Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Hilfe! Einschlafen an der Brust

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Hilfe! Einschlafen an der Brust

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, mein Sohn ist nun 4,5 Monate alt und wird voll gestillt. Meine Frage lautet: Mittags und Abends schläft er häufig beim stillen (wenn er satt ist)ein. Gerade abends ist es dann seine "Zubettgehzeit". Er wird vorm bzw. zwischen dem Stillen Bettfertig gemacht und bekommt dann noch seine Massage. Ich lege ihn dann, wen er eingeschlafen ist, in sein Bettchen und er schläft dann weiter bis zum nächsten hunger. Nun höre ich von allen Seiten, das man die Babys nicht schlafend in ihr Bettchen legen soll und sie auf keinen Fall an der Brust einschlafen sollen. Ich bin etwas verunsichert wie ich vorgehen soll. Soll ich ihn etwa wecken bevor er ins Bett geht. Alle meinen, ich bekomme später wenn ich ihn nicht mehr stille Probleme mit dem Einschlafen. Eigentlich denke ich, dass das so in Ordnung ist. Denn wenn er abends nicht bei stillen einschläft und ich ihn dann Zubett bringe, klappt das auch ganz gut. Natürlich weint er dann auch schon mal aber ich denke, das ist normal, oder? Über einen Ratschlag würde ich mich freuen. P.S. Noch was: Mein Sohn schläft nachts nicht durch. Er trinkt so gegen 19.00 Uhr, dann wieder um 1-2 Uhr rum und dann früh morgens. Wird er vielleicht nicht satt? Einige "nette" Mutties meinten ich sollte zufüttern, da er wohl nicht genug bekommt. Ich muss dazu sagen mein Sohn hatte bei der U4 stolze 66 cm und wog 7820 g. Also nicht gerade ein Leichtgewicht. Vielen Dank und Grüße, Sonja


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Sonja, es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe :-). Als ich Ihre Anfrage gelesen habe, habe ich mich gefragt, warum es sein muss, dass Sie als Mutter so verunsichert werden, bis Sie fast glauben, dass es ein Fehler war oder ist, dass sie Ihrem Baby Wärme, Nähe, Geborgenheit und Vertrauen gegeben haben indem Sie es zu sich ins Bett genommen haben und so gehandelt haben, wie es seit Urzeiten auf der ganzen Welt gehandhabt wird, wenn wir von unserer westlichen Kultur absehen. Ein Wissenschaftler hat einmal das Alleineschlafen von Babys und Kindern als "großes Experiment der westlichen Welt" bezeichnet. Sicher, Ihr kleiner Sohn besteht jetzt mit 4 1/2 Monaten noch darauf, Ihre Nähe beim Einschlafen und Weiterschlafen zu haben, aber ist dies wirklich "falsch"? Ist es wirklich Ihr eigener Eindruck, dass Sie etwas "falsch" gemacht haben und ist es nicht vielmehr so, dass Ihre Umgebung Ihnen diesen Eindruck vermittelt? Ich weiß, dass es manchmal lästig ist, wenn das Einschlafzeremoniell am Abend recht lange dauert und die ohnehin schon knappe Zeit, die man als Paar zusammen hat dadurch noch weniger wird. Aber wir Erwachsenen haben erstens einen Zeitbegriff, das heißt wir wissen wie lange eine Stunde ist und dass sie nicht endlos und ewig andauern wird und zweitens sind diese ersten wenigen Jahre im Verhältnis zu unserer gesamten Lebenszeit nur ein sehr geringer Bruchteil, der für unsere Kinder und ihre Entwicklung, ihre Prägung für ihr Sozial und Bindungsverhalten ungeheuer wichtig ist. Ihr Sohn ist erst 4 1/2 Monate alt, er ist noch ein Baby (ja Baby, nicht einmal Kleinkind), er ist vollkommen auf die Eltern angewiesen und Menschenbabys sind nun einmal "Traglinge", das heißt sie brauchen die Nähe der Eltern, um zu überleben und zu gesunden, selbstbewussten Menschen heranzuwachsen. Kennen Sie das Buch "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears. Wenn nicht, wäre es sicher lesenswert für Sie. Auch "Wenn Eltern laufen lernen" von Katharina Zimmer, dürfte Ihnen einige Ideen und Gedanken für die jetzige Zeit mit auf dem Weg geben. Lassen Sie sich nicht irre machen und vertrauen Sie auf Ihr Herz, es bewährt sich :-). LLLiebe Grüße Biggi Welter


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo, Meine kleine Maus ist 12 Wochen alt und nuckelt zum Einschlafen an der Brust. Die ersten Tage nach der Geburt war sie auch den ganzen Tag an meiner Brust und wollte auch in meinen Armen schlafen, das habe ich auch zugelassen. Ich habe kein Problem damit, dass sie an meiner Brust nuckelt. Ihr Wohl steht an erster Priorität und wenn sie da ...

