Hallo, ich bin nun wirklich mit meinem Latein am Ende und zweifele am deutschen Rechtssystem. Wenn Sie es nun nicht schaffen, mir zu erklären, wie die folgende Geschichte zu erklären ist... Ich bin total verzweifelt! Ich werde versuchen, den Sachverhalt möglichst kurz aber korrekt zu schildern: Mutterschutzgesetz wird mit Füßen getreten Ich (34 Jahr alt, ausgebildete Journalistin, im letzten Jahr als PR-Referentin tätig) wurde Anfang 2002 schwanger, bekam aber im Juli 2002 von meinem Arzt ein Beschäftigungsverbot in Anlehnung an das Mutterschutzgesetz ausgesprochen. Vorausgegangen war eine 5 1/2 wöchige Krankenzeit wegen des Verdachts auf die frühzeitige Beendigung der Schwangerschaft. Blutungen und Unterleibsschmerzen zwangen mich sogar ins Krankenhaus in der 11. Woche. 10 Tage war ich im Juni 2002 wieder im Büro - in meiner Tasche ein Attest, dass ich keine Dienstreisen unternehmen dürfe und dass ich vermehrt Ruhepausen wahrnehmen solle - und fand folgende Arbeitsbedingungen vor: zunächst gab es bereits ohne mein Wissen einen Nachfolger für mich, der meinen Schreibtisch in Beschlag genommen hatte, obwohl in der vorangegangenen Zeit mindestens ein Mal die Woche telefonischen Kontakt zu meinem Vorgesetzten hatte zur Zeit der Fußball-WM und mit dem einzigen TV auf der Etage war mein Arbeitsplatz beliebter Tummelplatz für Fußballfans, so dass an Ruhe nicht zu denken war einen Ruheraum gab es nicht (auch wenn inzwischen das Gegenteil behauptet wird) auf Nachfrage wurde ich statt dessen von einem zum anderen "durchgereicht", weil niemand für die Klärung dieser Frage kompetent genug war mein direkter Vorgesetzte wiegelte nur ab und sagte mir: "Man arbeitet dran, einen Ruheraum einzurichten." (Unglaublich, dass es nicht schon längst einen gab, entband doch meine Kollegin aus dem gleichen Büro im Mai 2002 eine gesunde Tochter. Muß es nicht persé einen Ruheraum für Schwangere geben - egal, ob gefährdet oder nicht?) am 10. Tag meiner Rückkehr gab es - nachdem ich mich mehrmals laut über die üblen Zustände beklagt hatte - zu einem Gespräch mit dem Personalleiter. Zwar bestreitet er heute, dass das Gespräch so gelaufen sein soll, wie ich es erlebt habe, doch für mich war dieses Gespräch die Krönung. Er erkundigte sich danach, ob ich noch weiter "risikoschwanger sein wolle"; er erinnerte mich daran, dass ich bei einer erneuten Krankschreibung bitte das "alte Leiden" angeben solle (wegen der Lohnfortzahlung durch die Krankenkasse); und er warnte mich, gar den Arzt zu wechseln, der möglicherweise ein anderes Leiden finden könne. Nach diesem Gespräch, dass alles andere als freundschaftlich gemeint war, war ich psychisch stark angeschlagen. Nicht nur, dass mich auf Schritt und Tritt die Angst um mein Kind begleitete, nein, nun mußte ich mir auch noch hanebüchene Unterstellungen anhören. Es konnte der Eindruck entstehen, dass ich meine Schwangerschaft nur vorschiebe, um "auf krank zu machen". Unglaublich!!! Das folgende Wochenende reichte nicht aus, um meine angeschlagene Psyche wieder aufzubauen, so dass ich montags zu meinem Arzt ging. Dieser sprach zunächst eine AU aus, um mich aus der "akuten Gefahr" zu nehmen und um Zeit zu haben, die folgenden Schritte zu entscheiden. In Absprache mit dem Amt für Arbeitsschutz Essen, Herrn Koopmann, sprach er mir dann ein Beschäftigungsverbot aus. Mein Arbeitgeber behauptet nach Erhalt des Beschäftigungsverbotes schlicht, ich sei krank und verweigerte die Zahlung meines Gehaltes, wozu er nach dem Gesetz verpflichtet gewesen wäre. Vor Gericht reichte ich Klage ein, dass mein Arbeitgeber doch bitte zahlen möge... Meine Klage wurde nun abgewiesen mit der Begründung, ich hätte mir das Beschäftigungsverbot durch Lügen erschlichen. Seit letztem Freitag ist nun auch klar, dass die Berufung gescheitert ist, weil auch das Landesarbeitsgericht in Düsseldorf meinem Arbeitgeber mehr Glauben schenkte als mir. So wurde der Personalleiter als Zeuge gehört, ich allerdings nicht. Er nutze selbstverständlich die Gelegenheit, sämtliche Mobbingvorwürfe zu verneinen - was sonst? Wer hätte das nicht getan? Schließlich findet Mobbing hinter geschlossenen Türen statt und wird ganz sicher nicht vor Gericht zugegeben... Nun bin ich mit meinem Latein - wie gesagt - wirklich am Ende: Ich habe nie etwas Unrechtes getan. Ich war schwanger und hatte Angst um mein Kind! Ich habe meinem Arzt und dem Amt für Arbeitsschutz vertraut, das Richtige zu tun. Und das Ergebnis: jede Menge zusätzlicher Streß und Ärger - viele Tränen,Unterleibsschmerzen, frühzeitige Wehen etc. (aber gottseidank letztlich einen gesunden Sohn!) starke finanzielle Einbußen, da ich weder von meinem Arbeitgeber noch von meiner Krankenkasse Geld erhielt. Niemand fühlte sich plötzlich verantwortlich, mein Mann und ich standen plötzlich nur noch mit einem Gehalt da. Wissen Sie wie teuer es ist, sich auf ein Baby einzustellen??? Wir hatten Kredite, die wir plötzlich nicht mehr bezahlen konnten usw.... Wir waren auch darüber verzweifelt - und dazu immer die unterschwellige Angst, dass ich durch diesen ganzen Ärger am Ende doch noch das Kind verlieren könne! Das deutsche Recht unterstellt mir, gelogen zu haben und damit ist alles erledigt. Ist das wirklich das deutsche Recht? Darf das sein? Wer zahlt nun mein entgangenes Gehalt, das sich auf ca. 8.000 € beläuft? "Einer Schwangeren dürfen keine finanziellen Einbußen entstehen." heißt es im Mutterschutzgesetz. Daß ich nicht lache! Wer setzt sich für mein Recht ein? Ich bin für alle Tipps und Hinweise dankbar. Vorab schon ein dickes Dankeschön. :-) Viele Grüße Corina
Mitglied inaktiv - 19.09.2003, 19:26