Krippeneingewöhnung klappt nicht!

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Krippeneingewöhnung klappt nicht!

Hallo Frau Ubbens! Mein Sohn fast 2 Jahre alt. Haben wir in die Kindergrippe angemeldet da ich wieder arbeiten müsste. In der ersten Woche waren wir 4 Tage lang jeweils für 45min mit ihm in der Krippe um mit der Eingewöhnung zu starten. Er ist schon immer schüchtern gewesen und fremdelt auch fremde Erwachsene sehr stark. In den vier Tagen fühlte er sich, aber wohl und spielte mit den Kindern und Erzieherinnen. Nun haben wir am 5. Tag mit der Trennung angefangen für 10 min. Er hat natürlich geweint. Die zweite Woche haben wir es dann jeden Tag für 5 min. gesteigert. In der dritten Woche war er jeweils für 30 min. drinnen er weinte nicht nur und streite sehr stark und hat sich ganz und gar nicht ablenken lassen. Nochdazu kam dass er dann mit den Spielzeugen um sich herum geschossen hat. Jetzt in der 4. Woche versuchen wir es noch immer mit 30 min. aber er weint immer noch so bitterlich. Die Erzieherin meinte jetzt dann heute noch sie wüsste nicht ob sie es mit ihm überhaupt noch schaffen können, weil er sich nicht mal berühren lässt und nicht ablenken lässt und nur herumschreit und herum schmeißt. Er ist zuhause was das spielen angeht auch ein sehr selbstständiges Kind gewesen. Klar hat er auch zuhause geweint und es gab Momente wo wir ihn nicht schnell beruhigen konnten. Aber seit der Trennung in der Krippe, ist er komplett anderes Kind geworden, zuhause ist er auch sehr stark anhänglich geworden. Ich darf nicht mal etwas holen und sobald ich aufstehe beginnt er sofort weinen und klammert sich an mich. Nachts ist sein Schlaf davon auch betroffen er schläft nicht mehr alleine. Er ist zuhause die letzten drei Wochen auch schon sehr agressiv, unzufrieden und sehr weinend geworden. Wie gesagt er war ganz und gar nicht so ein Kind. Wir wissen nicht, wie wir reagieren können. Die Erzieherinnen meinen, sie wissen nicht ob sie es mit ihm weiter machen würden. Ich müsste in zwei Wochen arbeiten gehen. Viel wichtiger ist, ich sehe das es meinem Sohn sehr schlecht geht mit dieser Situation alleine schon wenn wir aus dem Haus gehen beginnt er an zu weinen. Es belastet ihn sehr stark. Deswegen wollte ich sie um Rat fragen, was das beste für ihn wäre? Lg

von Emi2021 am 27.02.2023, 14:15



Antwort auf: Krippeneingewöhnung klappt nicht!

Liebe Emi2021, sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber. Vielleicht ist es möglich, den Arbeitsbeginn zu verschieben oder zumindest die morgendliche Arbeitszeit, damit Sie in Ruhe mit der Eingewöhnung weitermachen bzw. neu starten können. Für Ihren Sohn wäre es hilfreich, das Vertrauen zurückzugewinnen. Das würde bedeuten, für mindestens zwei Wochen noch einmal mit ihm zu Hause zu bleiben und dann neu zu starten. Wenn dies möglich ist, sollte sanfter an die Eingewöhnung gegangen werden. Ist es nicht möglich und sie müssen weitermachen, so empfehle ich dennoch einen Neustart. Egal ob die eine oder die andere Variante empfehle ich, mindestens drei Tage keinen Trennungsversuch zu starten. Setzen Sie sich als Elternteil an den Rand des Raumes und machen sich möglichst uninteressant. Möchte Ihr Sohn mit Ihnen kuscheln, kann er dies tun. Möchte er in die Leseecke o.ä. kann er dies alleine tun, Sie bleiben auf Ihrem Posten. Sie sollten als Spielpartner nicht im gesamten Raum zur Verfügung stehen. Wird dann ein erster Trennungsversuch unternommen, sollten die Zeiten an folgenden Tagen nur ausgeweitet werden, wenn ein Trostversuch der Erzieher gelungen ist. Ansonsten wird bei den 5 Minuten geblieben. Vielleicht kann aber ja auch der Papa oder eine andere vertraute Person wie Oma oder Opa die "neue" Eingewöhnung übernehmen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 01.03.2023



Antwort auf: Krippeneingewöhnung klappt nicht!

