Hallo Frau Ubbens,
sie haben mir schon mehrfach weitergeholfen, danke dafür! Zu meinem aktuellen Anliegen:
Wir haben 4 jährige Zwillingsjungs und ein 4 Monate altes Baby.
Die Jungs gehen von 8-15 Uhr in die Kita.
Ich habe ein paar Fragen:
1. Die Jungs spielen zuhause oft zusammen, streiten aber auch häufig, ich kann oft nicht erkennen, ob sie im Spiel rumschreien oder sich grade wirklich wehtun. Wann sollte ich einschreiten?
2. Wieviel sollte man 4 jährige „bespaßen“? Ich habe oft das Gefühl, vor allem der eine weiß nichts mit sich anzufangen, dann quengelt er nach Süßigkeiten, Fernsehen und hängt an meinem Bein berum. Ich biete dann an, zu kuscheln, ein Spiel mit ihm zu spielen, was vorzulesen oder zu malen, kneten etc. Oft will er das aber nicht und nervt weiter rum. Was soll ich tun? Wieviel sollte man aktiv mit 4 jährigen spielen und wie stark darf man erwarten, dass sie sich allein beschäftigen bzw mit Geschwistern beschäftigen?
3. Einer der beiden hat vor Monaten das Schreien für sich entdeckt. Er schreit wegen jeder „Kleinigkeit“ rum. Sein Bruder hat zb den Stift den er will. Er hat nasse Hände in der Badewanne . Es ist ein Tropfen Saft auf seinen Pulli gekommen. Er hat Hunger. Er findet etwas nicht. Er hat was vergessen. Ketchup ist leer. Lieblingsbecher in der Spülmaschine. Eigentlich kann ihn jede Situation zum Schreien/Losheulen bringen. So ist es fast den ganzen Tag laut hier, vor allem wenn dann von oben nach unten gekreischt wird. Mich macht das natürlich wahnsinnig. Den Papa im Homeoffice auch. Was sollte ich tun? Ignorieren? Drauf eingehen?
4. Die beiden wissen oft nicht wann wirklich Schluss ist. Egal wie ernst ich sage, dass es jetzt reicht, wenn sie sich zb zanken, zu doll im Wohnzimmer rumtoben oder abends vorm ins Bett gehen noch rumhampeln. Wie kann man ein „es-reicht-hier-und-jetzt“ vermitteln? Oft fällt mir keine Konsequenz ein, die ich anwenden könnte, wenn sie nicht hören.
Natürlich ist mir klar, dass beide durch ihr Verhalten teilweise auch einfach Aufmerksamkeit wollen, aber es ist mir durch das Baby einfach nicht immer möglich, da die kleine oft stillt und auch nur tags mit Körperkontakt in der Trage schläft. Ich gebe mein möglichstes trotzdem den Großen auch gerecht zu werden.
Beste Grüße
von
Moonmoth
am 17.01.2022, 18:26
Antwort auf:
4 jährige beschäftigen (lassen)
Liebe Moonmoth,
zu 1.: Hören Sie die Kinder schreien/streiten, gehen Sie in ihre Nähe. Sicherlich können Sie nunmehr erkennen, ob es sich um einen Streit oder um Schreien im Spiel handelt. Tun sich die Kinder gegenseitig weh, greifen Sie ein.
zu 2.: Von vierjährigen Kindern kann man noch nicht erwarten, dass sie sich mit anderen Kindern/Geschwistern beschäftigen. Manche mögen es gerne, andere spielen noch lieber alleine oder mit einem Erwachsenen. Statt Spielangebote können Sie Ihren Sohn gerne in die täglichen Hausarbeiten mit einbeziehen. "Du kannst die Küche fegen, die Kartoffeln angeben, die Gurke schneiden, den Tisch decken ...." Die meisten Kinder in dem Alter sind stolz, wenn sie helfen dürfen und sind gleichzeitig beschäftigt. Bzgl. Fernsehen, Süßem usw. stellen Sie gerne klare Regeln auf, damit Ihr Sohn lernt, dass es keinen Zweck hat danach zu quengeln, da es sowieso nur nach dem Abendessen fernsehen oder es nur eine Süßigkeit am Nachmittag gibt. Klebt Ihr Sohn an Ihrem Bein und grundsätzlich haben Sie Zeit für ihn, dann machen Sie einen Vorschlag, bieten aber nicht erst das eine, dann das nächste usw. an. Ihr Sohn kann eine eigene Idee einbringen oder Ihren Vorschlag annehmen. Quengelt er weiter, ignorieren Sie das Quengeln. "Du darfst gerne weiter quengeln, ich höre dir aber erst wieder zu, wenn du in einem normalen Ton mit mir sprichst." Manchen Kindern fällt es noch sehr schwer, sich alleine zu beschäftigen, aus dem Grund sollten Sie keine großen Zeiträume erwarten. Haben Sie keine Zeit für Ihren Sohn, dann vereinbaren Sie einen Zeitraum, nach dem Sie wieder Zeit für ihn haben. Machen Sie ihm diesen Zeitraum mit einer Sanduhr/Eieruhr oder z.B. einer CD deutlich. "Nach Lied ... habe ich wieder Zeit für dich." Fangen Sie mit wenigen Minuten an und erweitern in kleinen Schritten die Zeit. Wenn Sie z.B. das Baby stillen und Ihr Sohn weiß nichts mit sich anzufangen, können Sie ihm anbieten, ihm zeitgleich etwas vorzulesen.
zu 3.: Schreit Ihr Sohn, weil er etwas möchte oder ihm etwas nicht gefällt, erklären Sie ihm in einem ruhigen Ton, dass Sie ihm bei der Klärung seines Problems behilfich sind, wenn er es in einem normalen Ton sagt. Sprechen Sie genau die Situation an, um die es geht. "Ich kann dir den Becher abwaschen, du musst nur leise mit mir sprechen." "Ich kann dir helfen zu suchen, wenn du ruhig bist." ... Bleibt Ihr Sohn laut, dann ignorieren Sie sein Schreien.
zu 4.: Bieten Sie gerne eine Alternative zum nicht erwünschten Verhalten an. "Ich kann euch etwas vorlesen, wenn ihr euch ruhig zu mir setzt." oder "Wir gehen jetzt in den Garten / nach draußen, da könnt ihr weitertoben." U.ä.. Auf diese Weise müssen Sie nicht immer "nur" zum Aufhören mahnen und gleichzeitig freuen sich die Kinder, wenn eine Aktivität angeboten wird. Manchmal muss aber dennoch ein "Jetzt reicht es.", ausgesprochen werden. Dazu nehmen Sie gerne die Jungs an die Hand und führen sie voneinander weg oder in einen anderen Raum.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 18.01.2022