Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ernährungsbezogener Mehrwert Langzeitstillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Ernährungsbezogener Mehrwert Langzeitstillen

Matahari

Liebe Biggi, ich bin seit Geburt meiner Kleinen (morgen nach ET 3 Jahre) ein Fan von dir. Ich habe viel im Forum gelesen während des ersten Lebensjahres meines Kindes, und sehr viel mitgenommen. Auch dass Langzeitstillen noch gesundheitliche Effekte hat. Ich weiß, dass es viele Meinungen gibt und man mit vielen konfrontiert wird. Mein Kind kam mit angeborener Zwerchfellhernie zur Welt und als sie von der Intensiv auf die Kinderchirurgie verlegt wurde und ich Rooming-In hatte, erlebte ich komplett unterschiedliche Welten von (wirklich lieben) älteren Krankenschwestern und Stillberaterinnen. Jene sprache diesen ganz direkt ihr Wissen ab - allein: die Stillberaterinnen hatten nicht nur jedes Mal recht (meinem Bauchgefühl nach und wie es sich dann auch zeigte), sondern auch bezüglich ihrer Zukunftsprognosen. Eine sagte etwa, das meine Maus der Typ ist, der sehr, sehr anhänglich werden wird. Ihre Kollegin sagte, dass meine Maus in ein paar Monaten nur noch stillen will. Ich war baff, da mein Kind aufgrund seiner Lungensituation kaum Kraft hatte zu stillen. Sie bekam abgepumpte Milch und nach 5 Wochen begannen wir zu lernen. Mit 7 Monaten spürte ich mit der Hand endlich das Zwerchfell auf und ab gehen, sie war - typisch für ihre Geschichte - 2 Jahre lang an der 3. Perzentile, weil sie all ihre Energie für das Atmen brauchte. Aber mit drei Monaten (längst zu Hause) lehnte sie plötzlich die Flasche ab und wir zwei hatten 7 Monate Clusterfeeding vor uns. Sie ist vaterlos und meine Familie im Ausland - aber wir hatten eine schöne Zeit. Foren und dabei deine Ratschläge an andere trugen immens zu meiner Beruhigung ein. (Auch dass, wie die Stillberaterinnen sagten, meine Tochter beim Stillen intutiv immer alles richtig machte und ich nie Entzündungen bekam.) Heute stillt sie immer noch. Ich schreibe dir, weil ich schon wieder erfahren habe, dass so ein altes Kind zu stillen quasi keinen gesundheitlichen Effekt mehr hätte. Ich möchte mich noch einmal bei dir vergewissern. Ich weiß z. B. gar nicht, was mit so einer Aussage gemeint ist. Heißt es: Es bringt nichts, verglichen mit normalem Essen (freilich bekommt sie Essen, sie ging mit 1 Jahr zur Tagesmutter halbtags und seit einem Jahr, also mit 2  h in den Kindergarten) - isst also weniger gesund in den Momenten, in denen sie Essen durch Mumi ersetzt? Oder heißt das: Eine Mahlzeit Muttermilch bringt eben in ihrem Alter keinen besseren Effekt mehr als Normalnahrung? In letzterem Fall würde ich auf keinen Fall jetzt aufhören zu stillen. Sie will es noch. Und sie ist entsprechend weniger krank als andere - das ist in ihrer Situation (Zwerchfellhernie) auch wichtig, weil Erkrankungen der unteren Atemwege gefährlich für sie sind. Hatte sie nie! Ebenso noch nie eine richtige Magen-Darm-Grippe (ich will es nicht verschreien). Mit ist klar, dass die Krankheitsprophylaxe der Mu-Mi nach wie vor Wirkung zeigt. Oder täusche ich mich da?  Aber: Meine Tochter will seit 1-2 Wochen auf das Abendessen verzichten und hängt wieder gehörig an der Brust (vielleicht nur eine Phase, aber dieses Mal habe ich das Gefühl, es steckt auch das reife Kind dahinter, das einfach nichts haben will, was ihm nicht schmeckt). Aber ich mache mir Sorgen wegen Vitaminunterversorgung, wenn solche Phasen ewig dauern. Oder? Tatsache ist, dass sie herzzerbrechend weint, wenn ich sage, sie kriegt Mu-Mi nur dann, wenn sie Gemüse gegessen hat. Ich lasse mich eher erweichen und schiebe die Strenge auf den nächsten Tag. Bzw. sie macht es dann irgendwie, wir geben ab und zu, aber am Ende hat sie immer noch zu wenige Vitamine. Heute z. B. bestand sie auf Mu-Mi statt Essen und ich bin dann irgendwann ausgetickt und habe ihr Paprika hingestellt, den sie gerne isst, mit der Aussage, wenn sie ihn aufisst, stillen wir später wieder beim Schlafengehen. Worauf sie drei x 2m2-große Stücke gegessen hat und dann wars das. Aber es ist ein Riesenkampf.  Ich ringe zwischen abstillen und nicht abstillen. Sie braucht die Nähe, das spüre ich. Stillen ist ihr immens wichtig für ihr Wohlbefinden. Ich denke, ich will sie erst mit 4 "zwingen". Es sei denn, sie bekommt zu wenig Nährstoffe. Dzt. bekommt sie im Kindergarten um 14:30 noch eine Zwischenmahlzeit, dann zu Hause will sie nichts richtiges mehr seit 2 Wochen. Morgens ist es besser, da isst sie nur, wenn es das Brot ist, was ihr genehm ist. Aber wenn das nicht der Fall ist, geht sie ohne Brot oder Müsli gegessen zu haben. Sie hat vorher im Bett und nachts ja Mu-Mi bekommen. Also wie ein großes Baby noch, das Verhalten. Wir waren längst dort, wo ein Frühstück und ein Abenessen selbstverständlich waren. Seit 3 Monaten nimmt sie weder zu noch ab. Liebe Grüße und vielen Dank!


Biggi Welter

Biggi Welter

Liebe Matahari, ich danke dir für deinen ausführlichen Bericht, denn so kann ich mir ein besseres Bild machen. Ich verstehe deine Sorge gut, denn es stimmt schon, dass dein Kind nun mehr braucht als Muttermilch. Sicherlich ist diese auch jetzt noch wertvoll und bringt gesundheitliche Vorteile, aber dein Kind braucht andere Nahrungsmittel, um zu gedeihen. Ich würde jetzt tatsächlich gar nicht ans Abstillen denken, wenn du das nicht möchtest, aber ich würde nachforschen lassen, warum deine Kleine nicht essen mag. Kann es sein, dass dein kleines Mädchen einen Infekt ausbrütet, kann es sein, dass es gerade sehr viel Nähe braucht? Vielleicht hat sie aber auch einen Eisen- oder Zinkmangel, der für die Appetitlosigkeit verantwortlich ist? Wurde denn ein aktuelles Blutbild gemacht? Wie gedeiht die Kleine denn? Was sagt der Kinderarzt? Ich freue mich auf deine Antwort und wünsche eine gute Nacht! Biggi


Matahari

Ach ja - im Kindergartent hat sie täglih 1-3 Vitaminportionen (von 5 am Tag)


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