Wahrheit/Unwahrheit

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Wahrheit/Unwahrheit

Meine Tochter (7) schilderte: Heute hat ein Kind im Kiga absichtlich Pipi auf den Teppich gemacht. Meine Antwort: das kann ich mir aber nicht vorstellen, dass das jemand absichtlich tut. - "Doch, das war Absicht" sagte meine Tochter. Wir haben uns dann darüber unterhalten, was die Reaktion der Erzieherinnen war und dann war das Thema erledigt. Nun wurden wir von der Mama des Kindes angesprochen, warum unsere Tochter der Erzieherin erzählt hätte, dass der "Pipi-Vorfall" absichtlich stattgefunden habe. Das würde nicht stimmen, sondern es sei ein "Unfall" gewesen. Unsere Tochter war bei diesem Gespräch dabei und wurde gezielt von der Mutter gefragt, warum sie das behaupten würde. Das Kind fing zu weinen an und sagte, sie selbst habe das nicht behauptet, sondern das dritte Kind, das mit dabei gewesen sei. Wir haben mit unserer Tochter nochmals alleine über den Vorfall gesprochen - sie bleibt bei der Aussage, dass nicht sie der Erzieherin gesagt habe, dass das Pipi-Machen mit Absicht passiert sei, sondern es sei das dritte Kind gewesen. Wir hatten zuerst gefordert, dass sich unsere Tochter entschuldigen muss, wenn sie das andere Mädchen ungerecht behandelt hat, als sie aber bei ihrer Aussage blieb, sie habe das nicht gesagt, haben wir erklärt, dann müsse sie sich auch nicht entschuldigen. Ich bin ein bisschen unsicher, was das ganze Geschehen betrifft. - Warum fängt meine Tochter zu weinen an, als sie von der Mutter auf diesen Vorfall angesprochen wird - hat sie ein schlechtes Gewissen? Das würde heißen, sie lügt uns an. - Das wiederum kann ich mir nicht vorstellen. - Warum sollte sie das tun? Es hätte sie keine Strafe erwartet – sie hätte sich allerdings entschuldigen müssen und das fällt ihr eigentlich nicht schwer. - Sie ist ein sehr sensibles Kind und weint schnell´- manchmal völlig unerwartet, heute z. B. als wir ihre Lieblingsbettwäsche in die Wäscherei gebracht haben. Sie dachte, ich gebe die Bettwäsche ganz weg. Manchmal weint sie auch plötzlich und völlig aus heiterem Himmel. Wenn ich nach dem Grund frage antwortet sie: „Ich vermisse die Oma so sehr.“ – Ihre Oma ist vor gut einem Jahr gestorben. – Das ist vielleicht ein anderes Thema; zurück zum „Vorfall“: War es richtig, uns in Gegenwart des Kindes anzusprechen oder hätte die Mutter zuerst einmal mit uns alleine reden sollen? – Gut – so konnte sich unsere Tochter sofort selbst verteidigen, wobei ihr das ja nicht so gut gelungen ist, da auch Tränen geflossen sind. Danke für Ihren Rat

Mitglied inaktiv - 25.03.2007, 11:00



Antwort auf: Wahrheit/Unwahrheit

Hallo Ratsuchende Meiner Ansicht nach hätte die Erzieherin mit allen 3 beteiligten Kindern über diesen Vorfall und dessen Ursache sprechen müssen und Niemand sonst. Ihre Tochter hat das Pipi-Machen vermutlich derart in Erstaunen verstetzt, dass sie einfach darüber sprechen mußte und die Erzieherin war nun mal die einzige Bezuigsperson, die zur Verfügung stand. Wurde sie dann zurecht gewiesen, obwohl sie doch nur ihre Beobachtungen geschildert hat -sie ist wahrscheinlich ein sehr ehrliches und aufgeschlossenes Kind- beginnt sie zu weinen, weil sie sich von Niemandem verstanden fühlt. Wie Astrid bin auch ich der Meinung, dass Sie das Geschehen auf sich beruhen lassen sollten, während Sie Ihre Tochter bitten, lieber Ihnen von den Vorkommnissen im Kiga zu berichten, als "anderen Leuten". Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 26.03.2007



Antwort auf: Wahrheit/Unwahrheit

Hallo, vielleicht bewertest Du die ganze Sache etwas über? Wenn man bei einer bestimmten Situation nicht dabei war, lässt sich im Nachheinein ja fast nie mehr zuverlässig rekonstruieren, wer nun genau was zu wem gesagt hat. Auch ohne zu lügen, können Kinder sich da irren. Eine Siebenjährige kann eine Situation noch nicht objektiv korrekt wiedergeben (das könne ja sogar Erwachsene kaum), immer spielen sofort ihre eigenen, subjektiven Gefühle und Deutungen eine Rolle. Und selbst wenn etwas Schwindelei im Spiel wäre, weil ja niemand gern zugibt, dass er sich vielleicht nicht so ganz astrein verhalten hat, wäre das kein Drama. Kinder schildern Situationen sehr gern ein bissel spannender als sie wirklich waren - genau wie Erwachsene übrigens. Und ein Kind, das ABSICHTLICH gepinkelt hat, ist doch ein viel größerer "Knaller" als ein Kind, dem das versehentlich passiert ist, huh? Selbst wenn Deine Kleine hier also etwas geschwindelt haben sollte, steckt natürlich keine böse Absicht dahinter. Und sie hat offenbar auch keineswegs mit den unangenehmen Folgen gerechnet, die so etwas haben kann. Ich würde die Sache auf sich beruhen lassen und für Deine Tochter unter "Lebenserfahrung" verbuchen. Signalisiere ihr, dass Du ihr vertraust und nicht weiter nachbohren wirst. Dass man aber bei solchen, für ein anderes Kind peinlichen Sachen sehr genau aufpassen muss, was man sagt. Weil sich sonst jemand verletzt fühlen kann. Liebe Grüße, Astrid

Mitglied inaktiv - 25.03.2007, 13:18



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