Kann der Arbeitgeber ein von sich aus ausgesprochenes Beschäftigungsverbot aufhe

 Nicola Bader Frage an Nicola Bader Rechtsanwältin, Fachanwältin für Familienrecht

Frage: Kann der Arbeitgeber ein von sich aus ausgesprochenes Beschäftigungsverbot aufhe

Sehr geehrte Frau Bader, Am 3.8.20 habe ich meinen Arbeitgeber über meine Schwangerschaft informiert worauf hin dieser an meine Krankenkasse ein unmissverständliches schreiben verfasst hat, worin er ein Beschäftigungsverbot mit sofortiger Wirkung ausspricht. Da er in meiner Tätigkeit als Erzieherin den Schutz trotz Hygienemaßnahmen für mich und das ungeborene nicht gewährleisten kann und mich auch an keiner anderen Tätigkeit einsetzte kann. Der zuständige Betriebsarzt wollte mich nicht empfangen den er hielt die Immunitätstests nicht für relevant den ich kann ja seiner Meinung nach doch in den anderen Bereich mit Kindern ab 3 Jahren arbeiten. Daraufhin hat mich der Arbeitgeber wieder arbeiten lassen. Von dem ausgesprochenen Beschäftigungsverbot an die Krankenkasse wusste ich nichts und bin wieder Willen und mit sorgen um eine Infektion für das ungeborene zur Arbeit gegangen. Als ich nach gut 1.5 Monaten aufgrund einer Erkältung zum Hausarzt ging und dieser mir eine Berufsunfähigkeitsbescheinigung aufstellte, meldete sich meine Krankenkasse mit der Frage wieso ich eine Bescheinigung einreiche wenn für mich ein Beschäftigungsverbot durch den Arbeitgeber vorliegt. Nun meine Frage zu dem fahrlässigen Verhalten meines Arbeitgebers, der mich trotzdem arbeiten lassen hat, darf er das Verbot rückgängig machen bzw. Welche Rechte habe ich nun für die "verlorenen" 1.5 Monaten in denen ich eigentlich zum Schutz zu Hause hätte bleiben dürfen? Vielen Dank im voraus und mit freundlichen Grüßen Kristina

von tinakluger30 am 15.09.2020, 16:13



Antwort auf: Kann der Arbeitgeber ein von sich aus ausgesprochenes Beschäftigungsverbot aufhe

Hallo, ja, das kann der Ag. Da er es Ihnen gegenüber nicht ausgesprochen hat, hat es auch keine Wirkung entfaltet. Im übrigen kann er ein BV auch immer widerrufen - zumal, wenn der Betriebsarzt es ihm fachmännisch rät. Liebe Grüße NB

von Nicola Bader, Rechtsanwältin am 16.09.2020



Antwort auf: Kann der Arbeitgeber ein von sich aus ausgesprochenes Beschäftigungsverbot aufhe

Ja, ein AG kann ein BV, das er ausgestellt hat, jederzeit auch wieder widerrufen. Deshalb muss ja in der kompletten Zeit in der das BV gilt, eine Arbeitsfähigkeit vorliegen. Begründen muss er es nur insofern, als das die Arbeit dann eben dem Mutterschutz entsprechen muss. Bestehen da Zweifel kann sowohl der AG als auch die Schwangere, sich jederzeit ans Gewerbeamt wenden. Die beraten dann. Da die AU ein BV aushebeln, ist das Vorgehen auch korrekt gewesen. Wenn die Schwangere krank ist, muss sie sich sogar eine AU holen, den für ein BV muss man arbeitsfähig sein. Warum die KK dort dann solche Inkompetenz zeigt, indem sie die Schwangere dann auch noch damit beherzigt, keine Ahnung. Nach meinen persönlichen Erfahrungen sind die Sachbearbeiter dort aber nich unbedingt immer die fittesten. Was der AG nicht darf, die Schwangere offiziell ins BV stecken, diese Arbeiten lassen, sich dann aber das Geld von der KK wiederholen. Allerdings kann es aufgrund zeitlicher Komponenten da durchaus zu Überschneidungen kommen.

