Liebe Biggi,
mein Sohn ist bald 17 M. alt und wird immer noch gestillt- leider auch nachts- natürlich isst er auch alles andere, aber ich finde, zu wenig davon, weil er zu oft die Milch will und diese eventuell seinen Apetit auf andere Nahrung vermindert. Er wiegt auch immer noch erst knapp 9,5 kg mit ca. 86 cm (bei Geburt 52cm, 3700 g). Er ist nicht mager, aber die Rippchen sieht man doch ein wenig, wenn er ausgezogen ist. Dann ist mir aufgefallen, dass er, obwohl er sehr neugierig und mutig ist, sehr an mir hängt, er hat immer Angst, dass ich weggehe und wenn wir alleine sind, muss ich ihn immer überall mitnehmen (z.b. auf Toil.), damit er nicht weint. Nur wenn er mit anderen Kinder ist, oder mit Pappa raus zum spazieren geht, vergisst er mich. Nun überlege ich seit einigen Monaten, ob es ihm noch gut tut, weiter gestillt zu werden. Bisher dachte ich, es schadet ihm nicht, höchstens mir, weil ich Eisenmangel hatte, und wollte es gerne anbieten, bis er 2 ist. Aber Dr. Posth von diesem Forum schreibt ja auch von Loslösungsproblemen....
Ich habe dann vor ca. 3 Monaten folgendes versucht und war sehr schockiert über die Reaktion. Beim abendl. Stillen, wobei er dann einschläft, lagen wir im grossen Bett nebeneinander und ich habe ihm einfach von all meinen Gedanken und Sorgen bzgl. des Stillens erzählt, und ihm gesagt, ob es nicht besser wäre, wenn wir bald damit aufhören würden....er war 14 M. alt, und auf einmal hörte er auf zu trinken, schaut mit mit ernsten, tief-traurigen Augen an, aber das nicht genug, seine Lippen fingen an zu bibbern, und auf einmal entfernte er sich von mir, als wäre ich eine Fremde. Er wollte sogar aus dem Bett runtersteigen und schaute mich die ganze Zeit tief verletzt an, wie als hätte ich ihn verraten. Er hat dann auch jämmerlich geweint und ich hab ihn dann getröstet und versichert, dass er die Milch solange haben kann wie er will. Kann das sein, dass er alles verstanden hatte, was ich gesagt habe? Oder war es vielleicht der Ernst/Tonfall in meiner Stimme, der ihm Angst gemacht hat? Jedenfalls wird es eher mehr, als weniger, mit dem Stillen, und so gerne ich es auch mache, ich mache mir doch am meisten Sorgen um seinen Apetit und sein Gewicht.
So wurde es nun eine lange mail, sorry und vielen Dank schonmal für Ratschläge
Lg
Mitglied inaktiv - 23.09.2009, 22:50
Antwort auf:
Langzeitstillen
Liebe margherita,
ich denke auch, dass Ihr Baby nicht wörtlich alles verstanden hat, sehr wohl aber Ihre Zweifel und Ängste spürt.
Der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs Fakt. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Die Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde).
Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind.
Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase, aber ihr Kind spürt jetzt ihre Unsicherheit und das ist etwas, was Kinder extrem schlecht vertragen. Kinder brauchen Klarheit und Zweifel sowie Unsicherheit der Eltern verwirren sie und beeinflussen ihr Verhalten, so dass sie z.B. besonders klammern oder eben sehr lange und häufig an der Brust trinken. Das Problem ist nicht das Stillen - das in diesem Alter außerdem noch vollkommen normal ist, denn statistisch gesehen findet ein selbstbestimmtes Abstillen meist irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag statt - sondern der Druck, der von außen auf Ihnen lastet.
Kennen Sie noch andere langzeitstillende Mütter im realen Leben? Ich denke, dass Ihnen der Austausch mit anderen Eltern von langzeitgestillten Kindern sehr gut tun würde. Wenden Sie sich doch einmal an eine Stillberaterin und fragen Sie, ob es eine Kleinkinderstillgruppe in Ihrer Nähe gibt.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Verweigert ein Kind länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher auch nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 24.09.2009
Antwort auf:
Langzeitstillen
Hallo,
die gleichen Gedanken wie du mache ich mir auch manchmal, allerdings ist meine kleine schon 2 Jahre alt und wir stillen "nur" noch zum einschlafen und in der Nacht mal mehr mal weniger. Mit dem loslösen ist das so ne Sache. Mein kleine geht ohne einen Mucks seit dem 1. Lebensjahr in die Kinderkrippe von 07:00 bis 14:30 Uhr. Nicht einmal hat sie geweint oder wollte dort nichts essen oder trinken. Doch sobald Mama da ist, ist es aus. Sie spielt zwar allein oder mit ihrem Bruder, doch Mama muss immer wenn auch bloß durchs rufen erreichbar sein. Am Dienstag hat sie die Oma abgeholt. Ich habe sie früh darauf vorbereitet, da sagte sie schon nein. Als sie abgeholt wurde ist sie zwar mitgegangen, aber nach einer Stunde ging das Geschrei nach ihrer Mama los. Aber ich glaube, das ich sie eher verwöhnt habe, als das es was mit dem Stillen zu tun habe.
Manchmal habe ich die Anwandlung und sage ihr abends, dass nun bald mal schluss ist mit "mammam", doch dann biegen sich ihre Mundwinkel nach unten und sie fängt jämmerlich an zu weinen, da werde ich einfach schwach und denke, dann mach ich eben noch ein bißchen weiter, irgendwann wird sie schon damit aufhören.
Weiß jetzt nicht, ob dir mein Beitrag geholfen hat.
Tschüss katrin
Mitglied inaktiv - 24.09.2009, 11:32