Langzeitstillen schädlich und Ursache für Anämie laut Kinderarzt

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Langzeitstillen schädlich und Ursache für Anämie laut Kinderarzt

Liebe Biggi, ich brauche deinen Rat. Ich stille meinen Jungen seit 18 Monaten. Er ist ein schlechter Esser, obwohl ich jeden Tag frisch koche und er schläft sehr schlecht. Also er schläft mit offenen Mund, kommt nicht in den Tiefschlaf, weil er sich die ganze Nacht wälzt, als ob er eine dauerhaft verstopfte Nase hat. Beim Essen hat er massive Schluckbeschwerden und will erst essen, aber das Essen schluckt er ,außer Breiiges ,nicht runter. Er hat auch keinen Reflux. Beim HNO ist man vorsichtig mit dem Operieren und wartet ab, aber es hilft nichts. Allergie Rast Test war negativ. Er versucht auch in den Momenten, wo er eine Position sucht ,alleine einzuschlafen. Ich muss ihm dann irgendwann das verordnete Spray geben, dann beruhigt er sich erst an der Brust. Als die Kinderärztin gehört hat, dass ich noch stille, sagte sie, ich solle sofort abstillen. Wenn ich das allmählich versuche wollte, wäre das nur Quälerei. Das Kind hat den Eisenmangel, weil ich es stille, laut ihr. Aber ich stille und auch nur bei, weil er nicht isst. Er isst aber nicht nicht, weil ich ihn stille, sondern, weil er nicht so kann ( er will essen, freut sich aufs Essen und dann kann er nicht so schlucken). Dann redete sie mir noch ins Gewissen, dass er Stillkaries davon bekäme. Alles komisch, meine Tochter habe ich bis 2 bei gestillt und sie hat die besten Zähne, auch was die Verzahnung sogar angeht. Da hätte ich wohl Glück gehabt, sagt die KIÄ. Ich entgegensetze, aber die WHO empfiehlt bis 2 beizustillen. Das gelte für Entwicklungsländer sagte die Kinderärztin. Hier haben die Kinder davon dann einen Nährstoffmangel, und ich würde ja sehen, dass er bereits Eiseninfusionen erhalten muss, so ihre Meinung. Ihn so rabiat abzustillen, halte ich nicht für kindergerecht. Er nimmt keinen Schnuller und auch keine andere Milch. Dann nicht, sagt die KIÄ. Also läuft es darauf hinaus ihn schreien zu lassen. Dann war ich zur Schlafberatung geschickt worden.Ich soll ihn nicht mehr zum Einschlafen stillen, sondern im Familienbett mit ihm sitzen und er schreit dann, aber ihn immer wieder ihn den Arm senkrecht nehmen. Was soll ich sagen, er schreit sich mit Begleitung in den Schlaf. Jetzt les ich das Buch, wenn ich dazu komme von Elizabeth Pantley. Was sagst du zu dem Thema Nährstoffmangel, Stillkaries, die Empfehlung der WHO gelte für Entwicklungsländer? Man merkt, dass sehr viele Kinderärzte allergisch gegen Langzeitstillende sind. Aber ich habe mich umgehört, selbst ältere Kleinkinder als mein 18 Monate alter Bub, bekommen Flasche und Schnulli zum Einschlafen. Und mein Kind soll jetzt schon ohne nichts es hinkriegen. Aber bei der Flasche und Schnulli sagt,dann keiner etwas. Wäre für mich einfacher gewesen und jetzt auch ohne Widerstand ihn nur mit der Flasche groß zu ziehen. Am besten die sagen einem direkt von Anfang an :stillt nicht, gebt den Kindern die Flasche, weil wenn das Kind älter als ein Jahr ist, habt ihr nur Einwände und Probleme liebe Mütter. Was mich auch ärgert, ich verstehe nicht, was die Mundatmung und das in der Nacht Quälen mit dem Stillen zu tun haben. Die Ärztin sagt, er bekäme immer genug Luft, Kinder atmen mit offenem Mund, weil die Mundmuskulatur bei denen weniger ausgebildet sei und wenn er nicht sehr laut schnarcht, dann sind es auf gar keinen Fall die Polypen. Aber es stört ihn, er schläft wie mit einer verstopften Nase ( und das sagte sogar der HNO). Ich finde das alles sehr radikal. Die Kinderärztin können wir nicht wechseln, da alle anderen Kinderärzte hier auf dem Land so voll sind und keine Kinder mehr aufnehmen. Ich empfinde es kinderunfreundlich, diese ganze Haltung. Wie es dem Kind dabei geht, ist überhaupt nicht Thema. Die Ärztin meint er bekäme zu viele Kalorien von der Muttermilch und hat deshalb keinen Appetit. Das würde ich ja noch verstehen, aber wie gesagt, hier ist der Fall anders und wenn eine Anämie da ist, dann essen die Kinder auch allein davon schon schlecht, weil sie dann keinen Appetit haben. Aber unser Junge hat Appetit, aber isst zu wenig, weil ihm das ganze Essen hängen bleibt .Davon ist meiner Meinung die Anämie entstanden und dann war das ein Selbstläufer, weil die dann entstandene Anämie ihr Übriges dazu getan hat. ( Unser Sohn bekommt 5 mal die Woche Fleisch vom Biobauern.) Wenn ich ihn dann jetzt noch nachts in dieser Lage auch noch ohne Brust beruhigen soll, dann kann ich ja nur noch Tag und Nacht durchmachen…. Vielleicht kannst du mir etwas helfen, liebe Biggi. Liebe Grüße, Eva

