Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen.
von
Biggi Welter
am 13.07.2011
Antwort auf:
Meine Tochter braucht 2 Stunden zum einschlafen und dann nur an der Brust
Liebe Biggi,
vielen Dank ich habe ja eigentlich auch nicht angenommen das meine Tochter nicht "normal" ist. Ich werde ihr selbstverständlich das geben was sie braucht.
Viele Grüße
Mitglied inaktiv - 13.07.2011, 08:47