Liebe Frau Welter,
mein Sohn (16 Wochen) bringt mich langsam zum verzweifeln. Ich musste laut Kinderarzt schon relativ früh mit Pre Nahrung zufüttern, da er nicht richtig zunahm. Teilweise stagnierte sein Gewicht bis zu zwei Wochen. Mitlerweile haben wir das Gewichtsproblem ganz gut in den Griff bekommen. Er wiegt 6250g bei einer Größe von 65 cm. Nun ist es aber so, das mein Sohn sich nicht entscheiden kann wie er seine Mahlzeit zu sich nehmen möchte. Ein paar Tage lang möchte er nur die Flasche und verweigert die Brust und wiederum die anderen Tage verweigert er die Flasche und möchte gestillt werden und das ganze mit einem riesen Theater und viel Geschrei. Das geht so seitdem wir mit dem Zufüttern angefangen haben. Problem an der ganzen Sache ist nur, wenn er mal wieder nur die Flasche haben möchte reduziert sich auch die Milch in der Brust. Was auch wiederum zum Problem wird wenn er nur die Brust haben möchte und dann nicht satt wird. Ich bin mitlerweile den ganzen Tag nur damit beschäftigt herauszufinden wie mein Sohn seine Nahrung zu sich nehmen möchte. Sollte ich diesen Zeitpunkt nutzen um abzustillen und konsequent bei der Flasche bleiben oder soll ich die Flasche ganz weg lassen und nur noch die Brust anbieten egal wieviel gezeter er an den Tag legt? Habe es auch schon mit abpumpen versucht was leider nicht klappt und in verschiedenen Stillgruppen waren wir auch schon. Dort hieß es nur, ich solle mich nach den Bedürfnissen des Kindes richten. Wenn er die Flasche haben möchte soll er sie bekommen, wenn nicht dann nicht. Vielleicht haben Sie ja noch einen Rat was ich tun kann ohne das der Tagesablauf zum Essensmarathon wird. Vielen Dank im voraus!
Mitglied inaktiv - 22.06.2007, 10:28
Antwort auf:
Flasche oder Brust???
Liebe Koschi31,
die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Sie sollten nun entscheiden, ob Sie weiter stillen möchten oder doch lieber abstillen möchten. Wenn Sie sich für das Stillen entscheiden, sollten Sie daran arbeiten, die Milchmenge zu erhöhen und gleichzeitig auf die Flasche verzichten, damit Ihr Baby sich wieder an die Brust gewöhnt.
In Ihrer Situation ist eine Zusammenarbeit von Mutter und Stillberaterin zu empfehlen. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben.
Bis Sie eine Stillberaterin erreichen können hier einige allgemeine Hinweise zur Steigerung der Milchmenge:
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig.
Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wach zu halten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses `Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei Ihrem Baby feststellbar sein. Der Schlaf eines nicht genügend zunehmenden Kindes ist NICHT heilig, deshalb sollten Sie Ihr Baby zum Stillen wecken!
Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Allerdings sollte Ihnen eine gute Pumpe zur Verfügung stehen und außerdem das Pumpen richtig erklärt werden. Leider gibt es immer noch Pumpen, die ungeeignet sind und selbst mit einer effektiven Pumpe muss das Pumpen gelernt und geübt werden. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können.
Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen.
Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird.
Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt.
Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind `aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens.
Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt `Stilltechniken, die funktionieren", das bei jeder La Leche Liga Stillberaterin bezogen werden kann.
Eventuell notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher oder ev. Brusternährungsset) gegeben werden. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen.
Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss.
Scheuen Sie sich wirklich nicht, sich an eine Kollegin in Ihrer Nähe zu wenden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 22.06.2007
Antwort auf:
Flasche oder Brust???
Liebe Frau Welter,
vielen Dank für Ihre Antwort. Ich würde mich gerne mit einer LLL Stillberaterin zusammensetzen.
Ich wohne in Berlin und meine Postleitzahl lautet 13439.
Vielen Dank nochmals.
Liebe Grüsse
Koschi31
Mitglied inaktiv - 23.06.2007, 14:45
Antwort auf:
Flasche oder Brust???
Liebe Koschi31,
Frau WELLER Anette, Tel.: 030 40102502 dürfte die nächste Beraterin sein.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 25.06.2007