Schlagen/ Sachen kaputt machen

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Schlagen/ Sachen kaputt machen

Liebe Frau Ubbens, Herzlichen Dank für die guten Tipps zum Umgang mit meinem Großen (4 Jahre) neulich. Tatsächlich ist es insgesamt durch wieder mehr Outdooraktivitäten tageweise etwas besser geworden. Ich habe allerdings nochmal die Frage wie ich in bestimmten Situationen, die sich trotzdem immer wieder ereignen, ganz konkret reagiere. Nach wie vor ist ein Problem das Schlagen/Schubsen (uns Erwachsene oder den kleinen Bruder) sowie das Sachen kaputt machen. Situation 1: abholen im Kindergarten, Sohnemann will seine Schuhe nicht anziehen, in Hausschuhen raus gehen. Nach kurzer Erklärung dass das bei Schnee nicht möglich ist und ich auch noch den kleinen Bruder abholen muss, ziehe ich ihm die Schuhe an. Er holt aus und haut mir vor den Erzieherinnen und anderen Eltern laut klatschend ins Gesicht. Ich habe dann erklärt, dass ich nicht gehauen werden will und bei weiteren Versuchen seine Hand festgehalten. Ansonsten war ich merklich sauer und hab ihn zügig aus dem Kindergarten befördert und draußen nochmal erklärt, dass wir uns nicht hauen. Situation 2: Zu Hause macht er das auch, wenn etwas nicht nach seinem Willen geht oder er schuckt seinen kleinen Bruder um, teilweise richtig brutal, dass der mit dem Kopf wo dagegen knallt. Ich nehme ihn dann (mittlerweile auch mal gröber) an der Hand, sage kurz und knapp, dass wir uns nicht wehtun und er deswegen aus der Wohnung auf die Treppe sitzen muss und befördere ihn raus. Dort brüllt er dann und möchte zurück, ich lasse ihn erst wieder rein, wenn er sich beruhigt und sagt, dass er sich nun wieder benimmt. Ich habe auch schon probiert, ihn zu bestrafen indem ich Fernsehen, Süßigkeiten oder Saft zum Abendessen streiche. Das interessiert ihn gar nicht. Rausschicken ist das einzige, was manchmal hilft. Meist randaliert er dann aber draußen weiter, so dass man sich sich wieder mit ihm beschäftigen muss (er kratzt dann wirklich den Putz von unseren frisch renovierten Wänden oder haut Macken in die Holztreppe). In seinem Zimmer wirft er alles um und macht ebenfalls gezielt Sachen kaputt, wo ich eingreife, weil ich nicht einsehe, dass sein (z.T. teures) Spielzeug absichtlich zerstört wird. Die betroffenen Sachen nehme ich daraufhin für einige Tage weg und er muss dann aufräumen, wo er sich oft einfach schlichtweg verweigert, egal wie lange ich warte. Oder er sagt er benimmt sich, kommt wieder rein und macht direkt wieder Quatsch oder drangsaliert seinen Bruder und das Spiel beginnt von vorne. Mein Mann war bis vor kurzem lockerer (ich war schon immer sehr konsequent), der wird aber langsam auch mal sauer und bringt ihn raus, wenn auch nicht so konsequent wie ich. Und er schaltet danach auch wieder ganz schnell in den „Normalmodus“, während ich anfangs immer noch etwas sauer bin. Dann kommen auch Aussagen wie „ich mag die Mama nicht, nur den Papa.“ Generell hat es sich leider etwas eingeschlichen, dass der Papa mehr den Großen übernimmt und ich den kleinen, was sicher auch nicht zur Entspannung der Situation beiträgt. Hieran arbeite ich, indem ich versuche, dem großen bewusst auch Exklusivzeit einzuräumen. Übrigens haben mir mittlerweile auch die Erzieherinnen rückgemeldet, dass er oft stört, andere zum Quatsch machen anstiftet und sehr frech ist. Auch hier war man recht ratlos, da die normalen Reaktionen (erklären, ermahnen, mal kurze Auszeit in der Garderobe) gar nicht greifen. Ich bin echt ratlos und fühle mich recht hilflos. Vielen Dank nochmal und herzliche Grüße

von Krümeli am 01.02.2023, 10:44



Antwort auf: Schlagen/ Sachen kaputt machen

Liebe Krümeli, behalten Sie die Outdooraktivitäten bei, damit längerfristig gesehen, die entspannten Zeiten noch mehr werden. Zudem hat Ihr Sohn vielleicht auch Spaß an Sport. Vielleicht haben Sie eine Kinderturngruppe, eine Ballspielgruppe o.ä. bei sich vor Ort. Das bringt zusätzlich Abwechslung. Und die angesprochene Exklusivzeit ist auch wichtig. Von daher versuchen Sie gerne, die Kinder auch mal zu "tauschen". Zu Ihren beschriebenen Situationen: Ihr Sohn haut Sie, weil er sich die Schuhe nicht anziehen möchte. Zum einen müssen Sie nicht zu viel erklären. Denn Ihr Sohn weiß, dass es draußen die Schuhe angibt. Dass Sie den kleinen Bruder noch abholen müssen, interessiert ihn nicht und hat auch nichts mit den Schuhen zu tun, denn die müsste er auch anziehen, wenn Sie den kleinen Bruder nicht abholen müssten. Eine klare Aussage, wie "Ich möchte, dass du dir jetzt die Schuhe anziehst," genügt. Erklärungen hören die Kinder sowieso nicht mehr. Wichtig sind auch Formulierungen, wie, dass Sie möchten, dass er die Schuhe anzieht. Beispiel Hauen: Sie schreiben, dass sie sagen, "wir hauen nicht." Bleiben Sie bei der Formulierung, dass Sie nicht gehauen werden wollen. Wer sind denn wir? Mama und Papa? Ah, Mama und Papa hauen nicht. - Ich wohl. Kinder hören die kleinen Formulierungsfeinheiten. Ist es aber ein stetiger "Kampf", dass sich Ihr Sohn nicht die Schuhe anziehen mag, dann übernehmen Sie es vorübergehend, ohne große Worte, schon bevor Sie Ihren Sohn bitten es selbst zu tun. Sie merken, wenn Ihr Sohn unzufrieden wird, weil etwas nicht so läuft, wie er es sich wünscht. Versuchen Sie schon da einzuschreiten und gehen beispielsweise auf Abstand, so dass er Sie nicht hauen kann und nehmen auch den kleinen Bruder aus der Schusslinie. Natürlich sollen Sie das nicht auf Ewigkeit so machen, aber Sie helfen Ihrem Sohn damit, aus seiner gewohnten Schleife rauszukommen: Mir passt etwas nicht, also haue oder schubse ich. Vielleicht können Sie Ihren Sohn auch so manches Mal ablenken, bevor der große Frust kommt. Wenn Sie Ihren Sohn auf die Treppe setzen, ist er zusätzlich frustriert, dass er alleine sitzen muss. Soll ja auf der einen Seite auch eine "Strafe" sein, von daher nachvollziehbar. Wenn er aber, aufgrund seines Alters noch so schwer damit zurecht kommt, setzen Sie oder der Papa sich zu ihm oder aber die Auszeit erfolgt beispielsweise auf dem Sofa in Ihrer Nähe. Ihr Sohn kann dann nicht spielen, muss aber auch nicht alleine sein. Aufräumen können die meisten Kinder in dem Alter noch nicht alleine. Von daher gilt, gezielt zu erklären, was er aufräumen soll. "Die Autos legst du in die rote Kiste." Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 03.02.2023



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