Hallo Liebe Frau Neumann,
Ich hätte wieder eine Frage an Sie:
meine Tochter ist 9 Monate alt und bekommt seit dem 6 Monat Beikost;morgens,nachts und b.Bed stille ich Sie;
Mittags bekommt Ihr Gemüse-Kartoffeln Breit mit oder ohne Fleisch und Fisch;
Nachmittag Milch GOB.
Die hat Ihre zwei Zähne und kann ich sagen das eine begeisterter Esser gewesen ist. Die schaut immer auf unser Essen und möchte gern probieren.
Das Mittagsessen ist nicht mehr fein püriert sonst wird mit Gabel zerdrückt aber irgendwie merke ich das Sie keine Stückchen drin mag.
Ab wann sollte man beginnen das erste feste Brot anzubieten und welche Brot?
Soll ich langsam mit der Familienkost anfangen?
Wie geht man am besten den Übergang von Brei zu Familienkost an?
Haben Sie eventuell einen Plan/Tip wie ich richtig vorgehe?
Vielen lieben Dank für Ihre Rückmeldung
von
Nina3
am 10.07.2022, 23:25
Antwort auf:
Übergang Familienkost
Hallo Nina3
die Neugier deiner Tochter kannst du nutzen. Setze deine Tochter mit zu dir /euch an den gedeckten Esstisch und lass sie einfach teilhaben. Gib ihr all das vom Familienesstisch, von euren Tellern, direkt aus euer Hand zum Probieren, was prinzipiell geeignet ist.*
Je mehr Geschmackseindrücke eure Tochter zwanglos, durch ihre Neugier, freiwillig, neugierig und freudig entdecken und erleben kann, desto besser.
Stille weiterhin nach Bedarf und ausreichend und lass die Breie ruhig noch wie gewohnt im Plan. Zusätzlich zu all dem kann es jetzt Familienkost, stückige Kost, festere (und doch weich genug) Kost und Brot und alles mögliche Andere geben. Du kannst die Breie füttern und deine Tochter auch Brei schon, so weit möglich und von deiner Tochter gewünscht, selbst essen, löffeln lassen. Festere bzw stückige (aber weiche) Kost und Brot - all das sollte deine Tochter komplett selbständig mit ihren Händen/ Fingern greifen und essen.
Das ist im Groben alles, was du wissen musst.
Ihr könnt jetzt auch morgens mit Brot beginnen und Brotstückchen auch am Abend anbieten.
Lasst euer Kind jetzt bei Tisch selbst aktiv werden und selbständig essen. Sieh den gedeckten Tisch als Abenteuerspielplatz für euer Baby. Lasst euer Kind eigene Erfahrungen sammeln. Gebt ihr einen Teller und los geht´s.
Für die Übergangszeit vom Brei zum Brot bzw Stückigen, könntest du eure Familienkost etwas anpassen und du kannst, um die Speisen etwas mehr kleinkindgerecht zuzubereiten, vorübergehend eure Speisen bspw einfach weniger salzen und würzen. Die Gerichte kannst du jeweils, wenn erforderlich, so zerkleinern, daß eure Tochter diese gut greifen, essen und schlucken kann.
Du kannst weiterhin die üblichen Breie geben und zusätzlich viele neue und betastbare, greifbare, weiche Zutaten anbieten, welche deine Tochter selbständig - mit Händen, Mund und Zunge, erkunden kann: alle Zutaten in kleinen Stückchen, zum Greifen.
Fleischbrei (Gläschen) bspw eignet sich super als salzarmer Brotaufstrich.
Die Zeit jetzt ist eine sehr wertvolle Zeit, die für dein Kind nicht nur in Sachen Essen mit großen Lernfortschritten charakterisiert sein wird. Nutze diese Chance und zeigt ihr auch eure Esskultur mit all ihren Facetten.
Zelebriert eure Mahlzeiten gemeinsam am Esstisch sitzend. Biete Farben, Formen, Muster, Düfte, Aromen, Geschmacks, Spaß!
Essen lernen ist ein stetiger Prozess, der wie das Laufen lernen und das Sprechen ganz viel Übung bedarf.
Dein Kind sollte immer auch die Möglichkeit haben, um sich auch weiterhin mit bekannten Speisen sättigen zu können. Und zusätzlich die Möglichkeit haben, um viele neue leckere Speisen und Nahrungsbasics kennen- und lieben zu lernen. Auch mit nur wenigen oder gar keinen Zähnen sind Familienkost, Fingerfood und Stückchen sehr gut möglich. Richtig kauen können Kinder erst wenn die Mahlzähne gewachsen sind.
Dein Kind kann (fast) alles probieren, um vielfältige Geschmackserfahrungen sammeln zu können. Dies ist eine gute Vorbereitung zur Gewöhnung an eine gesunde Ernährung. Zusätzlich könnt ihr vorübergehend auch einfache (geeignete) Zutaten anbieten wie bspw schlicht gekochte Kartoffel, Nudeln, Gemüse, Fleisch, Fisch, Ei - pur.
Also dann
viel Spaß
Grüße
Birgit N.
*
Es gibt nur ein paar wenige Punkte, auf die du im Besonderen achten solltest, um die übliche Familienkost so anzupassen, dass sie babygeeignet ist: bspw kein Honig, kein Alkohol, Kaffee und Co, und keine harten (kleinen) Stücke. Man spricht von einer "verantwortungsbewussten Nahrungsauswahl!"
Sicherheit ist immer oberstes Gebot.
Sei sparsam mit Salz und Zucker. Komplett meiden musst du es im Rahmen der Familienkost aber nicht. Dein Baby bekommt dadurch ggf mehr Durst. Verwende Salz sparsam und würze euer Essen ggf nach.
Dein Kind sollte alle angebotenen Speisen gut und gefahrenfrei kauen und schlucken können. Die Kost sollte weitestgehend frisch und lecker sein. Die Kost sollte in der richtigen Portionsgröße angeboten werden.
zu meiden sind AUCH heikle LM (so wie du es sicher noch aus den Empfehlungen der Schwangerschaft kennst - bspw nicht durchgegartes Ei, Fisch/Sushi, Fleisch/Mett, Rohwurstsorten, Rohmilch(käse) etc)
Fertigprodukte (da zu salzhaltig, zu viel Zucker, sonstige Inhaltsstoffe, Aromen, Vitamine und Co) meiden - probieren aber in diesem Alter erlaubt
Kleine LM, harte LM, kleine kleinen runden LM (bspw Nüsse, Nussstückchen, Saaten, Kerne, rohes Apfel rohe Möhre, ganze Erbsen (diese einfach plattdrücken), ganze Johannisbeeren (einfach platt drücken), ..., - wegen der Aspirationsgefahr
Scharfe LM/Gewürze - kann deinem Baby bspw auch Schmerzen beim Essen verursachen
Stark quellende LM (bspw größere Mengen Leinsamen oder Chiasamen) - damit sie im Darm nicht zu stark aufquellen und die Verdauung beeinträchtigen, kleine Mengen aber okay.
Zu vermeiden sind auch: ganze Salatblätter und Co sowie Haut und Schale von manchen unzerkleinerten Früchten/Gemüse - weil das einfach beim Schlucken ggf Probleme verursachen könnte.
Für die Vollständigkeit:
!!!
Achtung: niemals(!!!) harten Lebensmittel wie rohe Apfel/Möhrenstücke, trockene ungekochte Nudeln, Gummibärchen, Nüsse, Kerne, Saaten etc etc geben.
!!
von
Birgit Neumann
am 12.07.2022