von Evalisa am 23.05.2023, 15:56



Antwort auf: Langzeitstillen schädlich und Ursache für Anämie laut Kinderarzt

Liebe Eva, es tut mir leid, dass deine Ärztin dich so verunsichert hat, wahrscheinlich war ihr gar nicht bewusst, was das in dir auslöst. Ich fürchte, dass hier mal wieder jemand seine private Meinung zur „wissenschaftlich gesicherten Tatsache" erhoben hat. Wenn die Ärztin sagt, dass nicht länger gestillt werden soll, dann steht sie mit dieser Aussage im klaren Widerspruch zu den offiziellen Empfehlungen von WHO (Weltgesundheitsorganisation), AAP (Amerikanische Akademie der Kinderärzte) und anderen unabhängigen und um die Gesundheit und Entwicklung unserer Kinder besorgte Organisationen. Das heißt, es ist seine private Meinung, die nicht wissenschaftlich gestützt ist. Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leistet entgegen der immer wieder geäußerten Meinung dem Karies Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, schon gar nicht die Schneidezähne (!), da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort direkt geschluckt wird. Die Milch läuft ja aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch. Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens. Karies wird durch ein Bakterium verursacht (streptococcus mutans), das die meisten Erwachsenen in ihrem Mund haben. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist sein Mund in aller Regel noch frei von diesem Bakterium und meist bleibt dies zumindest so lange so, bis der erste Zahn da ist, bei manchen Kindern kommt es auch erst deutlich nach dem ersten Zahn zu einer Besiedelung mit Streptococcus mutans. Ein ganz wesentlicher Übertragungsweg ist übrigens das Ablecken eines runtergefallenen Schnullers durch die Mutter (oder sonst einen Erwachsenen) und das gemeinsame Benutzen eines Löffels oder das Vorkosten des Breis mit dem gleichen Löffel, wie er zum Füttern benutzt wird. Ob ein Mensch (vermehrt) Karies bekommt oder nicht, hängt auch noch von weiteren Faktoren ab: wie gut oder schlecht hat sich die Mutter in der Schwangerschaft ernährt; waren in der Schwangerschaft Antibiotika notwendig; hatte die Mutter in der Schwangerschaft Erkrankungen, die mit hohem Fieber einhergingen; kommen in der Familie genetisch bedingt gehäuft Schmelzdefekte vor; ist das Kind zu früh geboren ... Hier kannst du ein sehr informatives, fundiertes Video dazu anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=sbhR1gmUms4 Trotzdem sollte geschaut werden, warum dein Kind einen Eisenmangel hat, Muttermilch reicht jetzt nicht mehr aus. Ich würde einmal zur ambulanten Sprechstunde in eine Kinderklinik fahren, auch wenn der Weg weiter ist, wirst du dort eine Zweitmeinung bekommen. Ich wünsche dir von Herzen, dass es Euch bald besser geht. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 23.05.2023



Antwort auf: Langzeitstillen schädlich und Ursache für Anämie laut Kinderarzt

Liebe Biggi, danke dir für deine großartige und schnelle Hilfe. Das hat mich schon sehr aufgebaut. Ich werde das weiter mit dem Eisenmangel abklären. Vielen Dank. Liebe Grüße , Eva

von Evalisa am 31.05.2023, 18:04



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