Wie umgehen mit extremer Anhänglichkeit?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie umgehen mit extremer Anhänglichkeit?

Guten Tag, meine Tochter ist 19 Monate alt und geht seit September in die Krippe. Sie hat ein gutes Verhältnis zu ihrer Bezugserzieherin aufgebaut und es lief alles sehr gut. Nun ist sie seit einiger Zeit sehr anhänglich, möchte von der Erzieherin immer überallhin mitgenommen werden, schreit wenn diese auch nur kurz von ihrer Seite weicht und lässt sich von den anderen Erzieherinnen nicht beruhigen, obwohl sie diese ja auch schon lange kennt. Dieses Verhalten ist mir nicht unbekannt denn sie war lange Zeit stark auf mich bezogen und interessiert sich erst seit einigen Wochen mehr für ihren Papa. Wenn die beiden allein sind ist es aber ok. Die Oma ist schon seit etwas längerer Zeit eine enge Bezugsperson zu der sie gern geht, obwohl sie sie nicht oft sieht. Insgesamt hat sie es aber am liebsten wenn sie auf dem Schoß oder dem Arm sein kann. Man muss dazu sagen dass viele Entwicklunsschritte in Richtung Autonomie bei ihr sehr lange gedauert haben - so hat sie erst mit 11 Monaten Beikost akzeptiert, ist erst mit 13 Monaten gekrabbelt und beginnt jetzt erst zu laufen (an beiden Händen). Sie wird auch noch gestillt und isst noch nicht soooo viel anderes Essen (in Abhängigkeit von der Tagesform mal mehr, mal weniger). Wir haben sie weitgehend gewähren lassen, sie überall hin mitgenommen und sie z.B. nicht gezwungen, allein im Raum zu bleiben oder beim Papa auf den Arm zu gehen wenn sie das nicht wollte. Es war auch schon viel besser geworden und ich vermute, dass dieser "Rückfall" auch seine Gründe hat (Laufenlernen, Zahnen oder was auch immer). Nun wurde mir in der Krippe signalisiert dass die extreme Anhänglichkeit ein Problem ist, was ich durchaus verstehe, denn die Erzieherinnen müssen sich ja auch um andere Kinder kümmern. Problematisch scheint mir aber, dass ich nun indirekt dafür verantwortlich gemacht werde, da ich mich von meinem Kind nicht lösen könne. Ich würde ihr auch emotional nicht genug zutrauen. Das wird daran festgemacht dass ich noch stille und mich einmal unzufrieden gezeigt habe, als ich mein Kind beim Abholen schreiend auf dem Boden fand und die Erzieherin irgendwo anders im Raum (Begründung: da die Bezugserzieherin nicht da war hätte sie sich auf dem Arm nicht beruhigt; dann könne sie ja auch alleine auf dem Boden schreien wenn sie sowieso nicht zu beruhigen ist....?!). Sie müsse sich daran gewöhnen und habe ja auch nur 30 Minuten geschrien. Als ich angeboten habe, sie früher abzuholen oder mal ein paar Tage herauszunehmen wurde mir das auch als Überbemutterung ausgelegt. Ich habe nun um ein Gespräch gebeten da ich meine Tochter jetzt nicht mehr mit gutem Gefühl in diese Einrichtung bringe. Im Vorfeld dieses Gesprächs würde ich mich über eine Einschätzung von Ihrer Seite freuen. Ich finde es bedauernswert, dass auch vonseiten des Fachpersonals anscheinend davon ausgegangen wird dass Kinder durch Zuwendung verwöhnt werden. Außerdem versteht sie auch dass ihr Papa oder die Oma Sachen anders handhaben als ich; Gleiches gilt sicherlich auch für die Erzieherinnen. Aber gibt es vielleicht Möglichkeiten, wie ich auf liebevolle Art und Weise die Autonommie meiner Tochter fördern kann? Oder haben Sie eine Idee wie ich bzw. die Krippe am besten mit dem Verhalten meiner Tochter umgehen sollte? Vielen Dank!!

von brujita am 18.04.2016, 12:51



Antwort auf: Wie umgehen mit extremer Anhänglichkeit?

Liebe brujita, Kinder, die bei der Mama sehr anhänglich sind, sind nicht unbedingt in der Fremdbetreuung ebenfalls so anhänglich. Ihre Tochter ist da eher die Ausnahme, was nicht bedeuten soll, dass es nicht in Ordnung wäre. Das Verhalten Ihrer Tochter hat aber nichts damit zu tun, dass Sie noch stillen o.ä. Vermutlich wird die "gewünschte" Autonomie bei Ihrer Tochter kommen, wenn sie erst einmal selbständig läuft. So ist es bei den meisten Kindern, warum nicht auch bei Ihrer Tochter. Die Erzieher und Sie als Familie sollten die Geduld haben und Ihrer Tochter die entsprechende Zeit geben. Beschleunigen können Sie es nicht. Es sollte nicht so sein, dass ein Kind 30 Minuten schreien muss. Es ist schon richtig, dass ein Kind, das sich nicht beruhigen möchte, ununterbrochen auf dem Arm sein muss. Dennoch sollten alle paar Minuten Beruhigungsversuche gestartet und angeboten werden, dass das Kind auf den Arm genommen wird. Die Erzieher selbst sollten immer wieder versuchen, Ihre Tochter von der Bezugserzieherin zu lösen, genau wie bei einer Eingewöhnung. Dass diese Lösung nicht immer nach optimalen Bedingungen ablaufen kann, ist verständlich, denn in der Krippe gibt es noch mehr Kinder, um die sich alle gleichermaßen kümmern müssen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 19.04.2016



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