Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Start Familienkost

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Start Familienkost

Pocahontas1234

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Hallo, meine Tochter wird jetzt 11 Monate alt und bekommt bisher hauptsächlich Brei (Gläschen, auch stückigen Brei). Ansonsten haben wir bisher zerdrückte Banane, geriebenen Apfel und Birne, zerdrückte weich gekochte Karotten, ein paar Löffel Rührei sowie kleine Sternchennudeln mit Gemüsesoße probiert. Ich habe irgendwie Hemmungen ihr richtige feste Kost zu geben (Brot etc.). Ich habe Angst dass sich z. B. ein größeres Stück lösen kann (sie hat bisher nur vorne unten 2 Zähne) und sie daran ersticken könnte. Wie kann ich sie langsam an festere Kost heranführen, welche Lebensmittel eignen sich wo nichts passieren kann? Oder ist meine Sorge übertrieben? Vielen Dank und viele Grüße!!


Birgit Neumann

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Hallo Pocahontas1234 die Sorge des versehentlichen Verschluckens teilst du mit vielen Eltern. Aber vielleicht kann ich dich beruhigen, in dem ich dir ein bisschen was dazu erkläre. Man muss hier nämlich grundäzlich zwei Dinge unterscheiden. Es gibt das Verschlucken von Speisen das gefährlich werden kann, weil die Speise versehentlich in die Luftröhre rutscht oder aufgrund einer ungünstigen Stückgröße obenauf bleibt. Dieses Szenario ist jedoch eher sehr selten. Richtig gefährlich wird dieses widerum auch eher nur dann, wenn die Stückchen zu hart sind sonstwie unpassend. Und genau diese unpassenden Speisen und Stückchen sind für Babys/Kleinkinder und Essanfänger generell tabu. Das sind bspw ganze Nüsse, insbesondere ganze Erdnüsse, aber auch Nußstückchen oder Kerne und Saaten, sowie harte Gemüse/Obstsstücke wie bspw roher Apfel oder rohe Möhre. Diese Speisen sind komplett tabu. Nußmuse und ganz fein vermahlene Nüsse, Kerne oder Saaten (in Gebäck) sind aber okay. Ebenso ganz fein gearspelter, roher Apfel oder Möhre. Neben diesem Szenario gibt es jedoch noch eine andere Form des versehentlichen "Verschluckens", was die meisten Eltern fürchten. Dieses ist aber zum Glück als durchaus ungefährlich, harmlos und normal zu bezeichnen.Doch genau dieser Mechanismus schützt vor dem Verschlucken, was ich dir oben zuerst beschrieben habe. Viele Eltern erschrecken sicn, wenn sie dieses Husen und Würgen zum ersten Mal bei ihrem Baby erleben. Wenn dein Baby nun eine babygeeignete Speise selbständig greift, zum Mund führt und kaut und schluckt und dann plötzlich hustet, so wurde ein Reflex ausgelöst, welcher sehr hilfreich ist. Es ist der Hust-und Würgereflex. Würgen und Husten passiert, wenn die Nahrung versehentlich in den Rachen rutscht. Das kann passieren, bspw bei nicht angemessener Sitzhaltung (Füße sollten auf Unterlage aufstehen und deine Tochter gut und sicher sitzen - leicht nach vorn gebeugt), bei Müdigkeit oder Ablenkung, und weil das Kauen (Kaubewegungen machen) und Zerdrücken der Nahrung und das Schlucken kleiner Partikel bspw noch besser gelernt (koordiniert) werden muss. Wenn soclhe Nahrung nun versehentlich in den Rachen rutscht, dann wird der Hust- und/oder Würgereiz ausgelöst, um die Nahrung wieder hochzuwürgen, um anschließend am besten von dir (Mama, Papa, andere) aus dem Mund geholt zu werden. Oder dein Baby spuckt es einfach aus und isst weiter, als wäre nichts gewesen. (Wenn das Hochwürgen nicht ganz reibungslos funktioniert, musst du natürlich sofort eingreifen - nur zur Vollständigkeit erwähnt). Babys haben im Mundraum viel mehr Empfindungswahrnehmungen als Erwachsene. Sie erleben eine nicht passende Konsistenz als sehr unangenehm. Das schützt sie nämlich vor dem gefährlichen Verschlucken. Das, was sich im Mund nicht gut anfühlt, was zu groß ist um geschluckt zu werden, das wird wieder ausgespuckt. Das hat die Natur vorsorglich so eingerichtet. Es gibt nun noch den Würgereflex, welcher bei Baby ebenfalls recht schnell