Mitglied inaktiv
Hallo, ich erwarte mein viertes Kind und komme morgen in die 32. Schwangerschaftswoche...mein Baby liegt immer noch in Beckenendlage. Was mir Sorgen macht, ist, dass ich in allen Schwangerschaften ein Oligohydramnion hatte (jetzt auch wieder)- es ist einfach nur noch wenig Platz für die Drehung. Meine Hebamme rät im Fall der Fälle zu einer vaginalen Entbindung aus BEL...mein Krankenhaus macht das seit Jahrzehnten so und hat ein erfahrenes Team. Vor einem Kaiserschnitt habe ich unheimlich Angst, deshalb würde ich es auch lieber erstmal auf normalem Wege probieren... Meine beste Freundin findet es unmöglich, dass ich überhaupt darüber nachdenke...ihrer Meinung nach ist die Gefahr eines Sauerstoffmangels während der Geburt viel zu groß. Was meinen Sie? Wie groß ist das Risiko fürs Baby wirklich? Ich kann schon nicht mehr ruhig schlafen vor Sorge. Äußere Wendung geht wohl nicht wegen Oligohydramnion und Vorderwandplazenta...wie könnte ich die Drehung sonst noch unterstützen? Kann ich selbst Moxen, oder kann das nur die Hebamme? Vielen Dank für Ihren Rat! Ganz liebe Grüße Maja
Liebe Maja, ich zitiere aus meiner Semesterarbeit. Zitatanfang: „Die sicherste und einfachste Art, das fetale geburtsmechanische Risiko bei Beckenendlagen zu vermeiden, ist die systematische Schnittentbindung“ Kubli 1975 Die Überzeugung Kublis und die technische Aufrüstung der Kreißsäle durch fetales und maternales Monitoring führte dazu, dass in Deutschland den vermeintlichen fetalen Risiken bei einer vaginalen Entbindung mit einer Sectio begegnet wurde. Kubli hat seine Aussage in späteren Jahren relativiert, aber das hat niemanden interessiert. Viele Geburtsmediziner konnten sich zu Beginn der 80er Jahre noch kein Bild von der Größe und Lage des Feten machen, da sie schlecht oder gar nicht in der Ultraschalltechnik ausgebildet waren. So erklärt sich, dass 1984 im Bericht der Standardkommision Beckenendlage (Berg et al 1984), der unter anderem auch Kubli angehörte, die Indikationen für eine Sectio weit gefasst wurden. Die Technik des Kaiserschnittes hatten alle angehenden Frauenärzte anlässlich einer Weiterbildung erlernt. Rauskolb (2005) analysierte die Daten der niedersächsischen Perinatalstatistik und kommt zu dem Ergebnis, dass die Rate bei Erstgebärenden bei fast 100% und bei Mehrgebärenden zwischen 84 und 90% liegt. Da für das gesamte Land kongruente Zahlen angenommen werden können, bedeutet dies, dass die aktuelle Kaiserschnittrate in Deutschland bei Beckenendlage bei 90% liegt. Diese Zahlen betreffen nicht nur Deutschland, sondern sind weltweit zu finden. (Alexandersson 2005) An dieser Entwicklung war eine im Jahr 2000 veröffentlichte, prospektiv randomisierte Studie von Hannah et al maßgeblich beteiligt. Der so genannte „Term Breech Trial“ untersuchte 2088 Geburten aus Beckenendlage. Hannah et al kamen zu dem Schluss, dass kindliche Mortalität und schwere Morbidität bei Beckenendlage bei einem geplanten Kaiserschnitt signifikant geringer waren als bei geplanter vaginaler Geburt. 5% der vaginal geborenen Kinder starben oder waren ernsthaft geschädigt, aber nur 1,6% der Kaiserschnitt-Kinder. Aus diesen Zahlen wurde geschlossen, dass die vaginale Entbindung bei Beckenendlagen ein höheres Risiko für die Kinder beinhaltete als die Sectio. Nach Veröffentlichung des „Term breech Trial“ (TBT) änderte sich weltweit der Geburtsmodus für Beckenendlagen und die Sectio-Raten stiegen überproportional an (Krause & Feige 2002; Alexandersson 2005) Mittlerweile gibt es deutliche Zweifel an der Gültigkeit der Ergebnisse des TBT. Der Studie von Hannah et al. werden erhebliche methodische Schwächen nachgewiesen in Bezug auf die Vergleichbarkeit der Krankenhäuser und der Erfahrung der geburtshilflichen Teams. Bei