Mein ersten Gedanken waren: - war die 1. Trennung an einem Freitag? Wenn ja, nicht gerade förderlich vor einem anstehenden Wochenende. Es wird empfohlen, die 1.Trennung nicht freitags zu machen. - warum wurde trotz nicht erfolgreicher Trennung die Trennungszeiten erhöht? Erfolgreich heißt nicht, dass das Kind gar nicht weint beim weggehen oder wieder kommen des Elternteiles bzw. der Person die eingewöhnt. Es heißt, dass das Kind sich vom Bezugserzieher beruhigen lässt. Das ist bei ihrem Kind nicht der Fall. Und in dem Fall würde man weiterhin das Elternteil mit im Raum lassen und erst 2-3 Tage später die nächste Trennung. Zudem sollte es montags keine Änderung zu Freitag geben. Das bedeutet, wenn freitags erfolgreich 10 Minuten getrennt wurde wird das montags wiederholt. War die Trennung freitags nicht erfolgreich bleibt das Elternteil gibt es montags keine Trennung. Das bezieht sich auf die erste Trennung. Das montags keine Änderung zu freitags erfolgen sollte sollte sich durch die Eingewöhnung ziehen. Jetzt ist ihr Kind in der 4. Woche. Wenn ich richtig rechne ab der 3. Woche (also jetzt einer Woche) für 30 Minuten alleine. Wie genau läuft die Trennung morgens ab? Wann bringen sie ihn zur Krippe? Bleiben sie erst noch mit dort? Wenn ja, was machen sie mit dort? Wie ist ihr Verhalten in der Zeit? Was macht ihr Kind in der Zeit? Was macht der Bezugserzieher? Gibt es einen Bezugserzieher? Das sollte der Erzieher sein, der in der Anfangszeit (jetzt) immer morgens ihr Kind annimmt. Ausnahme: Ihr Kind geht alleine in die Gruppe und fängt an zu spielen. Dass ihr Kind sich zu Hause verändert ist normal. Das hätte auch bei einer bereits gelungenen Eingewöhnung so sein können. Es sind viele Veränderungen die ihr Kind binnen kürzester Zeit verarbeitet. Und da ist der schlechte Schlaf häufig eine Folge, weil darin alles verarbeitet wird. Ihr Kind zeigt neue Verhaltensmuster welche es vermutlich in der Krippe beobachtet/mitbekommen hat. Da müssen sie schauen welche sie davon zu Hause auch haben möchten und welche nicht. Ihr Kind wird zurzeit viel Nähe von ihnen fordern. Andersherum hat er sie weniger wie zuvor. Geben Sie ihrem Kind die Zeit zur Veränderung. In Bezug auf die Eingewöhung: So wie sie das schreiben gibt es mehrere Möglichkeiten. MÖGLICHKEIT 1 Es gibt die "harte" Möglichkeit. Das bedeutet, dass ihr Kind ab sofort vormittags in die Krippe gehen wird und ab nächste Woche Dienstag so lange, wie sie es für ihre Arbeit brauchen. Ihr Kind wird morgens weinen, es wird vermutlich auch zwischendrin weinen und es wird für die Erzieher schwer, aber dafür sollte es für ihr Kind leichter sein als dieses kurze da sein, immer wieder rein finden und rausgenommen werden, wenn es evtl. auch interessant sein kann. Ihr Kind wird vermutlich zu Hause noch anhänglicher, aber das lässt mit der Zeit nach. Es ist der "harte" Weg und wenn man den geht muss man dahinter stehen. Sie werden dann in 2 Wochen arbeiten können. Jetzt die beiden Möglichkeiten, wo ich denke/weiß, dass arbeiten in 2 Wochen (fast) unmöglich sein wird. MÖGLICHKEIT 2 Die Eingewöhnung wird neu gestartet nach dem Berliner Modell. So sie es scheint wird es dort auch angewandt. Unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren (o. g.) findet die erste Trennung nach 3-4 Tagen statt und je nachdem wie die verläuft wird weiter gemacht. Im besten Fall ist ihr Kind in zwei Wochen eingewöhnt. (So sieht es das Modell im besten Fall auch vor.) Andererseits verlängert sich die Eingewöhnung immer wieder (z. B. nach gescheiteter 1. Trennung um 2-3 Tage). Da wird dann immer noch nach dem Berliner Modell gearbeitet, nur tritt