Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

7 Monate: Kinderarzt empfiehlt Abstillen und Vollmilch!

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: 7 Monate: Kinderarzt empfiehlt Abstillen und Vollmilch!

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Hallo liebe Frau Welter, liebe Frau Heindel, unser Sohn ist genau 7 Monate alt und war heute bei der U5. Er ist sehr zierlich, derzeit wiegt er nur 6.500 g bei 66 cm. Er war schon bei der Geburt sehr klein (2.400 g, 46 cm). Dabei ist er sehr aufgeweckt, interessiert und äusserst mobil, robbt durchs Zimmer, geht in den Vierfüsslerstand, lacht viel, liebt es, mit uns rumzualbern... Bis 5 1/2 Monate hab ich voll gestillt, dann mittags mit Gemüsebrei begonnen, den er aber nicht so gern mag. Er isst derzeit noch am ehesten abends einen Griessbrei aus dem Gläschen mit ein bisschen Obstmus drin. Nachts trinkt er noch 2 bis 3 mal. Heute sagte mir der Arzt, dass er vermutet, dass ich zu wenig Milch habe, es aber Kinder gibt, die sich an der Brust mit wenig zufrieden geben und er nicht mehr verlangt. Aus dem Fläschchen würde er vielleicht mehr trinken. Und da er so aktiv ist, braucht er ja nun ordentlich Energie. Ich solle besser abstillen und könne jetzt in seinem Alter direkt auf Vollmilch übergehen. Ich habe extra nachgefragt: er meint nicht die Pulvermilch, sondern richtige 3,5%ige Kuhmilch! Die in der Pulvermilch noch zugesetzten Vitamine und Mineralien würden über die Breizufuhr ausreichend sein. Was halten Sie denn von der Empfehlung des Arztes? Ich möchte sehr gern weiter stillen, möchte aber natürlich auch, dass mein Sohn ein bisschen mehr zunimmt und gut gedeiht. Vielen Dank im Voraus! Mit besten Grüssen Sindy


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Liebe Sindy, die Beantwortung Ihrer Frage ist nicht ganz ohne, immerhin kann ich Ihr Kind ja nicht vor mir sehen, wie der Arzt es konnte. Die Frage ist: Vermutet oder befürchtet Ihr Arzt, dass Ihr Sohn zuwenig Milch bekommt, und er daher mangelernährt sein könnte. Oder ist seine Empfehlung eher "allgemeiner" Natur? Generell ist es so, dass Ihre Milch die Beste für Ihr Kind ist, immerhin haben Sie ein Menschenjunges und kein Kälbchen zur Welt gebracht :-) Generell wird empfohlen, dass mit Kuhmilch und Kuhmilchprodukten gewartet wird, bis das Kind ein Jahr alt ist, es gibt aber auch Meinungen, die sagen, dass es ab zehn Monaten schon kein Problem sei, Milchprodukte einzuführen, und manche - wie Ihr Kinderarzt - die noch frühere Zeitpunkte für bedenkenlos ansehen. Die Entscheidung liegt letzten Endes bei Ihnen als Mutter... Solange Sie sehen, dass sich Ihr Kleiner altersgemäß weiter entwickelt, sollte es kein Problem sein, ihn weiter zu stillen. Vielleicht ist auch für Sie das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Die Hauptsorge, die dann in Bezug auf Mangelerscheinungen erwähnt wird, ist in den meisten Fällen das Eisen. Eine finnische Studie ergab jedoch, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen. Hier auch noch ein Auszug aus einem Artikel von Dr. Alfredo Piscane anlässlich der 15.internationalen LLL Konferenz in Washington. "Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein gesunder vollgestillter Säugling seinen Zeitpunkt des ersten Zufütterns selbst bestimmen kann, ohne Bedenken dadurch einem Eisenmangel ausgesetzt zu werden." Selbst bei Kindern, die sich dem ersten Geburtstag nähern, hat der Autor keine Bedenken, wenn sie einen fitten Eindruck machen. Niedriger Eisengehalt im Blut des Kindes ist nur behandlungswürdig bei gleichzeitigen anderen Krankheitsanzeichen. Seiner Meinung nach sind die festgelegten Grenzwerte (auch in der Schwangerschaft) überholungsbedürftig und wenig gesichert. Tatsächlich erhöht sich die Gefahr einer Anämie bei zu früher Beikost, wenn sie nicht sehr eisenhaltig ist, da die optimale Eisenaufnahme der Muttermilch durch Beikost behindert wird. Es wird 50% des Muttermilcheisens resorbiert, aber nur 5% bei Flaschennahrung! Zuviel Eisen erhöht evtl. eine mögliche Erkrankung wie z.B. Malaria und ist gefährlicher als ein Eisenmangel. Bei sechs Monaten ausschließlich muttermilchernährten Kindern liegt die Gefahr einer Anämie bei 4%. Bei den jetzt noch gültigen Grenzwerten ändern wir das, was sich seit einer halben Millionenjahre bewährt hat. Lieben Gruß, Kristina


