Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Beikost(versuch) seit 2 Monaten, kein Schlucken seit jeher. Wie weiter vorgehen?

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Beikost(versuch) seit 2 Monaten, kein Schlucken seit jeher. Wie weiter vorgehen?

grossalexander88

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Entschuldigung im Voraus für den längeren Text. Bei unserem ersten Kind haben wir mit der Beikost ab dem 6. Monat eingeführt. Es war nicht so einfach und da wir es damals leider nicht besser wussten, wie man es richtig macht, haben wir mit Handy oder TV den Brei gegeben. Dass das absolut falsch war, wissen wir heute und so möchten wirdas bei unserem 2. Kind natürlich vermeiden. Auf Anraten des Kinderartztes (zur Reduzierung des Allergienrisikos) haben wir bereits ab dem 5. Monat mit dem ersten Brei angefangen. Leider erwies sich das als ebenso entmutigend wie beim ersten Kind: Hauptproblem: Sie schluckt das Essen nicht runter. Sie scheint Interesse zu zeigen (greift nach dem Essen in unserer Hand/auf unserem Löffel), wird ungeduldig wenn wir essen, produziert Spucke und hat Spaß daran, mit einem großen Stück härteten Brotes z.B. zu spielen. Als Brei haben wir sämtliches getestet: Möhre, Pastinake, Gemüse, Fisch, Fleisch, selbstgekocht, gekaufte Gläschen. Sie ist nun 7 Monate alt, wird noch voll gestillt, und hat in den 2 letzten Monaten maximal 1/2 Löffel heruntergeschluckt (insgesamt). Ich lege vorher und nachher Stillpausen ein. Sie spielt nur mit dem Löffel und dem, was drauf ist, sie nimmt den Löffel selber in die Hand und steckt ihn sich in den Mund. Schlucken tut sie aber nichts. Bei gekochten Möhrensticks haben wir zu große Angst vorm Verschlucken. Was wir wissen: • Prinzipiell ist sie fähig zu schlucken • Der Geschmack ist auch nicht das Problem (sie verzieht nicht das Gesicht o.ä.) • Es ist auch nicht so, dass sie zu wenig oder zu viel Hunger hat. Wir haben verschiedene Stillpausen getestet und versucht, noch vor dem Quengeln (als Anzeichen von großem Hunger) den Brei zu geben • Wir geben bisher 1 Brei / Tag. Mehr ist von meiner Seite psychisch nicht drin (wenn ich sehe, dass nichts im Magen ankommt) Meine Fragen sind nun: • Sollen wir täglich weiter füttern, auch wenn sie nichts herunterschuckt? Solange, bis sie irgenwann isst? Hat das einen Nutzen? • Oder sollen wir einige Tage / Wochen ganz mit Beikost aufhören? • Schaden wir damit der Gesundheit des Kindes? • Sollen wir neues Essen einführen, auch wenn sie das erste gar nicht isst? • Wie kann man vorgehen? • Hat es einen negativen Effekt, wenn wir für einige Zeit mit der Beikost aufhören und es in ein paar Wochen erneut versuchen?