Hallo:) Mein Kleiner ist gerade 4 Monate alt, er wird voll gestillt. Mittlerweile stillen wir tagsüber alle 3 Stunden, abends vor dem Einschlafen stille ich ihn nochmal, lege ihn dann wach in sein Bettchen und er schläft dann irgendwann auch gut ein. Manchmal schläft er dann gute 4 Stunden bis zum ersten Stillen. Danach ist er aber alle 2 Stund ...

Liebe Biggi, Erstmal vielen Dank für eure tolle Arbeit hier :) Unser Sohn ist jetzt 4 Monate alt. Bis vor ca 4 Wochen hatten wir schon traumhafte Nächte mit 7-8 std Schlaf am Stück. Nun wacht er wieder öfters auf, ist quengelig. Ich gebe ihm dann die Brust, wo er dann etwas trinkt und recht schnell und zufrieden wieder einschläft. Mei ...

Hallo liebes Forum/Experten, Unsere Tochter ist nun 7 Monate alt (aktuell stillen und etwas Beikost je nach Lust und Laune der Maus) und stillt weiterhin abends zum Einschlafen stundenlang und kann ohne Brust kaum weiterschlafen. Ich sehne mich zunehmend nach etwas Zeit mit meinem Mann und einer kleinen Pause, leider haben wir keine Familie in d ...

Liebe Frau Welter, ich habe folgendes Problem. Mein Sohn ist 11 Monate alt & ich Stille ihn noch nach Bedarf. Früh biete ich ihn Frühstück an, aber meist möchte er noch gestillt werden, dann bereits nach dem er erwacht ist. Mittag bekommt er Brei, in der Regel ist er gut. Abend bekommt er auch sein Brei, auch diesen ist er in der Regel gut. N ...

Liebe Biggi, Mein Sohn ist nun 8 Monate alt, er bekommt schon Beikost (3 Mahlzeiten pro Tag) und ich möchte nun abstillen. Leider gestalten sich vor allem die Nächte problematisch, grundsätzlich schläft er nicht länger als 2Std am Stück, und dann bekommt er immer die Brust um möglichst schnell wieder einzuschlafen. Mir ist bewusst, dass er dadurch ...

Hallo Frau Welter, ich hoffe Sie haben einen guten Tipp für mich. Mein kleiner Moritz ist nun 10 Wochen alt. Er hat von Anfang an recht schlecht in den Schlaf gefunden. Inzwischen schläft er aber immerhin nachts recht gut. Die letzten Wochen hat es sich so eingebürgert, dass ich ihn zwischen halb 9 und halb 10 im Bett gestillt habe und ich ...

Hallo, meine Tochter, 7.5 Monate kann leider nur an der Brust, v.a. In Seitlage im Bett einschlafen, seltener auf dem Arm. Bis vor 2 Wochen habe ich es jedes zweite oder dritte Mal geschafft sie nach dem stillen abzulegen und bei ihr zu sein, bis sie nach einiger Zeit spielen, selbst in den Schlaf gefunden hat. Alternativ funktionierte auch manchma ...

Hallo, ich habe bzw. meine Mutter hat mir empfohlen und auch Hilfe angeboten beim Abstillen, weil ich derzeit Probleme mit sehr schmerzhaften Rückenschmerzen habe während nächtlichem Stillen meines Sohnen (14 Monate). Mein Sohn kann und will nicht ohne Stillen einschlafen seitdem er geboren wurde, zudem hat ihn bis heute niemand zu Bett gebracht ...

Hallo Frau Welter, mein Sohn ist 20 Monate alt und wird noch gestillt, vor allem beim Einschlafen. Sowohl beim Mittagsschlaf als auch abends und nachts (er wacht noch mehrmals in der Nacht auf) einschlafstille ich ihn noch – sprich: Das Schlafen läuft vollkommen über mich. Um nach knapp zwei Jahren jedoch wieder etwas mehr Flexibilität zu er ...