Liebe Frau Neumann,
ich koche den Gemüsekartoffelbrei für unser 7 Monate altes Baby im Dampfgarer. Sie bekommt diesen Mittags und als Nachspeise gibt's meist Obst aus dem Gläschen. Nachmittags gibt's Obst-Getreide-Brei aus dem Gläschen und den Abendbrei bereite ich mit Milch, Wasser, Haferflocken und Obstbrei zu.
Derzeit beschäftigt mich, ob es einen Unterschied hinsichtlich des VitaminC und somit der Eisenaufnahme macht, wenn ich statt des Zufügens von Apfelsaft kurz vor dem Verzehr, den Apfel direkt mit dem restlichen Gemüse im Dampfgarer gare? Sind dadurch weniger Vitamine vorhanden, obwohl Dampfgaren sehr schonend ist? Das Baby-Beikost-Rapsöl gebe ich natürlich erst nach dem Erwärmen, kurz vor dem Verzehr, dazu.
Meine zweite Frage bezieht sich auf das Füttern von Fleisch bzw. Alternativen und die Eisenaufnahme. Da ich kein Fleisch esse und unser Baby vom ersten GKF-Gläschen nicht sehr begeistert war, möchte ich mit dem Fleisch noch etwas warten. Unsere KÄ hat auf Nachfrage grünes Licht für Linsen und Kichererbsen gegeben, aber betont, dass Fleisch über kurz oder lang wichtig wäre. Gibt es wissenschaftliche Begründungen, Fleisch den um ein vielfaches eisenreicheren Hülsenfrüchten wie zB Linsen und Kichererbsen vorzuziehen, sofern Letztere gut vom Baby vertragen werden? Unser Baby bekommt derzeit ca. 5x/Woche geschälte, dampfgegarte Kichererbsen (diese portioniere ich im Eiswürfelbehälter) zum Brei und verträgt diese sehr gut.
Vielen Dank und schöne Grüße,
Sandra
von
Sandra.
am 16.09.2021, 22:10
Antwort auf:
Zubereitung Babybrei und Frage zu Fleisch/Eisen
Hallo Sandra.
wenn du dein Baby vegetarisch bzw vorwiegend vegetarisch ernähren möchtest, dann kannst du das völlig problemfrei tun.
Babys können vegetarische Beikost bekommen und auch Kleinkinder und Kinder können vegetarisch ernährt werden. Es gibt inzwischen bereits diverse Kochbücher mit Rezepten und Informatioonen zur fleischfreien Beikost. Du brauchst bei diesem Vorhaben auch gar nicht allzu dogmatisch werden und kannst deinem Kind weiterhin die Möglichkeit geben, Fleisch-Fisch -oder Wurstwaren zu probieren wenn sich die Gelegenheit bietet und dein Baby/Kind probieren möchte. Es ist dies, eine durchaus sogar sehr vernünftige Einstellung.
Hier ist das Standardgrundrezept zur Herstellung eines vegetarischen Breies für die ersten Breie:
100g Gemüse
50 g Kartoffeln
in Wasser, in einem Topf dünsten. Kurz vor Ende der Garzeit
10g (ca 3 EL) Kölln Schmelzflocken (Hafer)* unterrühren und aufkochen. Ggf Wasser zufügen.
weitergaren lassen und etwas abkühlen lassen
mit
30g Vit C reicher Obstsaft (bspw Orangensaft)
pürieren und
8 g Öl untermischen
Du kannst dieses Grundrezept abwandeln und an dein Dampfgarkochgerät anpassen.
Empfehlenswert wäre hier bspw, dass du Baby-Instanthaferflocken nach dem Garen und Pürieren dazu mischst. Du kannst Apfel mitgaren. Es bleiben Restanteile Vit C erhalten, wenn du den Brei sofort fütterst.
Das mit dem Saft ist genau betrachtet nämlich eine sehr spezielle Sache.
Früher galt als Saftzusatz im Brei nämlich die Empfehlung, (frisch gepressten) Orangensaft hinzuzufügen. Aber Orangensaft (enthält ca 40mg Vit C/100ml) ist in der Regel säurereich. Weil leider viele Babys heutzutage O-saft ( bszw allgemein Südfrüchte, säurereiche Säfte) weniger gut vertragen, gilt als Empfehlung heutzutage: Apfelsaft. Diesen gibt es mit einem Vit C-Zusatz und säurearm im Sortiment der Babykost. (Gewöhnlicher A-Saft enthält, je nach dem, etwa 2,5-2,8 mg Vit C/100ml). Mit dem Saft aus dem Sortiment der Babykosthersteller wärest du mit einem angepassten Maß an Vit C (ca 25-50mg Vit C/100ml) auf der sichereren Seite. Ab dem 8. Lm könntest du auch als Nachtisch, statt Saft, ein bis zwei TL frisch geriebenen Apfel geben. Das hat den gleichen Effekt, denn im frisch geriebenen (Bio-)Apfel hast du garantiert Vit C, und zwar Natürliches!
