Hallo Frau Schuster,
unser Sohn 3 1/2 Jahre trödelt beim Anziehen bzw. weigert sich meist, sich allein an -oder auszuziehen. Er kann es, aber nur wenn er will. Und das ist das Problem, er trödelt mit Absicht und das bringt mich besonders morgens zur Weißglut. Ich muss 8.00 Uhr (pünktlich) auf Arbeit sein. Spätestens 7.15 Uhr müssen wir das Haus verlassen, damit er bis ca. 7.30 Uhr im Kita ist. Ohne meinem Mann, der mir morgens viel mithilft, würde ich wohl nie pünktlich auf Arbeit erscheinen. Ich bin jedenfalls schon morgens "schweißgebadet" bis wir im Kita sind. Zudem ist mein Sohn ein Langschläfer und mag gar nicht gern aufstehen. Ich wecke ihn ca. 6.30 Uhr.
Was kann ich tun? Wie kann ich ihn motivieren? Lob ist ihm völlig egal. Er ist morgens auch immer total schlecht gelaunt, ein richtiger "Morgenmuffel". Wir haben schon verschiedenes probiert und ihm "halbangezogen" im Kita abgegeben, aber auch das hat nicht funktioniert. Es ist inzwischen leider ein richtiger "Machtkampft" zwischen uns entstanden und wenn ich ihm dann schlußendlich selbst anziehe, hat er wieder gewonnen. Momentan habe ich das Gefühl, ich werde ihn wahrscheinlich nocht mit 8 Jahren anziehen müssen.
"Alleine machen" , wie bei vielen Kindern in seinem Alter, interessiert ihm nicht.
"Mama soll anziehen, Mama soll das Brot schmieren" usw.
Was haben wir bloß falsch gemacht, dass er so unselbständig ist und ihm das auch noch gefällt.
Können Sie mir Tipps geben?
Danke im voraus.
Hausmaus
Mitglied inaktiv - 16.10.2006, 14:07
Antwort auf:
Trödeln - alleine anziehen (auch @all)
Hallo Ratsuchende
Neben Astrid`s Tipps sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Ihr Sohn abends zeitig genug und entspannt einschläft (evtl. mit einem Hörspiel oder Musik?).
Damit er morgens ausreichend Zeit hat, um sich von einer Situation auf die Nächste umstellen zu können -Kleinkinder benötigen dazu viel mehr Zeit als wir Erwachsenen-, machen Sie sich ganz bewußt einen Spaß daraus, ihn 2-mal zu wecken und nach dem 1.Mal wiederum Musik anzustellen, ein Licht einzuschalten, ihn die Alltagsgeräusche hören zu lassen o.Ä.
Legen Sie die Kleidung schon abends bereit und regen Sie ihn morgens zu einem Wettspiel an: wer ist wohl zuerst angezogen: Mama, Papa oder er selbst?
Vermeiden Sie möglichst jede Hektik; stehen Sie lieber noch 15 Min. früher auf; es fällt IMMER schwer.
Vielleicht kann auch Ihr Mann sich gemeinsam morgens mit seinem Sohn fertig machen, während Sie das Frühstück zubereiten. Liegen die Sachen zum Anziehen bereit, schafft er es doch bestimmt? :-))
Unselbständig wird Ihr Sohn vermutlich nur dann sein, wenn er weiß, dass Sie oder Ihr Mann in seiner Nähe sind. KANN er aber viele Dinge eigentlich schon alleine, wird er irgendwann auch Ihre Hilfe ablehnen, die er jetzt noch "nutzt", um liebevolle Aufmerksamkeit zu erhalten.
Liebe Grüße und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 17.10.2006
Antwort auf:
Trödeln - alleine anziehen (auch @all)
Hallo Hausmaus,
dieses Problem kennen alle Eltern, vor allem die berufstätigen (ich auch). Manchmal unterstellt man seinem Kind ja Böswilligkeit, weil man nicht versteht, WARUM Kinder so ticken wie sie es tun. Kleine Kinder trödeln morgens schlicht und einfach deshalb, weil sie nicht wissen, was Eile ist. Sie haben kaum Zeitgefühl (übrigens noch bis weit ins Grundschulalter hinein) und haben keine Vorstellung, warum wir sie so drängen müssen. Sie lassen sich von uns nicht inh. weniger Jahre von ihrer natürlichen Gelassenheit in die Hetze des Atomzeitalters katapultieren, wie wir das natürlich gern hätten.
Wenn Du verstehst, dass Dein Sohn nicht aus Trotz trödelt, sondern weil ihn Deine Hetze belastet (und er sich ihr deshalb erst recht verweigert), bist Du ihm vielleicht schon nicht mehr ganz so böse...
Bei uns hat es geholfen, in einer ruhigen Minute mal (ohne vorwurfsvollen Unterton) zu erzählen, warum wir morgens unbedingt so schnell machen wollen. Auch kleine Kinder verstehen ja schon, dass Mama unglücklich ist, wenn der Chef schimpft, weil sie zu spät kommt. Der Chef möchte immer, dass Mama zur selben Zeit anfängt, weil sie sonst ihre Arbeit im Büro (oder sonstwo) nicht schafft. Das leuchtet auch Kiga-Kids schon ein wenig ein.
Außerdem stehen wir - auch wenn es schwer fällt - morgens noch etwas früher auf. So ist schlicht und einfach mehr Zeit. Ich sage meinen Kindern dann nicht, dass sie schnell machen sollen. Sondern fordere sie zu allem einzeln auf: Jetzt müssen wir uns anziehen. Jetzt putzen wir die Zähne. Dann frühstücken wir. Je kleiner die Zeitschritte und je einfacher die Anweisungen, desto weniger gefrustet sind die Kinder.
Auch ist es gut, sie möglichst viel allein machen zu lassen und dafür eben mehr Zeit einzuplanen. Je mehr ein Kind selbst kann, desto weniger fühlt es sich gedrängt und fremdbestimmt.
Außerdem braucht man natürlich dennoch Geduld. Je älter die Kinder werden, desto mehr können sie aber allein und desto reibungsloser klappt morgens alles. Unterstelle Deinem Sohn keine böse Absicht mehr, schon das wird einigen Druck aus der Situation nehmen. Nicht ER verhält sich seltsam, sondern WIR zwingen unsere Kinder in eine seltsame Zeit, in der man irren Blicks auf die Uhr starrt, statt alles in Ruhe und der Reihe nach zu machen. Klar lässt sich das in unserer Gesellschaft nicht vermeiden, aber unsere Kinder können da am wenigsten für. Und sie brauchen lange, bis sie (leider?) endlich so sind wie wir und ebenso schnell und effektiv "funktionieren"...
Grüßle,
Astrid
Mitglied inaktiv - 16.10.2006, 16:35