nicht der beste Fall ein, was bei den meisten Kindern nicht eintritt. Viele Kinder brauchen mehr als 2 Wochen Eingewöhnung. MÖGLICHKEIT 3 Die Eingewöhnung startet neu nach dem Münchner Modell. In dem Modell ist es so, dass alles zuerst von der eingewöhnenden Person (meist Elternteil) gemacht wird im Beisein des Bezugserziehers. Es ist durchaus normal, dass man mehrere Stunden mit dem Kind in der Krippe verbringt. Immer mehr gibt das Elternteil die Aufgaben an den Bezugserzieher ab. Auch wenn das Kind z. B. den Vormittag alleine in der Krippe bleibt wird das erste Schlafen legen vom Elternteil übernommen und es bleibt die gesamte Zeit in der Krippe, die das Kind schläft. (Z. B. in einen Nebenraum.) Es ist somit auch die Person, die das Kind wieder hoch nimmt wenn es aufwacht. Nach dem Modell dauert eine Eingewöhnung oft 6 Wochen und mehr. Erzieher müssen dafür sein, dass mehrere Stunden am Tag ein, teilweise auch zwei (z. B. wenn zwei Eingewöhnungen zeitgleich sind), Elternteile mit dabei sind. Es ist anders als das Berliner Modell, aufwendiger auch würde ich sagen für die Erzieher. Der Erfolg einer Eingewöhnung, gerade für Kinder, die sich schwer lösen können, besser. Ich bin Erzieherin und arbeite überwiegend nach dem Berliner Modell. Einmal habe ich nach 2 Wochen eine Eingewöhnung neu gestartet und bin auf das Münchner Modell umgestiegen. Die nächsten 8 Wochen haben nur so gut funktioniert, weil das Elternteil mitgearbeitet hat, sich bereit erklärt hat mehrere Stunden am Stück in der Gruppe zu verbringen, immer wieder neue Abschnitte gemeinsam mit mir zu machen. Ohne meine Kollegen die sich in der Zeit mehr um die anderen Kinder kümmern mussten hätte das nicht geklappt. In der letzten Woche haben wir von 6 auf 9 Stunden erhöht. Gerne hätten wir das noch langsamer gemacht, nur ging es wegen der endeten EZ des Elternteiles nicht. Während der Eingewöhnung wurde nach ca 6 Wochen das Elternteil gewechselt (Elternzeit des anderen Elternteils endete). Wir wussten, dass wir ab da an nur noch 4 Wochen haben. Es hat geklappt. Wenn nicht wäre in dem Fall Möglichkeit 1 eingetreten, was niemand wollte. Selbst nach der Eingewöhnung von ca. 10 Wochen war das Kind anfangs sehr auf mich bezogen. Nur ich konnte durfte das Kind morgens annehmen (sonst schrie es sich in rage, was u. a. auch dazu führte, dass wir es abholen ließen, weil es sich auch von mir nicht beruhigen ließ). Es weinte beim morgendlichen Gehen des Elternteils, ließ sich allerdings gut beruhigen. Das Kind war immer in meiner Nähe. Mit der Zeit ließ es Kontakt von meinen Kollegen zu. Als ich ca. 1-2 Monate nach der Eingewöhnung geplant nicht da war haben wir vorher mit den Eltern darüber gesprochen und gemeinsam beschlossen, dass das Kind in der Zeit nicht kommen wird. Nicht, weil meine Kollegen es nicht betreuen wollten/konnten, sondern um dem Kind keine Unsicherheit zu geben, dass plötzlich die Bezugserzieherin nicht da ist. In der Familie war das Glück, dass die Großeltern für so welche Zeiten anreisen konnten und sehr gerne das Enkelkind betreuten. Nach den Monaten hatte das Kind einem besseren Kontakt zu meinen Kollegen und kam immer. Wie ist ihre berufliche Situation? Haben Sie z. B. die Möglichkeit noch Urlaub zu nehmen um die Eingewöhnung weiter zu führen? Wie sieht es beim KV aus? Evtl. ist auch ein Wechsel des Bezugserziehers vom Vorteil. Das heißt nicht, dass sie den jetzigen nicht qualifiziert genug finden. Es kann sein, dass die Chemie zwischen dem und ihrem Kind nicht passt, was sie als KM so nicht wahrnehmen.

von Ani123 am 28.02.2023, 09:20



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