Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Umgang mit Hauen und "Stop" bei einem 21 Monate alten Kind

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Umgang mit Hauen und "Stop" bei einem 21 Monate alten Kind

Flo_84

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Hallo, Ich selbst bin in der 36. Schwangerschaftswoche und meine erste Tochter ist nun 21 Monate alt. Ich stelle in meiner momentanen Situation natürlich fest, dass ich ihr körperlich nicht ganz gerecht werden kann (toben etc.), aber das akzeptiert sie recht gut, da der Papa es ausgleicht. Nun bin ich dennoch von einigen Dingen wirklich angestrengt und nicht sicher, ob ich richtig reagiere... 1. Wir wohnen in einer Großstadt und die kennt Autos; allerdings nimmt sie die Gefahr, die von diesen ausgehen kann, natürlich noch nicht wahr. Das Wort "Stop" nimmt sie z.B. auf dem Spielplatz (wenn sie sich zu weit entfernt) aber eher als Motivation wahr, noch schneller zu laufen. Ich hechte dann mit meinem dicken Bauch hinter ihr her, halte sie fest, gehe zu ihr runter und erkläre ihr, dass sie bei "Stop" stehenbleiben muss (währenddessen läuft in meinem Kopf schon ein Albtraumszenario ab, dass so eine Situation auch gefährlich sein kann, wenn wir gerade an einer Straße sind; und ich demnächst z.B. durch irgendeine Begebenheit mit dem Baby beschäftigt bin, sie sich losreißt,...) Gibt es andere Handlungsmöglichkeiten? Wir "üben" ja an ungefährlichen stellen, aber irgendwie versteht sie es nicht bzw. will es nicht verstehen. 2. Im Moment haben wir die Phase erreicht, in der sie auch mal gern das Gegenteil von dem macht, was wir gerade wollen (z.B. Jacke anziehen- sie läuft lachend weg. Meistens rufe ich dann noch zweimal aus dem Flur und dann kommt sie nach geraumer Zeit auch. Manchmal ist diese "geraume" Zeit aber nicht verfügbar und ich schnappe sie mir dann... Mache ich damit mein Konzept kaputt, dass ich sonst warte, bis sie hört und doch von allein kommt? Kann es sein, dass es dadurch umschlägt und sie sich demnächst deauf verlässt, immer geholt zu werden, wenn sie nicht kommt (das wäre für die natürlich das bequemste). 3. Selten aber dennoch manchmal kommt es vor, dass sie haut. Man merkt ihr sofort an, dass sie weiß, dass das nicht in Ordnung ist und einfach testen will, wie ich reagiere. Bei meinem Mann hat sie es auch schon getan, er hat das Hauen daraufhin ignoriert und sie mit etwas abgelenkt. Seitdem ist es ihm gegenüber nicht mehr vorgekommen. Es widerspricht aber absolut meiner pädagogischen Vorstellung ein Hauen meines Kindes zu ignorieren. Ich halte dann immer ihre Hand fest, sage deutlich "Nein, das tut mir weh!". Meistens versucht sie es dann ganz emsig nochmal und wie widerholen das Prozedere. Als würde es ihr Spaß machen. Ich habe mich dann auch schon mal abgewendet und den Raum verlassen; dann kam sie hinter mir her und stellte sich ganz dicht neben mich und sagte "Mama?". Da kamen mir fast die Tränen, weil ich dachte, mich völlig falsch verhalten zu haben. Oder ist es richtig, in dem Augenblick aus der Situation zu "flüchten" und sie kurz zu ignorieren? Dass sie lernt, dass man nicht hauen darf, ist mir im Hinblick auf das Baby sehr wichtig, da wir uns natürlich auf Eifersuchtsszenen einstellen müssen... Diese sollen aber möglichst ohne hauen ablaufen. Ähnlich ist es beim "Spucken" beim Zähneputzen (auch absolutes Testen "Wie reagiert Mama wohl?"); dies kann ich jedoch mit besserem Gewissen noch ignorieren. Jetzt habe ich sehr viel geschrieben und würde mich freuen, eine (wenn auch kurze) Antwort von Ihnen zu erhalten. Es ist toll, diese Möglichkeit einer objektiven professionellen Meinung zu haben! Danke dafür und beste Grüße!


Sylvia Ubbens

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Liebe Flo_84, 1. Ihre Tochter ist noch zu jung, um die Ernsthaftigkeit von Stop gänzlich zu verstehen. Üben Sie immer wieder mit ihr. Bleibt sie bei Stop nicht stehen muss sie anschließend ein Stück an der Hand laufen. Ist das Baby dann da, sollte Ihre Tochter sich von Anfang an bei Spaziergängen an Straßen am Kinderwagen festhalten. Lässt sie los, achten Sie darauf, dass sie sich gleich wieder festhält. Im Alter Ihrer Tochter dauert dieser Lernprzozeß ein kleines Weilchen und ein wachsames Auge von Mama ist gefragt. 2. Wollen Sie zukünftig warm angezogen mit dem Baby warten, bis Ihre Tochter in den Flur kommt um sich die Jacke anziehen zu lassen? Vielleicht üben Sie jetzt schon mit Ihrer Tochter, dass es Ihnen wichtig ist, dass sie gleich zum Ansziehen kommt, wenn Sie ihr sagen, dass sie nach draußen wollen. Holen Sie sie immer sofort zurück, wenn sie wegläuft bzw. achten von vorneherein darauf, dass sie gemeinsam in den Flur gehen und Ihre Tochter von dort aus nicht wieder weglaufen kann. 3. Beim Hauen reagieren Sie grundsätzlich richtig. Sie können Ihre Tochter aber auch im gleichen Raum von sich wegsetzen anstelle selbst das Zimmer zu verlassen. Statt "Nein, es tut mir weh" können Sie "Nein, ich möchte nicht, dass du haust." sagen. Dies ist eine eindeutigere Botschaft. Viele Grüße Sylvia


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