Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

beikost mittag und abend

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: beikost mittag und abend

Stiorra

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Hallo und (noch) frohe ostern! Meine tochter ist jetzt 5 monate alt. Weil sie seit 3 wochen etwa alle 2 stunden, manchmal auch weniger (auch nachts) an gestillt werden möchte habe ich mir gedanken über beikost gemacht. Ich habe das gefühl, sie wird nicht mehr satt, und mich belastet es ganz schön, quasi dauerzubetanken. Vor 2 wochen hat sich die kleine maus ganz frech ein stück kuchen von mir gemopst und hemmungslos darauf rumgelutscht. Auch so guckt sie einem das essen aus dem mund. Also hat sie letzte woche das erste mal karottenbrei bekommen. Jeden tag ein löffelchen mehr und sie scheint mir begeistert zu sein. Zumindest hat sie heute die pastinake in rekordzeit verdrückt und hätte sicherlich noch mehr gegessen. Nun bekommt sie nach dem essen noch ne nachtischbrust und ich dachte bisher, das sei ok. Meine mama meinte aber, ich solle doch nicht mittags, sondern abends einen gute-nacht-brei geben. Keine ahnung was man da nimmt, wir haben mal so eine probeportion bekommen und ich hab schon wieder vergessen was da drauf steht. Jedenfalls ist sie der meinung, mit so nem brei würde sie mal länger als 2 stunden nachts schlafen und ich könne dies dann auch mal (kurz dazu,mausi hat von anfang an gegen das allein schlafen rebelliert, also schläft sie von anfang an im familienbett. Was man sich da anhören muss, wissen sie sicher. Mein mann steht nachts nich auf wenn sie brüllt, weswegen ich mich auch gegen ein kinderbett verwehrw. Ich mein, den stress haben am ende emmi und ich, der rest kann nur eins: schlaue sprüche machen. Lange rede, kurzer sinn: ich kämpfe die nächte alleine und habe seit 5 monaten nicht mebr richtig geschlafen, daher der rat meiner mama) Jetzt hab ich gelesen, man soll eine mahlzeit nach der anderen ersetzen. Wir haben ja noch gar nix ersetzt, nur eben bei gegeben. Ist es denn in ordnung, wenn ich ihr auch schon mal abendbrei anbiete? Hat das überhaupt sinn? Überfordere ich das krümel nicht? Ich stille eigentlich ganz gern, nur pack ich das nicht mehr mit meinen nerven wenn sie dauerhunger hat. Ausserdem heisst brei ja nicht gleich brust weg, vielleicht aber etwas längere pausen zwischen den mahlzeiten. Och menno, ich hasse es wenn einem alle reinreden. (der beste rat bisher war, den schnuller in pudding zu tauchen, dann würde das kind schon ruhig sein. Und es kam nich von meiner oma, sondern von einer gleichaltrigen mama.) Vielleicht haben sie ja einen rat? Liebe grüsse, Stiorra und emily


Biggi Welter

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Liebe Stiorra, sicher ist es richtig und gut, einem etwa sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden. Das sind eine Menge Vorteile. Außerdem solltest Du dir von einem Abendbrei nicht zu viel erhoffen: entgegen der weitverbreiteten Meinung wird durch die Einführung eines Abendbreies das Schlafverhalten des Babys nicht positiv beeinflusst. Wenn wir uns die Geschichte der Menschheit anschauen, dann wissen wir, dass es sich ein Urmensch und auch heute noch Menschen, die nicht so komfortabel wie wir in einem fest gemauerten Haus in „zivilisierter" Umgebung wohnen, nie leisten konnten und könnten, ihr Kind einfach „wach" irgendwo hinzulegen, damit es alleine schläft. Das Risiko, dann innerhalb von kürzester Zeit den Verlust eines Kindes betrauern zu müssen ist da viel zu groß. Der Punkt ist der, dass Babys und Kleinkinder ganz gleich was alle diesen Bücher und Hochglanzbroschüren sagen nicht dazu gedacht sind, alleine (ein)zuschlafen. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. „Emanzipierte" Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys „begreifen" dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch „nur fünf Minuten" oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Dein Kind braucht deine Nähe und wahrscheinlich auch das geborgene Gefühl an der Brust. Das ist sicher nicht immer einfach für die Mutter, die auch mal gerne was anderes tun würde, aber letztlich kostet es nicht mehr Nerven und Zeit, als sich ständig neue Methoden auszudenken und das Baby weinen zu lassen. Sobald das Kind die nötige Reife hat, wird es von selbst alleine (ein)schlafen. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi


Stiorra

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Vielen lieben dank für die schnelle antwort. Ich möchte meine kleine weder ausm bett noch von der brust verbannen, hoffe aber weiterhin, dass sie vielleicht irgendwann mal 4 stunden schläft. Ich werde mir mal das buch besorgen, und vor allem meinem mann, der die baby-ins-eigene-bett und schreien lassen erziehung gut findet, vorlesen. Das sind dinge die gehen gar nicht. Und abendbrei probier ich einfach mal aus, sobald die pastinake gut vertragen wurde nach einer woche. Vielleicht mag sie es ja. Noch einmal vielen dank für die ausführliche antwort!!!!


FrischeMama12

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Mein Baby ist fast 10 Monate und isst nur spärlich. Ich war zum Anfang recht verkrampft, weil alle mir dumme Tipps gaben...inklusive hungern lassen oder eben auch mal ne Nacht schreien lassen (das würde man mit keinem Erwachsenen machen). Lass dich um Himmels Willen nicht verunsichern, unser Mamainstinkt funktioniert an dieser Stelle wirklich gut. Auch hier gibt es keine längeren Schlafphasen durch feste Nahrung am Abend. Mach einfach so weiter, wie du es jetzt tust. Bei dummen Tipps hilft ein Lächeln, ein "Jaja" und dann einfach weiter machen, was man für richtig hält. In dem empfohlenen Buch gibt es auch ein Kapitel extra für die Papas :-) Meiner hat es gelesen, aber der ist eh mit allem was ich für unser Baby für richtig halte, einverstanden :-D


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