Hallo,
mein Sohn wird im April 3 Jahre alt und besucht zur Zeit eine Krippe. Ab September benötigen wir einen Kindergartenplatz. Wir wohnen in einer Großstadt und die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch dass wir gar keinen Platz bekommen deshalb kann man nicht von Auswahl sprechen. Gestern haben wir uns einen städtischen Kindergarten angeschaut. Dort habe ich erfahren dass der Migrationsanteil dort bei über 90 % liegt, es gibt kaum deutsche Kinder und fast alle Kinder sprechen kein Deutsch wenn sieben den Kindergarten kommen. Das wird durch altersgemischte Gruppen aufgefangen. Mir hat der Kindergarten eigentlich sehr gut gefallen aber ich mache mir darüber Gedanken ob es das richtige Lernumfeld ist für meinen Sohn, dessen Muttersprache Deutsch ist auch wenn er italienische Wurzeln hat. Ich schwanke dazwischen ihn zu einem weltoffenen Menschen erziehen zu wollen und das als Vorteil zu sehen oder zu denken dass er dadurch Nachteile haben wird, weil das Lernniveau sehr niedrig ist.
Können Sie mir da weiterhelfen bei meiner Entscheidung?
Vielen Dank
von
blacksan
am 21.02.2018, 09:04
Antwort auf:
Hoher Migrationshintergrund in Kindergarten Problem?
Liebe blacksan,
für die meisten Kinder ist eine solche Situation völlig in Ordnung. Sie akzeptieren das unterschiedliche Aussehen und die unterschiedliche "Sprachentwicklung". Die Migrationskinder werden relativ schnell deutsch lernen, falls sie die deutsche Sprache zum Kindergartenstart noch nicht können. Haben die Erzieher von einem niedrigen Lernniveau gesprochen oder war es Ihr Eindruck? Wie meine Vorrednerin schon schrieb, ist das Lernen weniger ein Problem. Jedes Kind wird soweit auf die Schule vorbereitet, dass es gut starten kann, soweit die individuelle Ausgangslage jedes einzelnen Kindes es zulässt.
Vielmehr müssen Sie sich die Frage stellen, ob es für Sie in Ordnung ist, dass Ihr Sohn womöglich überwiegend Kinder mit Migrationshintergrund als Freunde hat. Denn dies wird unweigerlich passieren und muss auch nicht negativ bewertet werden.
Fragen Sie im Kindergarten nach, ob Sie für einen Vormittag hospitieren dürfen. Dann können Sie das Miteinander der Kinder erleben und dies Ihr Bauchgefühl untermauern.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 21.02.2018
Antwort auf:
Hoher Migrationshintergrund in Kindergarten Problem?
Nur kurz als Anstoß vorab: Das Lernniveau wäre für mich keine Hauptsorge. Der Kiga ist ja keine Vorschule. Zwar werden die Fünfjährigen in Extrastunden (oft nachmittags) etwas auf die Schule vorbereitet, aber das ist nicht die Hauptaufgabe des Kindergartens. In der Grundschule wird immer bei null begonnen, deshalb würde es auch wenig bringen, die Kinder vorher schon zu sehr zum Lernen anzuhalten.
Was die Kinder allerdings natürlich bekommen sollten, ist lebenspraktisches Wissen. Gute Kigas haben daher immer viele Projekte: ein Gemüsebeet anlegen, Brot backen, Müll trennen, Künstler einladen, einen Raum von den Kindern selbst gestalten lassen usw. - so hat auch unser Kiga das gemacht.
Der zweite Schwerpunkt im Kiga ist natürlich die Vermittlung eines guten Sozialverhaltens. Hier sehe ich denn auch - wenn überhaupt - das einzige wirkliche Problem bei einem hohen Anteil von Kindern aus zum Teil völlig anderen Kulturkreisen. Denn es könnte natürlich sein, dass es mehr Spannungen und Konflikte inh. der Gruppe gibt, weil Werte und Erziehungsweise oft stark von deutschen abweichen. In traditionell muslimischen Familien sind schon kleine Jungs z. B. oft höher geschätzt und haben mehr zu sagen als Mädchen.
Auch die Art der Erziehung ist oft sehr unterschiedlich, was sich indirekt auf das Gruppenklima auswirken könnte. Zum Beispiel ist das Schlagen von Kindern in vielen traditionell-muslimischen Familien noch ein akzeptiertes Erziehungsmittel. Ich könnte mir vorstellen, dass solche Kinder dann "schwieriger" und evt. aggressiver sind als andere.
Andererseits ist es sicher auch eine Bereicherung, wenn Dein Sohn Vielfalt erlebt. Dies wird sicher zum Teil zwar anstrengend sein. Denn Du wirst dadurch vielleicht manche Themen mit Deinem Sohn erörtern und besprechen müssen, die es so in anderen Kigas nicht gibt. Aber das muss gar nicht schlecht sein, er bekommt dann vielleicht ein kritisches Gespür für Andersartigkeit - wo sie gut ist, und wo sie eher nicht so gut ist.
Ich persönlich würde - wenn es keine andere Betreuungsmöglichkeit gibt - einen Versuch wagen. Ich hätte sicher ein paar Bedenken, so wie Du - aber die müssen ja nicht zutreffen. Vor allem aber: Dein Sohn braucht in diesem Alter dringend viel Kontakt mit anderen Kindern, je mehr, desto besser. Die reine Mama-Kind-Konstellation zu Hause ist nicht sehr fruchtbar und nicht mehr ausreichend für einen Dreijährigen, finde ich. Außerdem hattest Du ja beim Besuch einen guten Eindruck von dem Kiga - und dieses mütterliche Bauchgefühl stimmt meist, das ist zumindest meine eigene Erfahrung.
LG
von
Windpferdchen
am 21.02.2018, 09:41
Antwort auf:
Hoher Migrationshintergrund in Kindergarten Problem?
Ich kann deine Sorge absolut verstehen. In der Kiga-Gruppe meiner Tochter (3,5 Jahre) liegt der Migrationsanteil bei ca. 50%. Nach meiner Einschätzung ist dies größtenteils unproblematisch. Im Gegensatz zu vielen Eltern sprechen die Kinder meist recht gut deutsch (sollen sie hier ja auch lernen). Natürlich schaut sich meine Tochter zum Teil auch Unsinn von anderen Kindern ab und über alle Wörter die sie mitbringt sind wir auch nicht begeistert. Doch das liegt eher an den älteren Kindern im allgemeinen und hat weniger mit dem Migrationshintergrund zu tun und ist völlig normal. Die Erzieherinnen sind sehr liebevoll und bemüht und die Kinder lernen dass jeder individuell ist und dass sie einander zu respektieren sollen.
Wenn du ansonsten einen positiven Eindruck von der Einrichtung hast, würde ich dir auf jeden Fall empfehlen dein Kind dort hin zu geben. Kannst ja weiterhin auf der Warteliste der anderen Einrichtungen bleiben falls du später doch wechseln willst.
von
bellis123
am 21.02.2018, 10:45
Antwort auf:
Hoher Migrationshintergrund in Kindergarten Problem?
Hallo,
vielen lieben Dank für eure Antworten. Ihr habt mich in meinen Gedanken gestärkt, ich werde die Anmeldung auf jeden Fall bestehen lassen und denke positiv darüber.
Sandra
von
blacksan
am 24.02.2018, 20:58