Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beikost-Schwierigkeiten

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beikost-Schwierigkeiten

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Hallo, mein Sohn ist 7 1/2 Monate alt und seit er 6 Monate alt ist, bekommt er Beikost. Habe ganz klassisch mit dem Mittags-Gemüsebrei (Kürbis) angefangen und das hat auch anfangs gut geklappt. Nach gut einer Woche hab ich ihn nach dem Brei nicht mehr gestillt und er hat gut 3,5-4 Stunden ausgehalten bis zur nächsten Stillmahlzeit. Ja, und nach ca. 2,5 Wochen hat er mittags immer weniger gegessen und schließlich überhaupt nichts mehr. Er hat einfach den Mund nicht mehr aufgemacht, wenn der Löffel kam... Dann hab ich erstmal 5 Tage wieder voll gestillt und gar keinen Brei versucht und es dann wieder versucht. Klappte aber auch dann nur mehr schlecht als recht. Daraufhin bin ich einfach mittags mal weggefahren und habe meinen Mann mit Tim alleine gelassen. Und was war? Prompt hat er ohne zu murren mittags einen Getreide-Obst-Ölbrei (hatte zwischendurch mal probiert, ob er den evtl. lieber als das Gemüse mochte) gegessen! Die nächsten Tage ging es daraufhin wieder einigermassen, er hat auch von mir den Getreide-Obstbrei gegessen, teilweise sogar richtig "gefressen" ;-). Tja, aber seit ein paar Tagen haben wir wieder einen schlechten Esser - habe auch mal wieder Kürbis probiert, aber da hat er lediglich ein paar Löffel gegessen. Heute habe ich ihm mal ersatzweise ein Stück Kartoffel und Kürbis gegeben zum selber essen bzw. hab ihn damit gefüttert. Da hat er etwas von gegessen, aber auch nicht wahnsinnig viel. Und hinterher hab ich wieder den Getreide-Obstbrei angeboten, den hat er nach ein paar Anläufen dann auch zur Hälfte ungefähr gegessen. Jetzt weiss ich nicht, ob ich ihn, egal wie viel er gegessen hat, auf jeden Fall hinterher noch die Brust anbieten soll, oder wenn er nicht schreit (tut er eigentlich nicht), es einfach nicht mache? Bisher hab ich ihm die Brust, egal wie viel er gegessen hat, verweigert bzw. nicht angeboten, sondern ihn erst ca. 3 Stunden später "ganz normal" gestillt. Damit er eben "lernt", dass es mittags keine Brust mehr gibt, sondern Brei. Andererseits will ich ihn ja auch nicht zu irgendwas zwingen...


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Liebe Ollina, sicher ist es richtig und gut, einem sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit "ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". So wie Du es beschreibst kann sich das Essen schnell zu einem absoluten Kampfthema entwickelt und das Kind ist so weit, dass es sich nur noch mit "Totalverweigerung" wehren kann. Genau diese Situation sollte aber unbedingt vermieden werden, denn mit soviel Kampf und Druck erreichst Du genau das Gegenteil. Das Thema Essen wird immer konfliktbeladener, das Kind erlebt essen nicht als etwas Sinnliche und Angenehmes, sondern nur als Tortur. So kann der Grundstein für eine langfristige Essstörung gelegt werden. Versuche es wirklich einmal auf einem anderen Weg. Vermeide es, dein Kind mit Gewaltkuren zum Essen zwingen zu wollen, ja lass das Thema ganz sein. Stille dein Kind wieder eine Weile, bis sich die Wogen geglättet haben und wieder Ruhe eingekehrt ist und lass es selbst fingergerechte Nahrung essen, wie es dies ja offensichtlich gerne tut. Kein Kind muss Brei essen und Milchbrei ist bei einem Kind, das häufig genug gestillt wird absolut überflüssig. Sicher ist auch für dich das auf deutsch erhältliche Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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