Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Könnten das Zeichen für Hochbegabung sein? Achtuing, sehr lang!

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Könnten das Zeichen für Hochbegabung sein? Achtuing, sehr lang!

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Hallo! Ich hatte ja schon öfter über Merlins auffälligem Verhalten im Kiga gesprochen, das mich so manches Mal in Selbstzweifel gesetzt hat. Schwiegereltern und später die Erzieherinnen im Kiga hatten immer etwas an ihm auszusetzen. Mal war er zu lieb und konnte sich nicht wehren, ein Eigenbrötler, zu weinerlich,... und mir wurde dann zu guter letzt zu einem Triple-P Kurs geraten. Nun ist es so, daß er im Februar 6 Jahre alt geworden ist und nun eigentlich die Schule ansteht. Und schon kommt ein neuerliches Problem auf uns zu: die einen sagen, er solle besser zur Vorschule, die anderen sagen, seine Probleme beliefen sich eher auf Unterforderung, weil er wirklich sehr pfiffig ist. Vorab also erstmal die Empfehlung der Erzieherin: 1. Äußeres Erscheinungsbild: Seine Körpergröße ist altersentsprechend. Merlin hat ein etwas plumpes Gangbild. Sein Rennen ist schwerfällig und langsam. Bewegungen, die Schwung und Kraft erfordern, fallen ihm schwer. Er wirkt oft kraftlos und überfordert. 2. Motorik: Alle schnellen Bewegungen, wie z.B. Hüpfen, Ballspiele, Fangen fallen ihm schwer. Reaktionen erfolgen zu spät oder zu schwach. In der Feinmotorik zeigen sich Verkrampfungen. Ermüdungserscheinungen und keine Ausdauer. Er meidet feinmotorische Bewegungen. 3. Sprache: Sie ist dem Alter entsprechend. Er kann sich gut artikulieren, setzt sich verbal auseinander, fragt viel und diskutiert gern. Seine Ausdrucksweise ist langsam und bedächtig. 4. Soziales Verhalten: Merlin zieht sich oft zurück, sucht keinen Kontakt oder vermeidet bewußt Kontakte. Er sucht immer wieder die Nähe des Erziehers. Er spricht auch häufig Fremde an und versucht sie in ein Gespräch zu verwickeln. Bei Auseinandersetzungen weint Merlin schnell. Er kann sich nicht durchsetzen. Merlin wirkt zurückhaltend und etwas ängstlich. Seine Sichtweisen sind kompliziert, sodaß die Kinder ihn nicht immer verstehen und daher das Spiel mit ihm oft meiden. 5. Arbeitsverhalten: Er ist nicht schnell zu motivieren. Möchte in Ruhe gelassen werden. Bei Angeboten läßt er sich schnell ablenken und kann sich dann nicht auf die Sache konzentrieren. Merlin versucht oft Regeln und Grenzen zu untergraben (provozierendes Verhalten). Empfehlung des Kindergartens: Wir sind der Meinung, daß Merlin in der Vorschule seine Defizite aufholen kann und ihm dadurch ein guter Start in die Grundschule gegeben wird (Originalsatz der Erzieherin: ...ihm dadurch einen guten Start in der Grundschule gegeben wird. Meiner Meinung nach grammatikalisch falsch.). Mfg,... Meine Schwester (ebenfalls Erzieherin) fiel aus allen Wolken, als sie das hörte und fragte mich dann, ob ich mir das Thema "Hochbegabung" mal angeschaut hätte. Sie wäre der Meinung, so wie das klingt, wäre Merlin eher unterfordert und würde deswegen so auffällig sein. Und das Merlin in einem Jahr Vorschule sich so sehr ändern würde, das glaubte sie auch nicht. Ich habe dann noch mit der alten Erzieherin gesprochen (da Merlin erst seid August in diesem Kiga ist) und ihr die Empfehlung vorgelesen. Sie meinte, daß sie Merlin genau so kennen würde und er sich kein wenig geändert habe, vom Verhalten. Sagt das nicht auch wenig Chancen vorraus, daß er sich in einem Jahr Vorschule dann auch nicht wesentlcih ändern wird? Also stand ich wieder am Anfang :-(. Dann