aktuellen Re-Analysen lösten sich die Unterschiede hinsichtlich Morbidität (Erkrankungen) und Mortalität (Sterblichkeit) der Neugeborenen auf. (Glezerman, 2006; Dirschlmayer 2006; Alarab 2004; Keirse 2002). Nichtsdestotrotz gilt das Ergebnis der Studie jetzt als Evidenz für die Überlegenheit des Kaiserschnittes bei Beckenendlage. Die Rechtsprechung weißt umgekehrt aber kaum Fälle auf, bei der die Sectio als ein für die Mutter gefährliches Verfahren bestraft wird (...) . Die vaginale Geburt bei einer BEL wird dagegen als Vorgehen mit hohen kindlichen Risiko gesehen. (..........) In Deutschland wurde 1994 eine Weiterbildungsordnung für Ärzte verabschiedet, die das Fach Geburtshilfe in drei Spezialgebiete ( spezielle operative Gynäkologie - Endokrinologie und Reproduktionsmedizin- spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin) aufteilte (Weiss 1994). Dies hat zur Folge, dass sich zwei Drittel der Mediziner gedanklich nicht mehr mit der vaginalen Entbindung bei BEL auseinandersetzen. Diese Ärzte betreiben heute Schwangerenvorsorge und beraten Frauen über ein Thema, von dem sie eigentlich keine oder nur wenig Fachkenntnisse besitzen (Rockel-Loenhoff 2005). Die Folge davon ist, dass sich nach entsprechender Aufklärung, immer mehr Frauen für eine Sectio als Geburtsalternative entscheiden. " Zitatende So - und nun? Die primäre Sectio sicherer als die normale Geburt? Die Kinder nach Kaiserschnitt aber schlechter drauf als nach vaginaler Geburt? Und die Frauen? Nach einer der größten Bauchoperationen auch ein stückweit um die Möglichkeit gebracht, das zu tun, was Ihre Bestimmung und ihr Wunsch ist - nämlich zu gebären. Das hört sich pathetisch an - aber wir betreuen oft genug Frauen, die nach einem Kaiserschnitt psychische Probleme haben. Denen einfach etwas fehlt. Und ein Kaiserschnitt ist auch nicht ohne: Wundheilungsstörungen, Thrombosegefahr, die Verletzung der Blase usw. Und das Folgerisiko für weitere Entbindungen, denn die Gebärmutter ist mit einer Narbe versehen! Der "Trick" bei alledem ist doch: was will die Frau und was kann ich ihr anbieten? Eine Frau mit einem 5000g Kind im Bauch wird eine Sectio bekommen - da das Kind zu groß ist. Kein Thema. Die Frau, die Angst vor einer spontanen Entbindung hat, wird ebenfalls ihre Sectio bekommen. Auch kein Thema. Aber nicht jede Frau will einen Kaiserschnitt und dann ist die normale Geburt dran. Dafür müssen ein paar Voraussetzungen gegeben sein: ein erfahrener Arzt und eine erfahrene Hebamme sollten vor Ort sein und ein OP-Team in Rufbereitschaft. Und dann ist auch eine BEL-Entbindung eine sichere Alternative! Fakt ist: Der Kaiserschnitt ist eine der größten Bauchoperationen die wir haben. Die Frau wird bis in die Mitte aufgeschnitten - eine Schicht tiefer und man ist schon wieder auf dem Weg nach draußen! Die Risiken für die Frau sind: Narkoserisiko (Embolie, Kreislauf etc.) Verletzungsrisiko (Blase, Blutgefäße) Wundheilungsstörungen (Entzündung der Naht bis hin zur Sepsis) Spätere Verwachsungen (kleinste Narben im Gewebe - machen unter Umständen massiv Probleme) Verschleppung von Schleimhautgewebe in das umliegende Binde- und Muskelgewebe = Endometriose Die Gebärmutter hat eine Narbe, d.h. festes Bindegewebe. Dieses ist nicht mehr so dehnbar. Gefahr der Uterusruptur (aber nur 2%- also zu vernachlässigen). Dazu paßt aber wiederum die Sudie, die SilkeB zitiert. Das Risiko für die Frau ist somit um das 4-10fache gegebüber der vaginalen Geburt erhöht. Fakt ist auch, dass Kaiserschnittkinder oft massive Anpassungsstörungen (Wärmeregulierung, Atmung etc.) haben, da sie ohne Vorwahrnung aus ihrer Umgebung gerissen werden. Nicht umsonst ist es wünschenswert, dass Frau vor dem Eingriff Wehen hat! Über die Entwicklung von Wunschkaiserschnittkindern