zwicken in der kinderkrippe, sorge um generelle psychische entwicklung

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: zwicken in der kinderkrippe, sorge um generelle psychische entwicklung

Hallo! Ich mache mir große Sorgen. Mein Sohn ist zwei Jahre und 4 Monate alt und eigentlich ein sehr fürsorgliches und liebevolles Kind. Er kuschelt gerne, ist ungewöhnlich höflich und hilfsbereit und macht sich auch große Sorgen, wenn sich mal jemand von uns weh tut, oder er ein Baby weinen hört. Er ist mittlerweile seit 6 Monten in einer Kinderkrippe. Die Eingewöhnung lief außergewöhnlich gut, er hat so gut wie nie geweint, war es aber auch vom 5. Lebensmonat an gewöhnt, öfters bei seinen Großeltern (allen vieren abwechselnd) zu sein, da ich seither wieder arbeite (tgl.7 bis 15 Uhr) und mein Mann der bis zum zweiten Geburtstag in Karenz war, auch oft tageweise weg war, um zu arbeiten. Anfangs war er in der Krippe sehr schüchtern, freute sich aber recht bald schon auf den täglichen Krippenbesuch. Da er im April mit der Krippe anfing, war er der Jüngste und wurde öfters mal von älteren Kindern geschubbst, hat sich aber nie gewährt. Nun gehört er selbst zu den Älteren und schubbst und zwickt offenbar kleinere Kinder. Er hat mir selbst davon erzählt und ich hab mich dann bei der Krippenpädagogin erkundigt und sie hat das bestätigt. Sie hat zwar gemeint, dass viele Kinder in diesem Alter so reagieren würden, aber ich mach mir dennoch Sorgen. Ich kenne die Zwickerei von meinem Sohn vor allem wenn er müde ist und typischerweise macht er es nicht aus Wut, sondern oft wirkt es so als würde er dadurch Spannung abbauen, spannt dabei auch seinen ganzen Körper und sein Gesicht an. Er wurde bereits neurologisch abgeklärt, weil er immer wieder Affektkrämpfe hat, dbzgl. ist alles in Ordnung. Als ich mit meinem Sohn aufgrund der Vorfälle gesprochen habe und ihm erklären wollte, dass er niemandem weh tun darf, hat er nur abgelenkt und gelacht. Als ich ihn gefragt habe, warum er lacht, meinte er nur, der Papa lache auch immer. Mein Mann hat ein leichtes Asperger-Syndrom und besonders in Streitsituationen reagiert er oft nicht oder mit Lachen, weshab ich dann oft noch wütender werde (Kann da leider nicht aus meiner Haut raus, weil ich mich unverstanden fühle). Diese Situationen hat leider auch unser Sohn schon gelegentlich mitbekommen, obwohl wir uns natürlich bemühen, uns vor ihm zusammenzureißen. Leider stehen wir beide sehr unter Stress (Arbeit, Hausumbau, Kind). Ich denke, ich habe meinen Sohn mit den mehrfachen Versuchen darüber zu sprechen auch überfordert, aber es beschäftigt mich sehr. Leider ist mein Mann seit August (Karenzende) beruflich viel unterwegs und nur wochenends da, weshalb ich nun damit ziemlich alleine dastehe. Unser Sohn hat zur Zeit auch extrem viele Ängste, kann nur sehr schlecht einschlafen, benötigt oft bis zu 1,5 h und bekommt Trotzanfälle in den absurdesten Sitautionen, etwa weil ich einen Rock anziehe, der ihm nicht gefällt. Mein Mann meint, wir seien nicht streng genug, ich setze aber sehr wohl Grenzen, in manchen Dingen gebe ich aber auch nach. Mein Mann ist selbst sehr streng und wenig liebevoll erzogen worden (wurde unter die Dusche gestellt, als er mal einen Wutanfall hatte, usw., den Erzählungen der Schwiedgermutter und meiner Einschätzung nach reagierte er daraufhin extrem überangepasst, bis heute. Ich habe aber den Eindruck, dass er sehr liebevoll mit unserem Sohn umgeht, aber schon sehr viel strenger ist als ich. Meiner Schwiegermutter gegenüber reagiert mein Sohn auch sehr "wohl erzogen", sie akzeptiert Trotzen überhaupt nicht. Dennoch hat mein Sohn sie sehr gerne, aber wenn er dann bei mir ist muss er voll aufdrehen, weil er bei ihr nicht darf. Ich weiß mein Text ist sehr lang, weiß aber nicht wie ich sonst unsere Situation beschreiben soll. Ich mache mir große Sorgen, weiß nicht wie ich mit der Zwickerei nun umgehen soll und habe Angst alles falsch zu machen. Befürchte auch, dass das fehlende Einfühlungsvermögen meines Mannes doch auf ihn abfärben könnte, obwohl ich bisher den Eidruck hatte, dass er sogar sehr einfühlsam ist. Befürchte auch dass ihn die Familie meines Mannes mit ihrer strengen Art überfordert, ebenso wie die Krippensituation an sich, obwohl er sich immer sehr daruaf freut. Da schon immer sehr viel älter wirkt, als er ist, passiert es auch leicht dass man ihn überschätzt. Ich bin wirlich sehr verunsichert, was kann ich tun? Danke für die Antwort! LG Pluto

von pluto am 04.11.2019, 23:05



Antwort auf: zwicken in der kinderkrippe, sorge um generelle psychische entwicklung