habe ich geschaut, was im I-net so über Hochbegabung zu finden war und ich muß sagen, daß ich unseren Großen in vielen Dingen wiedergefunden habe. Aber wie sagt man das dem Umfeld, ohne das die denken, man habe einen Lattenschuß und würde sich etwas einbilden? Ich rief einen Mann an, der eine Gruppe von Hochbegabten leitet. Erst klang er etwas skeptisch am Telefon, aber als ich ein wenig über Merlin erzählte, wurde er schon interessierter. Als ich ihm das mit dem Sozialverhalten erzählte, hat er sich richtig darüber geärgert. Er sagte auch, wenn Kinder überfordert wären, würde alles menschenmögliche gemacht, um sie zu fördern. Sind sie aber unterfordert, haben sie Probleme und es wird sogar oft den Eltern falsche Erziehung vorgeworfen. Puh, was war ich erleichtert, daß von einem Fachmann zu hören. Er gab mir auch einige Telefonnummern von Psychologen, die auf solche Tests spezialisiert sind. Ich habe sogleich bei einer angerufen und ihr das ebenfalls geschildert. Auch sie war sofort davon überzeugt, daß Merlin unterfordert sei und riet mir, ihn bloß nicht zur Vorschule gehen zu lassen! Sie meinte wegen Merlins Sozialverhalten im Kiga, ich solle der Erzieherin mal sagen, daß nicht alle Kinder gleich sind und es selbstverständlich auch welche gibt, die lieber alleine spielen. Und das er sich lieber an Erwachsene hält, fand sie auch völlig normal. Wenn die Kinder ihn nicht verstehen würden, hält er sich natürlich an Erwachsene, DIE ihn verstehen. Irgendwie einleuchtend. Sie arbeitet jeden Dienstag in einer Kinderarztpraxis, wo ich mir dann auch einen Termin geholt habe, um einen IQ-Test machen zu lassen. Der wäre aber erst im Mai. Man zweifelt trotzdem noch hin und her. Vor zwei Wochen war dann die schulärztliche Untersuchung und Merlin hat da echt super mitgemacht. Als er ein paar Bilder zählen sollte, fing er sofort an, im Kopf zu zählen. Die Ärztin sagte, er solle mit dem Finger dabei zeigen. Merlin:"Ich kann das aber schon im Kopf!" Sie meinte, er solle es aber trotzdem zeigen, auch wenn er es schon ohne könne. Also zeigte er auf das erste Bild, sagte "Eins!" und zählte laut im Kopf weiter (den Finger immer noch beim ersten Bild). Etwas schmunzeln mußten wir da schon :-). Zum Schluß sagte sie dann, daß sie bei ihm außer in der Feinmotorik (verkrampfte Stifthaltung) keine Bedenken hätte, aber das könnte man bis dahin mit Ergotherapie in den Griff bekommen. Als ich vorher mit der Erzieherin darüber gesprochen habe, daß man da ja bestimmt noch etwas machen könne, hat die sofort abgewunken, daß man das so schnell nicht hinbekäme (grübel). Die Leiterin der Psychomotorik, wo er aufgrund seiner grobmotorischen Probleme seit einem Jahr hingeht, hatte eher Bedenken, wegen seinem Sturrkopp (den ich allerdings auch bestätigen kann) und seinem sensiblen Wesen. Aber sie sagte auch, daß sie natürlich nicht wüßte, ob sich das in einem Jahr Vorschule ändern ließe. Ich habe mich dann mit anderen Eltern hochbegabter Kinder getroffen, um mit ihnen meine erfahrungen auszutauschen. Irgendwie sind diese Kinder immer anders, als alle anderen, ihre Fähigkeiten variieren ziemlich stark, nicht bei allen ist es gleich ausgeprägt. Ich fuhr nach hause und war mir sicher, ein Hbchen zu haben, nach dem, was ich da so gehört habe. Doch mit der Zeit kommen auch wieder die Zweifel. Donnerstag war ich dann bei unserer Kinderärztin, um mit ihr über die Ergotherapie zu sprechen. Sie untersuchte ihn und fragte dann auch, ob er denn auch bald zur Schule käme. Ich habe ihr gesagt, daß wir das noch nicht genau wüßten, da die Erzieherin