Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Einschlafen an Brust

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Einschlafen an Brust

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Liebe Frau Heindel! Den vierten Tag probieren wir nun bei unserem Sohn (6 Monate, aufgewecktes und friedliches Kerlchen), die (recht rabiate) Schlaflernmethode der Uni-Marburg [http://web.uni-marburg.de/sleep//dgsm/rat/kind.html]. Das Problem ist, dass sich unser Söhnchen an das Einschlafen beim Stillen so gewöhnt hat, dass er seit ca. 2 Mo bei bis zu sechsmaligem Erwachen/Nacht keine andere Beruhigungsmöglichkeit als das, meist kurzzeitige, Anlegen akzeptiert. Leider war ich nicht so gut informiert, um ein derartiges "Problem" frühzeitig zu unterbinden. Da ich ihn nicht jeden Tag zu Bett bringen kann und mir außerdem der Nachtschlaf fehlt, haben wir uns zu diesem Weg durchgerungen; müssen allerdings inklusive der kurzen Beruhigungseinheiten Schreiereien bis zu 50 Minuten ertragen. Der Kleine scheint tagsüber anders, er ist quengeliger und weint und lacht beinah zugleich. Da ich seit 2 Wo mit der Beikost begonnen habe und er beginnt zu robben, könnte dies aber auch daran liegen. Jedenfalls habe ich ein schlechtes Gewissen und möchte ihm nicht schaden. Oft wird von derartigen Methoden unter einem Jahr abgeraten. Ich möchte Sie fragen, ob Sie mir eine andere kindes (-und möglicherweise eltern)verträglichere Lösung vorschlagen können. Für Ihre Antwort herzlichen Dank!


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Liebe Lykia, wir raten tatsächlich von diesen Methoden ab, denn sie können dem Kind schaden und beeinträchtigen auf jeden Fall die sichere Beziehung, die zwischen Ihnen und Ihrem Kind existieren sollte. Denn die Botschaft, die es dadurch lernt ist, dass Sie nicht für ihn da sind, wenn er Sie braucht. es ist bei den Meinungen rund um das Thema Schlaf nicht anders als bei anderen Themen: es gibt immer unterschiedliche Meinungen. Wird dem Kind die Gelegenheit dazu gegeben, wird jedes Kind irgendwann seinen Weg zum Durchschlafen und alleine schlafen finden. Das eine früher, das andere später. Es ist abgesehen von der Anwendung der sehr umstrittenen und von Stillexperten einhellig abgelehnten Schlaftrainingsprogrammen nicht möglich ein Kind an das Durchschlafen zu gewöhnen, ehe es nicht von selbst dazu reif ist. Es ist ja auch nicht möglich ein Kind an das freie Laufen oder das Sprechen zu gewöhnen. All diese Fähigkeiten entwickelt jedes Kind dann, wenn der für das jeweilige Kind richtige Zeitpunkt gekommen ist. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab einem bestimmten Alter nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. In einem amerikanischen Buch über die Entwicklung von Kindern (Aldrich: "Babys are Human Beeings"') habe ich einmal den wichtigen Satz gefunden "Damit Kinder sich gut entwickeln können, sind liebevolle Fürsorge und ein beständiges, direktes Eingehen auf ihre Bedürfnisse so ausgesprochen wichtig". Das steht zwar manchmal im Widerspruch zu unserem "modernen, westlichen" Lebensstil, aber es zahlt sich langfristig aus. Außerdem stellt sich doch auch die Frage: Ist der seelische Hunger nicht ebensowichtig wie der körperliche Hunger? Warum sollte es weniger wichtig sein, das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, als seinen körperlichen Hunger zu stillen? Gerade ab vier bis sechs Monate gibt es unzählige Gründe, warum ein Kind nachts (wieder vermehrt) aufwacht und die Nähe und Geborgenheit und auch Nahrung an der Brust sucht. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen . All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt ... Insgesamt sind dies eine Menge Gründe unruhiger zu sein und nachts immer wieder aufzuwachen. Wenn Sie mal in der Suchfunktion hier im Forum "Einschlafen an der Brust" eingeben, finden Sie viele Antworten, die Biggi Welter in der Vergangenheit auf ähnliche Fragen geschickt hat. Diese Antworten werden es Ihnen hoffentlich leichter machen, eine (neue?) Entscheidung zu treffen. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Sohn, dass Sie sich dabei auch von Ihrem gesunden Mutterinstinkt leiten lassen, der in vielen Dingen doch besser Bescheid weiß als Schlaftrainer oder umstrittene Ratgeber. Herzlichen Gruß, Kristina


Mitglied inaktiv

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Liebe Lykia, vielleicht darf ich mich einmischen? Ich habe zwei Kinder, Emma, 26 Monate alt und Leonard, 5 Monate alt. Bei Emma habe ich mit 8 Monaten ein Schlaftraining begonnen, weil sie in den Nächten immer und immer wieder erwachte. Zusätzlich habe ich im 4 Stunden-Rhythmus gestillt und sie schlief in ihrem eigenen Bett. Das Training hat nur zwei Tage gedauert, plötzlich schlief sie alleine ein und durch. Und was soll ich sagen? ICH WÜRDE ES NIE WIEDER MACHEN. Das traumhafte Schlafen war genauso abrupt wieder vorbei, als Emma 15 Monate alt war, seitdem singen wir sie jeden Abend in den Schlaf und sie kommt jede Nacht in unser Bett. Ich finde es mittlerweile herrlich. Mit der Geburt unseres Sohnes war mir klar, dass ich es anders machen werde. Leonard schläft fast ausschließlich an der Brust ein, schläft von Geburt an mit bei uns im Bett und wird (auch nachts) gestillt sooft er will. Und weißt Du was? Es ist viel entspannter, geht viel schneller und ist viel harmonischer als das Einschlafen bei meiner Tochter je war. Ich hoffe, dadurch, dass Emma JETZT kriegt, was sie an Nähe braucht, kann ich das brutale Schlafen lernen wieder gut machen! LG Esther


Mitglied inaktiv

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ich möchte mich gerne den beiden damen anschliessen mit der meinung ohne dich zu verurteilen. . ich bin mir sicher es braucht diese programme nicht, sie sind nicht gut für das kind und können mehr schaden anrichten als "nützen". alles gute und viel mut Eulalia


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