gibt es noch keine Langzeit-Studien, da die Kaiserschnittraten erst in den letzten Jahren so rapide gestiegen sind! Und Studien über Bindung, etc. über Jahrzehnte laufen. Auch eine vaginale Entbindung hat Ihre Risiken - natürlich! Der Trick ist es, diese Risiken durch eine gute Betreuung rechtzeitig zu erkennen und durch geeignete Maßnahmen abzuwenden. Für den Notfall ist das z.B. der Kaiserschnitt! Und bei Ihnen? Alles spricht für die Spontanentbindung: Sie wollen die Spontanentbindung, ein erfahrenes Team ist vor Ort und drei KInder haben das Becken problemlos passiert! Das vierte nimmt denselben Weg, nur mit dem Po voran! Liebe Grüße Martina Höfel
Mitglied inaktiv
Du solltest Dich tatsächlich nach dem Rat der Fachleute richten, die Dir offenbar vernünftigerweise zu einer spontanen Entbindung raten, und nicht den laienhaften Vorstellungen Deiner Bekannten, die offenbar mal "irgendwas gehört hat" - mehr nicht. Nach drei Spontangeburten grenzt es fast an Körperverletzung, wenn man beim 4. nur wegen BEL einen Kaiserschnitt machen würde! Warte einfach in Ruhe ab, Dein Kind wird genauso rausschlüpfen wie seine Geschwister - egal mit welchem Körperteil zuerst - Alles Gute ;-)
Mitglied inaktiv
Hallo Maja, mein 4. Kind heißt übrigens auch Maja und wurde am 2.3.09 spontan aus BEL geboren. Ich kann Andrea nur zu stimmen, ein Kaiserschnitt grenzt hier an Körperverletzung (hab ich übrigens bei der Nachsorge zu meiner Frauenärztin auch gesagt). Ich kopiere dir mal meinen Geburtsbericht rein. An deiner Stelle würde ich nichts machen, moxen sollte eigentlich nur eine Hebamme machen. Mein erstes Kind war übrigens auch eine spontane BEL-Geburt und ihr ging es auch super. So hier mein Geburtsbericht: Beim gemütlichen Internetsurfen so gegen 22:00 uhr trat mein Töchterchen einmal kräftig nach unten und die Fruchtblase war hin. Da war es praktisch, dass ich schon mal auf dem Sofa lag, da sie sich ja nach wie vor in BEL befand. Die großen Geschwister waren zum Glück gerade eingeschlafen. So haben wir schnell Hebamme und meine Eltern verständigt (mein Vater hat gleich mal seinen Führerschein riskiert- er kam vom Stammtisch). Meine Hebamme kam und meinte besser liegend Transport - also kam ich in den "Genuss" meiner ersten Fahrt im Rettungswagen. Zumindest bewirkt das Geholper, dass die Wehen einsetzten! Gegen Mitternacht kamen wir im Diako an trafen auf eine sehr entspannte Kreissaalärztin, die nicht mal versuchte mir die PDA anzudrehen. Nach kurzer Zeit war der Po dann soweit unten, dass ich wieder aufstehen durfte, was meinem Rücken sehr gut bekam. Nach ein paar Runden im Treppenhaus und einem Bad war der Mumu schnell offen. Die hinzukommende Oberärztin war super, sie ließ meine Hebamme und mich machen. Wie von uns gewünscht in aufrechter Position (Kniestand) rutschte Maja relativ flott raus. Sie hatte super Apgar-Werte (10;10;10), schaute mit großen Augen um sich und auch der Nabelschnur-pH-Wert (7,34) war der beste von meinen 4 Kindern. Ich bekam keinen Dammschnitt und bin auch nicht gerissen (heißen Kaffeekompressen sei Dank). Nach 2 h sind wir wieder nach Hause gefahren und die drei Großen konnten noch vor dem Kiga ihre Schwester begrüßen. Ich wünsche dir alles Gute und wenn du noch was wissen willst, helfe ich dir gerne. LG von Kathrin (der beim 5.Kind :-) die Lage völlig egal wäre, aber es bleibt bei 4 , auch wenn es schwer fällt)
Ähnliche Fragen
Hallo Frau Höfel, Ich bin in der 38+4 SSW und mein Baby liegt in der BEL, das ist meine erste Geburt. Mir wurde von der Klinik empfohlen ein Kaiserschnitt zu machen, aber diesen möchte ich entgehen. KU 33cm und AU 30cm und mein baby ist um die 47cm groß und wiegt 2.500kg. Ich bin eine recht schlanke und sportliche Frau 1.60m groß und wiege jetzt ...