meinte, er solle zur Vorschule gehen. Sie:"Wie? So ein pfiffiges Kerlchen soll zur Vorschule gehen? Warum denn? was hat sie denn noch gesagt?" Ich habe ihr alles erklärt und sie schüttelte nur den Kopf. Sie meinte auch, wenn er so wäre, dann würde sich das auch in einem Jahr Vorschule nicht ändern. Ich habe ihr dann auch den Verdacht meiner Schwester (die übrigens ebenfalls Erzieherin ist) erzählt und die Ärztin ging sofort darauf ein und meinte, daß das schon eher sein könne, so wie er reden würde. Klar, das die anderen Kinder ihn dann manchmal nicht verstehen würden, er ist vom Wortschatz schon sehr weit. Sie meinte, ich solle das unbedingt mal testen lassen und wollte mir schon eine Adresse geben. Da ich schon eine hatte, brauchte sie das ja nicht mehr. Als ich dann noch einmal wegen Ergotherapie fragte, meinte sie, wir sollten erstmal den Test abwarten und dann wiederkommen, sie würde uns da schon weiterhelfen. Zum einen fiel mir ein Stein vom Herzen, weil das ja hieße, daß ich gar nicht so viel verkehrt gemacht habe, in der Erziehung (sind Hbchen doch als Sturrköppe bekannt), andererseits bin ich auch nicht begeistert, falls dem wirklich so ist, denn dann hat ER es in unserer deutschen Gesellschaft schwer. Irgendwie kann und will ich es auch nicht so richtig glauben/wahr haben. ich ahbe ihnen deswegen diesen langen Brief geschrieben, weil ich gerne noch eine Meinung von einer objektiven, unabhängigen Fachkraft hätte. Ich sitze so im Zwiespalt. klar, wir werden diesen Test auf alle Fälle durchführen, um Gewißheit zu haben, aber in der Zwischenzeit hänge ich irgendwie durch. Und was mache ich, wenn er tatsächlich Hb ist? Ich fühle mich mit der momentanen Situation völlig überfordert :-(. Falls Sie noch Fragen haben, dürfen Sie diese gerne stellen. Ciao, Kerstin!


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Hallo Kerstin Noch ehe ich Ihren Bericht zu Ende gelesen hatte, kam mir auch schon der Gedanke an eine Ergotherapie für Merlin durch den Kopf, den ich nun eigentlich bestätigt sehe.- Da Ihr Sohn vom Intellekt her -ähnlich wie bisher im Regel-KiGa- in der Vorschule stark unterfordert sein würde, sehe ich dort keine Möglichkeit, ein Verhalten einzuüben, mit Dem er im Klassenverband seinen ganz persönlichen Platz finden kann. Ihrer Beschreibung nach zeigt Merlin doch ein recht großes Gefühl der Unsicherheit, was er mit seiner evtl. überdurchschnittlichen Intelligenz zu überspielen versucht. Diese Unsicherheit wird ihm in einer den Schulalltag unterstützenden Therapie durch die Stärkung seines Selbstwertgefühls sicherlich genommen werden können. Aus diesem Grunde denke ich, dass eine Einschulung bei gleichzeitiger, begleitender Therapie für Ihren Sohn sicherlich besonders geeignet ist um nicht in Teilbereichen seiner Verhaltensweisen weiterhin gehemmt zu bleiben. Sollte Merlin tatsächlich hochbegabt sein, was ich aus der Ferne und ohne längere Beobachtung verständlicher Weise nicht feststellen kann, wird er in dieser Therapie sicherlich einen Ausgleich finden, sodass ihm die Schule auch dann Spaß macht, wenn er dort anfangs nicht seinem Können entsprechend gefordert wird. Ganz nebenbei: Haben Sie zusätzlich Merlin`s Seh- und Hörfähigkeit überprüfen lassen, da sich diesbezügliche Defizite durchaus auf seine Motorik und sein Sozialverhalten auswirken können? Teilen Sie uns entsprechende Diagnosen und Entscheidungen mit, um ggf. auch anderen Kindern in gleicher Situation durch Ihre Erfahrungen helfen zu können?- Liebe Grüße und: bis bald?


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