ausgelöst wird. Bei Babys sitzt dieser Hust-und Würgereflex noch sehr weit vorne im Rachenraum. Auch hier sind manche Babys noch sehr empfindlich und der Reflex wird schneller ausgelöst, was sich durch Husten und Würgen äußert. Biete darum unbedingt nur passende, babygeeignete Speisen an. Meide Speisen mit nicht passender Form und Größe oder einer zu harten Konsistenz - meide Speisen, welche bei einem versehentlichen Aspirieren in den Hals rutschen und gefährlich werden könnten. Namentiich sind das bspw Erdnüsse, Nusstückchen, ganz Erbsen, ganze Heidelbeeren etc, Beobachte also deine Tochter und reagiere angemessen auf ihre Forderungen. Stückige aber doch weiche und kaubare Kost sollte deine Tochter immer selbständig greifen und in den Mund befördern. Denn bereits durch die Handkontrolle, diurch das Befühlen mit den Fingern und Händen erhält deine Tochter bereits wichtige Informationen zur Beschaffenheit der Nahrung. Was sich in den Händen nicht gut anfühlt, bspw zu hart ist, wird meist nicht gegessen. Wenn es Rührei gibt, so kannst du dieses zuvor grob zerkleinern und vor ihr auf einen Teller/Brett legen. Deine Tochter sollte das alles selbständig greifen und in den Mund nehmen. Alle Speisen muss deine Tochter mit den Kauleisten und zwischen Gaumen und Zunge zerdrücken können. Hier wirken enorme Kräfte. Alle angebotenen Speisen müssen problemlos aufgrund der Größe schluckbar sein. Auch sog. prall elastische Früchte wie bspw Trauben oder Heidelbeeren sollten aus diesem Grund vorzerkleinert angeboten werden. Auch bspw ganze Hülsenfrüchte wie Kichererbsen oder Erbsen etc. Problematisch beim Schlucken sind bspw auch ganze Salatblätter Als Eltern sollte man sein Baby gut beobachten und den Zeitpunkt für Familienkost, breifreie Speisen und Fingerfood individuell in Abhängigkeit der Reife, der motorischen Entwicklung und der Neugier des Babys wählen. Manche Babys kommen schon früh und gut mit Fingerfood zurecht, fordern diese regelrecht ein. Und manche Babys brauchen etwas länger, bis Fingerfood gut funktioniert. Beobachte deine Tochter, fordere und fördere sie individuell in ihrem Tempo und gemäß ihrer Entwicklung. Schneide Brot in kleine mundgerchte Stückchen und lass sie diese selbständig aufpicken. Deine Tochter sollte ausreichend viele Gelegenheiten erhalten, um das kauen zu üben ohne dabei überfordert zu werden. Das Essen sollte weiterhin rundum Spaß machen und zufriedenstellen. Gewöhne deine Kleine langsam und sanft, in ihrem eigenen Tempo an gewöhnliche aber trotzdem babygeeignete, d.h. ungefährliche Speisen. diese sind: bitte schau einmal hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Darf-er-das-essen-10-Monate_49423.htm Alslo dann hilft dir das weiter? Grüße Birgit Neumann Noichmal: das Würgen passiert, wenn der Würgereflex ausgelöst wird. Das kennst du sicher selbst von Arztbesuchen - die Sache mit dem Holzstäbchen... Bei Babys sitzt der Reflex sozusagen noch sehr weit vorne, d.h. nicht so tief im Rachen wie bei Erwachsenen. Das ist sinnvoll, denn das verhindert ein echtes Verschlucken. Bei manchen Babys ist diese Region noch obendrein ganz besonders sensibel. Und das Schlucken von festeren Speisen muss insgesamt gut koordiniert werden, was durchaus, ja, auch mit der Reife zu tun haben kann, aber nicht muss. Das Würgen ist durchaus als normal anzusehen, wenn es ab und zu vorkommt. Soweit stimmt das. Wenn es noch allerdings vermehrt auftritt und bei dir ungute Gefühle auslöst, dann überprüfe auch nochmals den Sitz deines Babys. Sitzt es gut und sicher, leicht nach vorn gebeugt in seinem Stuhl? Schau einmal, wie du deinem Baby helfen kannst. Hilft es, wenn du die Stückgröße anpasst? Liegt es an der Konsistenz der Speisen? Biete sehr weiche, ggf kleine Stücke an und lass dein Baby unbedingt selbständig essen. noch mehr Infos findest du hier: https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Hilfe_48167.htm


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