Hallo liebe Frau Höfel, ich habe eine etwas besondere Frage. Meine zweieiige Zwillinge lagen bei den letzten Ultraschallen und auch beim heutigen Termin in BEL und SL. Wahrscheinlich drehen sie sich zwischendurch. Aber was im Ultraschall bereits mehreren Ärzten aufgefallen ist und alle lustig finden, ist, dass das Baby, das in SL liegt, seine Schw ...
Hallo Frau Höfel, mein erstes Kind hat sich in der 34. SSW noch in BEL gedreht. Mein "aktuelles" Baby (25. SSW) befindet sich momentan auch in BEL. Gibt es Frauen deren Anatomie einfach auf BEL ausgelegt ist? Ich weiß, dass die Kinder noch viel Zeit und Platz haben zum jetzigen Zeitpunkt. Ich frage mich aber ob es an mir liegt bzw meinen ...
Hallo, ich habe eine Frage zum Thema Springen der Fruchtblase und Beckenendlage. Wie muss man sich verhalten falls die Blase springt? Man liest immer wieder dass man sich sofort hinlegen soll und den Krankenwagen rufen?! Wie dringend muss man darauf hin ins Krankenhaus? Kann man abwarten bis der Mann zuhause ist? (Ca 1,5 Stunden) und dann selbst ...
Hallo, ich bin in der 33. Woche und unser Spatz hat sich in Woche 31. Von Steisslage in BEL gedreht. Was kann ich tun bzw. was empfehlen Sie Ihren Mamas? Und ab wann kann man das Baby professionell drehen lassen? Meine Ärztin will bis nächste Woche abwarten aber da bin ich ja erst in Woche 34. Mein erstes Kind hab ich mit BEL geboren. Lieben D ...
Liebe Frau Höfel, ich hoffe Sie hatten ein schönes Weihnachtsfest! Wie hoch sind die Chancen dass sich das Baby noch dreht SSW 35+5? Ich habe kürzlich Regale geputzt und viele Flaschen ein und ausgeräumt - kann ich dadurch dem Baby geschadet haben durch das viele Bücken? Ich hatte danach einen recht harten Bauch und ein komisches Gefü ...
Hallo, ich bekomme mein fünftes Kind und hatte bisher vier tolle Entbindungen ohne Komplikationen. Mein letztes Kind wog bei ET+5 4020 Gramm. Die Austreibungsphasen meiner drei zuletzt geborenen Kindern waren ziemlich kurz, auch weil der Kopf so stark nach unten drücke. Auch jetzt wünsche ich mir sehr eine spontane und schöne, mögliche interve ...
Liebe Frau Bodman, nachdem mein Baby und ich in dieser Schwangerschaft eigentlich schon "viel größeren" Problemen begegnen mussten (Blutungen bis 17 SSW, Hämatom, verkürzter Gebärmutterhals seit 22 SSW und Plazenta Praevia bis zur 21 SSW), mache ich mir nun schon um die nächste "Baustelle" Gedanken. Und zwar saß unser kleiner Schatz bei den w ...
Guten Morgen, mich bin in der 29 SSW und mein Baby liegt immer noch in BEL. Mein Frauenarzt sagt es ist noch Zeit, mich allerdings beunruhigt das. Bis zur welcher SSW sollte das Baby spätestens mit dem Kopf nach unten liegen ? Liebe Grüße Francesca
Liebe Frau Bodmann, ich bin in der 22. SSW mit dem dritten Kind. Die anderen zwei kamen jeweils etwas zu früh aber spontan zur Welt. Beim zweiten Screening lag Nummer 3 in BEL. Ich weiß, dass er sich noch zig mal drehen kann. Allerdings möchte ich unbedingt wieder spontan entbinden. Wäre für den Fall der Fälle eine äußere Wendung möglich, ob ...