Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kann die Milch aus der einen Brust nicht mehr schmecken?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kann die Milch aus der einen Brust nicht mehr schmecken?

ggerry

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Guten Tag, mein Sohn ist 4 Monate alt, ich stille voll. Seit der Geburt pumpe ich ab, da er Probleme mit dem Trinken hatte. Immer war so, dass die linke Brust doppelt so viel Milch hatte als die rechte. Mittlerweile ist es so, dass der Kleine fast ausschließlich die linke Brust annimmt. Ich biete ihm immer wieder auch die rechte Brust, aber da kommt nicht viel (beim Abpumpen ca. 20 ml, ohne dass er viel tagsüber von ihr getrunken hat). Seit 3 Tagen lehnt er die rechte immer ab, trinkt Schluck und dann würgt sofort. Kann sein, dass die Milch in der rechten nicht mehr schmeckt? Die Farbe ist eher wässriger im Verglich zu der Milch aus der linken. Lohnt es sich überhaupt noch die Milch dort anzuregen? Noch etwas, was mir Sorgen bereitet ist, dass er nicht mehr als 5 Min pro Mahlzeit trinkt (außer vor dem Schlafengehen, dann sind es fast 10). Dafür trinkt er fast jede zweite Stunde. Gestern habe ich ihn gewogen, seit dem 6.2. hat er nur 170 gr zugenommen. Ist das normal? Sonst ist er munter und meistens fröhlich und hat 4 nasse Windeln. Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort. LG, ggerry


Biggi Welter

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Liebe ggerry, Wir Menschen sind nicht symmetrisch und das gilt auch für die Brüste einer stillenden Frau. Es ist ganz normal, wenn eine Brust mehr Milch bildet als die andere. In einigen Fällen kommt es zu einer stärkeren Milchproduktion in einer Brust, weil in dieser Brust mehr Milchgänge arbeiten und die Milch in dieser Brust schneller und reichlicher fließt. Manchmal wird (häufig unbewusst) an einer Seite mehr angelegt als an der anderen und so diese Seite zu mehr Milchbildung angeregt. Dieser Unterschied ist jedoch normalerweise bedeutungslos, da es nicht auf die Menge in einer Brust ankommt, sondern auf die Gesamtmenge. Sie könnten versuchen durch gezieltes Anlegen einen Ausgleich zu schaffen, doch es gibt keine Garantie dafür, dass Sie diesen Ausgleich erreichen werden. Und wie gesagt: wichtig ist die Gesamtmenge und nicht, wie viel Milch eine Brust bildet. Das kosmetische Problem wird sich nach dem Abstillen wieder einigermaßen ausgleichen. Ob Ihr Kind gedeiht können Sie bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine Gewichtszunahme entsprechende den Angaben der WHO Child Growth Standards WHO Multicentre Growth Referencs Study Group, 2006, d.h. im Durchschnitt: • 1. bis 3. Monat: 200 400 g/Woche, mind. 150 g/Woche • 4. Monat: 110 160 g/Woche • 5. Monat. 400 500 g/Monat • 6. Monat: 350 500 g/Monat • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. Wie hat Ihr Baby den in den Wochen zuvor zugenommen? Falls Sie noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin haben, sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die sie beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Ihr Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC) LLLiebe Grüße Biggi Welter


ggerry

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Vielen Dank, Frau Welter, für die schnelle Antwort. Ich werde mich auf jeden Fall nach einer Stillberaterin umschauen. Aber meine Frage, ob die Milch aus der rechten Brust nicht mehr schmeckt, ist immer noch nicht beantwortet. Kann das sein? Was Gewicht angeht, hat er bis jetzt so um 200 gr/Woche zugenommen (Geburtsgewicht 3200, abgenommen bis 2990, bei U4 war er 5880 gr schwer, momentan 6050gr). Habe gerade eine Windel mit 6 Löffel Wasser gegen seine (3 Stunden in Gebrauch gewesen) gewogen, die mit dem Wasser war schwerer. Er trinkt heute auch nur 2-3 Min und dann schreit er. Kommt er so überhaupt an die reichhaltige Milch?


Biggi Welter

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Liebe ggerry, es kann sein, dass die Milch auf einer Seite salziger schmeckt, wenn aus dieser kaum getrunken wird. Die Unterteilung der Milch in Vordermilch und Hintermilch ist nicht so, wie es immer wieder zu lesen ist und ist für die Praxis abgesehen von wenigen, besonderen Fällen kaum relevant. Der Milchspendereflex setzt beidseitig ein, so dass das Kind an der zweiten Brust dann eine „Mischmilch" erhält. Die Unterscheidung in „Vordermilch" und „Hintermilch" ist in aller Regel allerdings eine akademische Frage, die für den normalen Stillablauf keine Bedeutung hat. Solange das Kind gedeiht und sich wohl fühlt, muss keine Mutter über die Anteile an Vorder oder Hintermilch nachdenken. Solange Ihr Baby gedeiht, ist es vollkommen unwichtig, ob es an einer oder beiden Brüsten trinkt. Es gibt keine feste und unumstößliche Regel, dass ein Kind immer an beiden Seiten trinken muss. Wichtig ist alleine das Gedeihen des Babys. Jedes Stillpaar muss herausfinden, was für die beiden am besten funktioniert. Es kann auch sein, dass Ihr Baby streikt. Sie können dann versuchen Ihr Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Sie können ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, drängen Sie aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Wenn Sie möchten, dass Ihr Baby wieder an Ihrer Brust trinkt, sollten Sie sich darauf einstellen, sich in den nächsten Tagen fast ausschließlich Ihrem Kind zu widmen. Wenn Sie es viel im Arm haben, zärtlich streicheln und es Sie in einer entspannten Atmosphäre einmal ganz für sich alleine hat, beruhigt es sich vielleicht und lässt sich dazu bewegen, wieder besser bei Ihnen zu trinken. Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu `bündeln“. Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein „C“ aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: • im Umhergehen stillen, • in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, • im Halbdunkeln stillen, • im Halbschlaf stillen, • das Baby mit der Brust spielen lassen, • unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, • alle künstlichen Sauger vermeiden, • das Baby massieren, • viel Körperkontakt (Haut auf Haut), • und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um Ihre Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass Ihre Brust übervoll wird, sollten Sie Ihre Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch können Sie Ihrem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann Ihnen passieren, dass sich Ihr Kind dann zur Flasche hin abstillt. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, die Ihnen die Becherfütterung zeigen kann und Ihnen auch sonst noch weitere Tipps geben kann. LLLiebe Grüße Biggi Welter


ggerry

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Vielen Dank!!! Ich habe nicht erwartet, dass jemand im Internet sich so viel Zeit für mein Problem nimmt! Gerne gebe ich Ihnen meine PLZ: 77723. Habe schon bei LLL geschaut, aber entweder in Karlsruhe oder in Freiburg Beraterinnen gefunden. Gengenbach ist genau in der Mitte, aber doch denke ich etwas weit entfernt.


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe ggerry, ich finde jetzt auch niemanden in Ihrer direkten Nähe, aber vielleicht schauen Sie selbst, wer am günstigsten für Sie ist. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich freue mich, dass ich Ihnen ein wenig helfen konnte :-). LLLiebe Grüße, Biggi


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