Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Höflichkeit einer Fünfjährigen

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Höflichkeit einer Fünfjährigen

Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Schuster, unsere Tochter ist 5 1/2 Jahre alt und ein recht schüchternes Mädchen. Meine Familie wohnt 300 km entfernt und wir fahren nur ca. 6 Mal im Jahr dort hin. Mein Vater ist schon älter, 73 Jahre. Dort wird sehr großen Wert auf Höflichkeit gelegt und dadurch kam es gestern sogar zum Eklat. Unsere Tochter wurde das ganze Wochenende gegen ihren Willen gedrückt und abgeküßt und sollte Opa (der Geburtstag hatte) auch küssen. Außerdem war dann gestern die Feier mit 30 alten Menschen. Denen sollte sie alle die Hand geben etc. Als wir wieder abfahren wollten, rief unsere Tochter nur tschüß in die Runde und daraufhin flippte mein Vater fast aus. Wir würden unser Kind nicht vernünftig erziehen etc. Ich war einerseits über das Verhalten meines Vaters entsetzt, der überhaupt kein Verständnis für ein kleines Kind aufbringt, andererseits war ich traurig, dass unsere Tochter sich selbst das Leben so schwer macht. Würde sie die Hand geben und antworten wenn man sie anspricht, würde man sie vielleicht nicht so nerven. Heute früh das gleiche im Kindergarten, die Erzieherung sagte guten Morgen und unsere Tochter sagte nichts. Bei uns zu Hause sagen wir aber doch auch immer "guten Morgen, guten Appetit, Gesundheit etc.". Warum fällt ihr es so schwer? Über eine Antwort und evtl. einen Tipp wäre ich sehr dankbar. Liebe Grüße Silke


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Hallo Silke Ihre Tochter wird froh gewesen sein, sich von dem Opa und seinen Gästen verabschieden zu können, sodass diese Verabschiedung ihr gar nicht schnell genug gehen konnte und es gerade noch zu einem "tschüß" reichte. Dieses Verhalten ist wirklich nur zu verständlich oder glauben Sie, dass der Opa sich von jedem einzelnen Kind einer Gruppe mit Handschlag verabschieden würde?- Kinder orientieren sich nur allzu gern an ihren Vorbildern, die auf Grund ihrer vielen Erfahrungen zu der Vorbildfunktion auch noch eine große Geduld und viel Verständnis gegenüber Lernenden aufbringen sollten. Ihre Tochter wird sich ganz bestimmt bald überlegen, warum sie sich höflich (?) verabschieden sollte, wenn sich plötzlich Niemand mehr von ihr verabschiedet, bzw. sie gar nicht mehr beachtet. Schlagen Sie Ihrem Vater doch mal diese Verhaltensweise vor, statt seine Enkelin zurechtzuweisen für Etwas, dessen Notwendigkeit sie noch nicht erkannt hat. Zu Hause wird Ihre Tochter dieses Verhaltensmuster schon freiwillig und ohne unter Druck gesetzt worden zu sein übernommen haben.- Nachdenkliche Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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Also die Reaktion Deines Vaters war sicherlich unangemessen. Ihr wollt ja Euer Kind auch nicht dressieren. Es gehört meines Erachtens übrigens auch zur Höflichkeit, dass man auch schon Kinder in ihrer Persönlichkeit respektiert und sie eben nicht unentwegt drückt und abküsst, bloß weil man zufällig verwandt ist, wenn es das Kind nicht will! Schüchternheit wird schnell als Unhöflichkeit oder Bockigkeit verurteilt (meine Kinderärztin erzählte mir mal, dass das bei ihr als Kind der Fall war, und dass sie das schlimm fand). Ich habe das Problem so noch nicht, mein Sohn ist auch noch jünger, aber ich ermutige ihn schon öfter "Guten Tag" zu sagen oder die Leute auch selbst etwas zu fragen, ohne mich von ihm schicken zu lassen (täte er nämlich gerne), vor allem bei vertrauten Personen kann man das ganz gut üben, die das auch entsprechend würdigen und offen gegenüber dem Kind sind. Ich glaube, schüchterne Kinder brauchen dieses Erfolgserlebnis, damit sie sehen, dass man mit "Umgangsformen" (letztlich geht es ja darum und nicht nur um "Höflichkeit") auch durchaus etwas erreichen kann. Bestimmt wird sie das eines Tages auch prima hinbekommen, ihr solltet ihr immer den Rücken stärken.


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