Liebe Pluto, der ausführlichen und richtigen Antwort meiner Vorrednerin kann ich nichts Neues mehr hinzufügen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 06.11.2019



Antwort auf: zwicken in der kinderkrippe, sorge um generelle psychische entwicklung

Ich glaube, du überträgst viel zu viele Dinge aus familiären Hintergründen aus das Verhalten eures Kindes. Wie zB Vater wenig einfühlsam, weil selber streng erzogen - obwohl du auch sagst, das der Papa sehr liebevoll wäre. Ich glaube, du machst dir zu viele Gedanken um Dinge, die in der kindlichen Entwicklung ganz normal sind. Ich versuche mal, auf die einzelnen Punkte einzugehen. 1. Kneifen in der Krippe: Wie die Erzieherinnen schon sagten - das kommt in diesem Alter vor. DasSprachvermögen ist gut, aber noch nicht so gut, das man alles mitteilen kann, wie man es gerne hätte. Und selbst wenn, macht das andere Kind einfach nicht, was ich will ;-) Und weil einem 2,5-jährigen noch die Fähigkeiten fehlen, sich anders durchzusetzen, wird eben körperlich vorgegangen. Ganz normal. Und jetzt ist dann eben die Gelegenheit, eurem Sohn die bessern Optionen aufzuzeigen. Mit Worten die Herausgabe des Spielzeuges einzufordern. "Nein" zu sagen, wenn man geärgert wird und sich imZweifel an einen Erwachsenen wenden. Wegzugehen, wenn der andere nicht mit ärgern aufhört etc. Und von deiner Seite aus auch natürlich klar sagen "das tut mir weh, ich möchte es nicht" und sich zB ein Stück entfernen/weg setzen. 2. Lachen in unpassenden Situationen: Das ist nicht nur typisch für Kleinkinder, sondern oft auch bei Erwachsenen (auch ganz ohne Asperger) - aus Unsicherheit. Euer Sohn weiß, das es nicht ok war und fühlt sich ertappt. Er weiß noch nicht, wie er darauf angemessen reagieren könnte/sollte. Er wird aus Unsicherheit lachen. Und das würde er auch, wenn sein Papa das nicht "vormachen" würde. Es ist eine normale kindliche Reaktion aus Unsicherheit und/oder schlechtem Gewissen. Und wie gesagt: ich kenne genügend Erwachsene, die ganz ohne irgendwelche psychologischen Probleme/Schwächen lachen, wenn sie unsicher sind. 3. Ängste: Normal in diesem Alter. Die Kids bekommen immer mehr mit - verstehen aber noch nicht alles wirklich rational. Und so können abends im Dunkeln die Schatten, die vorher nie auffielen, plötzlich erschreckend sein. Weil er noch nicht versteht, warum diese da sind. Oder Geräusche, die jetzt wahrgenommen werden und nicht eindeutig eingeordnet werden können. Auch diese Phase hat jedes Kind. Und sie kommt im Schulalter oft noch mal :-) 4. Ausraster/Wut Auch eine normale Phase. Er kann jetzt schon ganz viel selbst und am liebsten möchte er auch alles selbst entscheiden/bestimmen. Auch das, was andere tun sollen. Jetzt kommt die Zeit, in denen die Kids lernen müssen, dass andere Menschen auch Grenzen haben und eigene Wünsche. Er darf gerne den anderen Rock schöner finden - aber du trägst halt heute lieber diesen. Das musst DU jetzt aushalten, das ER das ganz anders sieht ;-) Einfach freundlich, aber bestimmt dabei bleiben, dass du zB seinen Lieblingsrock gerne morgen anziehen kannst, jetzt aber nicht. Diese Phase dauert noch ein bisschen und manche Kids sind da eben auch echte Wutbolzen, während andere eher leicheterzu "zähmen" sind :-) Das ist auch Charaktersache - nicht zwingend inkonsequente Erziehung. 5. Großeltern: Das euer Sohn nach einem Besuch erst recht aufdreht heißt nicht, das es an der Strenge der GE´s liegt. Es geht nämlich auch genau anders herum: weil man bei den GE´s alles darf, wird dann zu Hause getrotzt und gewütet, was das Zeug hält. das ist sogar der weitaus häufigere Klagepunkt aller Eltern :-) Familienmitglieder dürfen sehr wohl unterschiedlich handeln. Dinge erlauben oder nicht erlauben, strenger oder weniger streng sein etc - das schadet erst mal nicht. Im Gegenteil - Kinder sollen ruhig erfahren, dass menschen eben unterschiedlich reagieren. Er scheint ja gerne hinzugehen - das Problem ist also dein ungutes Gefühl oder die Dinge, die du aus der Kindheit deines Mannes kennst. Mein Mann zB ist viel eher in der Lage, noch einen Scherz zu machen wenn ich schon wegen der Trödelei unseres Kindes fast auf 180 bin - und trotzdem klappt das. Kind weiß, das wir beide Stärken und Schwächen haben und niemand perfekt ist. Und eben auch nicht zu 100% gleich reagieren. Also ganz normale Menschen sind. So, insgesamt würde ich sagen: du hast ein ganz normales Kind und solltest versuchen, deine Ängste bezgl. Familienvorgeschichten etc nicht auf ihn zu übertragen.

von cube am 05.11.2019, 09:56



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