von Felica am 15.09.2020, 16:38



Antwort auf: Kann der Arbeitgeber ein von sich aus ausgesprochenes Beschäftigungsverbot aufhe

Nun meine Frage zu dem fahrlässigen Verhalten meines Arbeitgebers,... - ob das fahrlässig war oder nicht, ist nicht geklärt. der mich trotzdem arbeiten lassen hat, darf er das Verbot rückgängig machen ... - ja klar, er hat das BV aufgrund der Aussage des Betriebsarztes rückgängig gemacht. Das ist prinzipiell ja ok. bzw. Welche Rechte habe ich nun für die "verlorenen" 1.5 Monaten in denen ich eigentlich zum Schutz zu Hause hätte bleiben dürfen? - gar keine Rechte, rückwirkend. Indem du die 1,5 Monate gearbeitet hast, hast du ja eingewilligt in die Entscheidung. Und wenn du jetzt etwas ändern möchtest, kannst du verlangen, dass die Aufsichtsbehörde die Gefährdungsbeurteilung überprüft bzw. deinen Arbeitsplatz überprüft. Mehr nicht. Immerhin bist du die ganze Zeit auch bezahlt worden und hast grundsätzlich dem AG die Arbeitsleistung geschuldet. Der Normalfall sollte sein, dass man auch arbeitet. Die Ausnahme sollte das BV sein.

Mitglied inaktiv - 15.09.2020, 22:03



Antwort auf: Kann der Arbeitgeber ein von sich aus ausgesprochenes Beschäftigungsverbot aufhe

Inwiefern fahrlässig? Der AG hat sicherheitshalber erst mal ein BV ausgesprochen und dies der KK mitgeteilt. Der BA hielt das nicht für nötig und darauf hin hat der AG das BV wieder zurück genommen - was er eben auch darf, wenn die mögliche Gefährdung nicht mehr besteht. Die Einzige Unregelmäßigkeit die ich hier sehe ist, dass der AG wohl vergessen hat/nicht schnell genug der KK die Aufhebung des BV´s mitgeteilt. Wobei das auch an Überschneidungen in der Bearbeitung liegen kann (ist ja alles kein irrer langer Zeitraum vom 3.8. bis jetzt, da kann das schonmal passieren). Das muss der AG aber mit der KK klären. Also ich sehe hier erst mal nicht, dass er dich fahrlässig hat arbeiten lassen. Warum der Hausarzt auf Grund einer Erkältung ein BV ausspricht, erschließt sich mir jedoch nicht. Erkältung ist eine AU. Und die geht einem BV vor. Der AG kann das BV durchaus anzweifeln und ehrlich gesagt kann ich mir gut vorstellen, das dein AG dies auch tut. Er hebt ein BV auf und dann kommt die MA prompt mit einem neuen vom Hausarzt (nicht mal FA) um die Ecke .. mhh.

von cube am 16.09.2020, 09:00



Antwort auf: Kann der Arbeitgeber ein von sich aus ausgesprochenes Beschäftigungsverbot aufhe

Der Hausarzt hat aufgrund der Erkältung eine AU ausgestellt, kein Beschäftigungsverbot. Deshalb hat die Krankenkasse ja erst bei ihr nachgefragt.

von Dojii am 16.09.2020, 09:28



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Ist der Arbeitgeber verpflichtet eine Prämie trotz Beschäftigungsverbot zu zahle

Hallo Fr. Bader, in 04/2017 wurde mir ein Beschäftigungsverbot in der Schwangerschaft erteilt. Zu diesem Zeitpunkt war mit dem Arbeitgeber noch keine Zielvereinbarung als Basis für die Prämie 2017 abgeschlossen. Trotz mehrfacher Nachfrage wurde keine Zielvereinbarung abgeschlossen. Der Personalchef vertröstete mich auf Abschluss im September, da...