Wenn du O-Saft selbst pressen magst, ab dem 8. Lm, wäre das okay, wenn es dein Baby verträgt. Nimm dafür aber unbedingt unbehandelte/ungespritzte Orangen.
Und ja, auch wenn du ganz frisch kochst, ist im Brei noch Vit C enthalten. Und für den Fall, dass du stillst, bekommt dein Baby durch die Mumi bestimmte Stoffe, die die Eisenresorption ebenfalls sehr günstig beeinflussen.
Absolut unerlässlich ist der Vit C-Zusatz auch eher nur beim Brei in der vegetarischen Variante, wenn Haferflocken statt Fleisch als Breizutat verwendet werden. Das Vit C hilft hierbei ganz wesentlich, die Resorption des Eisens aus der pflanzlichen Nahrung so "umzuwandeln", dass es besser resorbierbar wird.
Hülsenfrüchte ergänzen den GK-Brei in etwa in einer Portionsgröße von ca 20-30g (gekocht).
Die Hülsenfrüchte musst du auf jeden Fall immer separat und sehr weich kochen.***
Gekochte und zerdrückte, d.h. platt gedrückte Kichererbsen, weiße Bohnen, rote Bohnen, Kidneybohnen, Sojabohnen (Edamame bspw aus TK) eignen sich in diser Form auch als breifreie Kost.
Was einen möglichen Eisenmangel betrifft, den es durch Fleischzugabe zu verhindern gelte, hierzu kann ich dir Entwarnung geben. Ein Eisenmangel ist beim Baby durch das Nichtgeben von Fleisch bei gesunden Babys eher nicht zu erwarten. Eisenmangel kann bei Babys aus bestimmten verschiedenen Gründen** auftreten. Bei gesunden, reif geborenen Babys besteht i.d.R. eher keine Gefahr. Die üblichen Empfehlungen wie bspw die besonderen Breirezepturen/Zutatenkombinationen, (kuh)milchfreie Rezepte und das Zufügen von Vit C -reichen Säften etcetc reicht i.d.R. völlig aus um einer Fehl-oder Mangelernährung vorzubeugen. Vegetarische Rezepte zur Breibereitung sind darum ebenso geeignet.
Koche am besten so oft es geht frisch und vielseitig und vollwertig und integriere noch mehr verschiedene Getreide-und Gemüsesorten, ggf auch mal Nussmuse.
Da du selbst vegetarisch isst, kennst du dich doch bestimmt sehr gut aus. Durch Schwangerschaft und Stillzeit ist dein Baby schon auf den Geschmack der verschiedenen Speisen geprägt und wird diese Aromen darum wiedererkennen, gerne mögen und essen.
Grüße
Birgit Neumann
*
statt Schmelzflocken von Kölln, kannst du auch (handelsübliche (bio))zerkleinerte feine Haferflocken einrühren und aufkochen.
Auch möglich: Instantflocken (eine Sorte ohne Kochen) nach dem Kochen und Pürieren (mehr Flüssigkeit verwenden) einfach einrühren.
Das Rezept ist hinsichtlich der Zutaten (Haferflocken) so optimiert, dass der Eisengehalt ausreichend hoch ist und der Brei durch den Getreidezusatz auch gut satt macht.
**
meist gibt es hier eher keinen direkten kausalen Zusammenhang zwischen "nichtfleischfüttern" und der Entwicklung eines Eisenmangels mit Einführung der Beikost. Gründe für die Entwicklung einer Eisenmangelanämie beim Baby können u.a. sein: (schlecht eingestellter) SS-Diabetes der Mutter, niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburt, schlechte Eisenwerte der Mutter im 3. Trimester, muttermilchinduzierte Kolitis, etcetc.
***
verwende nur frisch gekochte Kichererbsen. Produkte aus Dosen enthalten zu viel Salz.
Kichererbsen musst du über Nacht in Wasser einweichen und am nächsten Tag kannst du sie nach Packungsanweisung kochen. Das dauert leider eine ganze Weile.
Schneller geht es mit Linsen:
Rote oder gelbe Linsen gelten für Babys als besonders gut bekömmlich. Da sie auch schnell gekocht sind, gelten sie als besonders ideal für die Beikost.
Koche die Linsen ganz weich, so dass sie zu einem Brei zerfallen. Koche ein Lorbeerblatt mit, was die Linsen noch besser verdaulich macht.
Koche Linsen und Co auf jeden Fall immer separat und sehr weich.
Mische die Linsenportion zum übigen Gemüse-Kartoffelgemisch und püriere alles zusammen.
von
Birgit Neumann
am 19.09.2021