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Liebe Kristina, die Gewichtsentwicklung meines Sohnes verlief bis ca. 5 Monate entlang der 10. Perzentile, dann hat er schlechter getrunken tagsüber (sich an der Brust aufgebäumt, geweint etc.), jetzt im Nachhinein nehme ich an, das waren die Zähnchen, denn es wurde wieder besser als sie draussen waren. Da ich die geringere Gewichtszunahme bemerkt hatte, habe ich mit Beikost begonnen und gehofft, dass er auch bereit sei. Er hat anfangs ganz gut gegessen (aus Neugierde?) und auch wieder besser getrunken. Die Windeln hab ich gewogen, in 24h hatte er 450 bis 500 g nasse Windeln, das ist doch ok, oder? Nun ist seine Gewichtskurve jedoch trotzdem zwischen die 10. und 3. Perzentile abgerutscht, was den Arzt wohl zu seiner Empfehlung bewogen hat. Was ich vermute: dass er sich soviel bewegt, rumturnt und wenig schläft, dass er einfach sehr viele Kalorien verbrennt und nicht in Fettpölsterchen ansetzt. Er ist in Sachen Mobilität den meisten Altersgenossen voraus, das hat auch der Kinderarzt gestern bestätigt. Wegen dem möglichen Eisenmangel: mein Sohn wirkt momentan tatsächlich recht blass im Gesicht, vielleicht liegt es ja wirklich an fehlendem Eisen. Andererseits sagte der Arzt, dass er momentan noch nicht unbedingt Fleisch essen bräuchte, und da ist doch eigentlich viel Eisen drin, oder? In welchen Gemüsen ist noch viel Eisen drin? Ich denke, ich werde weiterstillen und versuchen, die Breie mit Rapsöl, Sahne, Obstmus anzureichern und ihm zwischendurch mal Obstmus oder Banane zu geben. Auch hab ich schon euren Tipp probiert, den Rahm meiner Muttermilch zu füttern. Den liebt er. Vollmilch erhält er übrigens schon in seinem Abendbrei und hat sie bisher gut vertragen. Vielen Dank für die Hilfe! Liebe Grüsse Sindy


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Liebe Sindy, eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gäbe... Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen. Es wird 50% des Muttermilcheisens resorbiert, aber nur 5% bei Flaschennahrung! Ob ein Baby/Kleinkind Fleisch braucht oder nicht, hängt davon ab, wie es ernährt wird. Fleisch wird wegen seines hohen Eisen und Proteingehaltes gegeben. Es kann jedoch durch andere Nahrungsmittel ersetzt werden, vorausgesetzt das Baby wird weiterhin gestillt. Die Verfügbarkeit und damit die Aufnahme des Eisens in den Körper wird entscheidend verbessert durch Vitamin C. Durch die Gegenwart von Vitamin C wird die Eisenaufnahme aus allen Lebensmitteln bis um das dreifache gesteigert, Da Vitamin C das zweiwertige Eisen vor der Umwandlung in nicht resorbierbares dreiwertiges schützt und zur Umwandlung von vorhandenem dreiwertigen in resorbierbares zweiwertiges Eisen beiträgt. Es ist sinnvoll, eisenreiche Nahrungsmittel mit Vitamin C haltigen Nahrungsmitteln zu kombinieren, da dadurch die Eisenaufnahme verbessert wird. Wenn unter Beachtung dieser Regel konsequent Vollgetreide verwendet wird, braucht die Beikost kein Fleisch zu enthalten. Eine Vollwertkost mit Vollkorngetreide, reichlich Gemüse und Obst, gemahlenen Nüssen, Milch und wenig Ei macht auch im zweiten Lebensjahr Fleisch nicht unbedingt erforderlich. Viele Tipps zum Thema Beikost und einige Rezepte zum Selberkochen findest Du in dem Infoblatt "Babys erste feste Nahrung", das Du bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin (auch bei uns) bestellen kannst. Lieben Gruß, Kristina


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