Darf der Arbeitgeber während Beschäftigungsverbot Überstunden abbauen

Hallo Frau Bader, Es geht um folgendes ich habe im Januar vom Betriebsarzt ein Berufsverbot aufgrund Schwangerschaft ausgestellt bekommen. Auf der aktuellen Lohnabrechnung sind plötzlich meine vorher erarbeiteten Überstunden weg. Darf der Arbeitgeber dies tun?? Mit freundlichen Grüßen Maria


Beschäftigungsverbot durch Arbeitgeber

Guten Tag Frau Bader, Benötige ich von dem Beschäftigungsverbot vom Arbeitgeber , dann eine Bescheinigung oder ein Schriftstück als Nachweis? Wenn ja wo muss man das einreichen? Der Arbeitgeber sagte mir es geht alles sein Gang ? Lg


Beschäftigungsverbot durch Arbeitgeber

Hallo, Mein Chef meinte zu mir, ein Beschäftigungsverbot während der Schwangerschaft kann nur der Arzt aussprechen. Aber es gibt doch auch laut Mutterschutzgesetz Arbeiten die eine sofortige Freistellung nötig machen(Beispiel Kita-Erzieher). Dies spricht dann doch der Arbeitgeber aus, oder? Nennt es sich einfach nur anders? Vielen Dank im Vor...


Beschäftigungsverbot durch Arbeitgeber

Hallo Frau Bader, ich bin Zahnarzthelferin und in der 6ssw. Mein Chef will mir nun ein Beschäftigungsverbot ausstellen weil ich aktuell Krankgeschrieben bin und es mir nicht gut geht. Bin gesundheitlich und psychisch angeschlagen. Für mein Chef ist ein BV besser als eine Krankmeldung sagt er wegen Geld. Er meinte wenn es mir besser geht nach der An...


Nebenjob während Beschäftigungsverbot durch Arbeitgeber

Hallo. Ich bin aktuell in der 5.SSW mit meinem ersten Baby. Also habe ich keine Ahnung was mich alles so erwartet, vorallem im Bezug auf organisatorische Dinge (Arbeit, Formulare, ..). Ich arbeite im Rettungsdienst und mein Arbeitgeber hat mir direkt ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen aufgrund vieler potenzieller Risikofaktoren für mich un...


Arbeitgeber reicht so spät Beschäftigungsverbot bei der Krankenkasse ein

Hallo Frau Bader, ich war schwangerschaftsbedingt vom 8.10 bis 30.10 krankgeschrieben. Meine Chefin müsste mir aufgrund der Tätigkeiten sowieso ein Beschäftigungsverbot ausstellen. Nur leider hat die gar keine Ahnung davon und es interessiert sie auch nicht wirklich. Denn sie hat, ohne es mir vorher mitzuteilen, ab dem 12.10. Kurzarbeit beantr...


Beschäftigungsverbot - hat der Arbeitgeber recht?

Hallo, Ich habe ein Problem mit meinem Arbeitgeber ( Nebenjob) ich bin dort als Nachtwache auf 450 Euro Basis angestellt plus 200 Euro Übungsleiterpauschale. Mein Arbeitgeber sagt mir, das mir die Übungsleiterpauschale im BV nicht zusteht und ich nur eine Nacht bezahlt bekomme, da ich nicht arbeiten bin. Ich kann mir das schwer vorstellen. Be...


Arbeitgeber stellt das Beschäftigungsverbot nicht aus

Hallo, ich bin im Einzelhandel tätig und habe meinem Arbeitgeber mitgeteilt das ich schwanger bin und aufgrund der aktuellen Corona Situation nicht mehr beschäftigt werden darf. Er hat mir mündlich ein BV ausgesprochen da er mir keinen anderen Arbeitsplatz anbieten kann. Dann kam die Schließung wegen des Lockdowns. Jetzt bekomme ich nur KuG und ...


Wie kurzfristig darf mein Arbeitgeber mich im beschäftigungsverbot einsetzen?

Hallo Frau Bader, Ich habe nach der Geburt meines ersten Kindes 2 Jahre elternzeit genommen, diese endet Anfang März. Jetzt bin ich aber wieder schwanger, der Mutterschutz beginnt erst Anfang Mai. In der Zwischenzeit, so war die Absprache mit der Personalabteilung, sollte ich ins betriebliche beschäftigungsverbot gehen. Dieses wird für jede Schwan...