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo grossalexander88 mein Rat an dich ist: bringe ganz viel Struktur in euren Essalltag. Regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten bei Tisch helfen deinem Baby dabei essen zu lernen. Biete Brei oder Fingerfood immer nur an einem festen Sitzplatz, zur gleichen Uhrzeit an. Ändere ggf die Stillzeiten, so dass zwischen der letzten Stillmahlzeit und der Breizeit genügend Zeit bleibt, um Hunger zu entwickeln. Das gibt deinem Baby langfristig die Möglichkeit sich an Brei zu gewöhnen. Zusätzlich kannst du mit Fingerfood weiter machen. Statt Brei zu füttern, könntest du deinem Baby die Gelegenheit geben die Beikost selbständig zu erkunden. Mit Brotstückchen klappt das, wie du schreibst, doch auch schon ganz prima. Tausche Brotstückchen gegen besser geeignete, weiche, gefahrenfrei essbare Gemüse - Kartoffel-Obststückchen und andere salzfreie babygeeignete Speisen. Nach Beendigung der Mahlzeit wird zwar ebenso wenig im Magen gelandet sein, aber du hast weniger Frust. Essen ist bei dieser Methode am Anfang "nur" ein stetiges Lernen und Erfahren neuer Geschmacks- und Konsistenzeindrücke. Die Menge kann groß oder klein sein und hat anfangs meist noch keinen Einfluss auf die Stillfrequenz. Manche Babys essen einen Happen, spielen vielmehr nur mit dem Essen. Manche Babys essen durchaus und sind nach der Mahlzeit satt und eine Weile zufrieden. Als Mutter hast du bei diesem Konzept keinen Einfluss auf die Kalorienmenge, die dein Baby essen wird. BLW ist eine sanfte Methode, die viel Raum für Individualität lässt. Für dich als Mama ist BLW eher passiv und eher ein Zusehen, bspw dabei wie sich dein Baby mit der Nahrung auseinander setzt. BLW kann auch zusätzlich zu Brei-Beikost angeboten werden. Das sog. " baby-led-weaning" ist eine Methode, die die Beikosteinführung bei nach Bedarf gestillten Babys sanft und langsam einleitet. Der Sinn ist das Fördern der Selbständigkeit. Es entsteht eine Eigendynamik, die im individuellen Prozess für den Verlauf oft nicht vorhersehbar ist. BLW ermöglicht dem Baby einen eher spielerischen Zugang zu (fester) Nahrung. Es ermöglicht eine ganzheitliche Vorgehensweise durch Berühren und Betasten der Lebensmittel. Dies geschieht mit den Händen und dem Mund. Babys können bei dieser Art der Beikost in ihrem Tempo lernen und die Menge der Beikost komplett frei bestimmen. Es gibt keine Angaben über idealerweise zuzuführende Mengen, sondern vielmehr konkrete Empfehlungen zur Beschaffenheit und/oder Zubereitungsweisen der angebotenen Lebensmittel. s.o. Dein Baby bestimmt sozusagen selbst, was und wie viel es essen möchte. Das angebotene Essen sollte ganz einfach sein, leicht zu kauen und zu schlucken sein. Gefahrenfrei. BLW geeignete Lebensmittel sind weich und salzfrei. BLW-geeignete Speisen sind Basics: Gekochte Gemüsesticks, gekochte Kartoffel, ggf weiches (rohes) Obst, einfach Fleisch,.... Schneide aus rohen Gemüsesorten (bspw Möhre, Pastinake, Kohlrabi, Zucchini, Kürbis, Süßkartoffel, Kartoffeln, auch: Brokkoliröschen, Blumenkohlröschen) oder Obstsorten wie Apfel, Birne fingerdicke ca 8-10cm lange Stücke. Gare sie (dampfgaren oder in wenig Wasser dünsten) ohne Zusätze in einem Topf mit etwas Wasser einfach sehr weich. Fertig ist das Fingerfood. Als Stäbchen/Stick lässt sich das weiche Gemüse (Kartoffel oder Obst) gut mit der Faust umschliessen und festhalten. Die Kleinsten lutschen das Stückchen vorsichtig ab und erspüren und erschmecken das "Ding". Bei der Beikost (bei nach Bedarf gestillten Babys) geht es nicht nur darum Brei zu geben, um Nährstoffe und Kalorien zuzuführen, sondern es geht auch darum, neue Geschmackseindrücke, neue Esstechniken, Rituale, Konsistenzen und Nahrung i.A. kennen zu lernen, damit sich der Organismus langsam umstellen und umgewöhnen kann. Es geht bei nach Bedarf gestillten Babys auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln, das Loslassen von Mama etc. Ziel ist es, deinem Baby zusätzlich zum Stillen neue Esseindrücke zu geben. Das angebotene Essen sollte ganz einfach sein: Brei oder je nach dem vielleicht auch schon mit Stückchen- weich gegart und salzfrei! Wenn ein Baby selbständig im Hochstuhl sitzen kann, sind die motorischen Fähigkeiten normalerweise parallel dazu so weit gut ausgebildet, dass das Greifen und Schlucken mit BLW geeigneten Speisen ganz gut funktioniert. Also dann Grüße Birgit Neumann


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